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Harrys POV: 

Zuerst fühlte ich mich selbst komplett überrumpelt vom Geschmack seiner Lippen auf meinen, doch dann legten sich seine schmalen Hände um meinen Nacken, damit er mich näher zu sich ziehen konnte. Sobald ich ihn leicht biss, entwich ihm ein zufriedenes Seufzen und ich spürte, wie sich seine Erregung stärker an meinen Oberschenkel presste. 

Von wegen hetero. So wie seine Finger allmählich meinen Rücken hinunterwanderten und schließlich an meinem Hintern liegen blieben, war ich garantiert nicht der erste Mann, den er so leidenschaftlich küsste. Triumphierend darüber, dass sich meine Vermutung bestätigt hatte, schmunzelte ich in den Kuss hinein, was ihn allerdings schlagartig aus der Fassung brachte. 

Wie von der Tarantel gestochen schubste er mich von sich, sprang auf und war schneller davon gesprintet, als ich überhaupt reagieren konnte. Mein Schreien ignorierend raste er um die nächste Ecke und war aus meinem Sichtfeld verschwunden. 

"Scheiße." Fluchend raufte ich mir die Haare und überlegte, ob ich ihm folgen sollte. Aber weil er mir wahrscheinlich entweder eine Ohrfeige verpassen oder mich weiterhin ignorieren würde, entschied ich mich dagegen und trat stattdessen den Weg zu der Wohnung von Niall an, die glücklicherweise im Stadtteil Ostend lag, nicht weit entfernt von der Innenstadt. 

Der sah jedoch ebenfalls so aus, als wolle er mir auch am liebsten eine reinhauen, weshalb ich abwehrend die Hände hob und mich an ihm vorbei ins Wohnzimmer schob. "Lass es mich erklären", bat ich, nachdem ich mich auf die Couch hatte fallen lassen und der Ire sich vor mir aufgebaut hatte. 

Misstrauisch hob er eine Augenbraue. "Da bin ich jetzt aber mal gespannt."

"Also.... ich hatte heute irgendwie spontan die Eingebung, dass er gar nicht so rechts ist, wie er immer tut."

Niall schnaubte bloß. "Du hattest die Eingebung?", wiederholte er ungläubig meine Worte, da sich das wahrscheinlich völlig bescheuert anhörte. 

Dennoch beharrte ich darauf. 

"Das Geburtstagsfestival in Sachsen? Ich glaube, er war nicht zufällig bei der Gegendemo. Bestimmt haben ihn seine Brüder verprügelt und er ist daraufhin zu uns. So wie die auf alles und jeden losgehen. Und besorgt wirkten sie auch kein Stück, als sie nach Ewigkeiten endlich im Krankenhaus waren."

Zwar wollte Niall daraufhin etwas erwidern, aber ich schüttelte den Kopf und fuhr fort: 

"Der Sleep Out? Warum zur Hölle ist er aufgekreuzt und hat sich anschließend besoffen?"

"Weil er dir auf den Sack gehen wollte", antwortete Niall, nach wie vor nicht sonderlich beeindruckt von meinen Erklärungen, sodass ich weitermachte. 

"Das dachte ich auch zuerst. Aber glaub mir, als er irgendwann da lag und kaum noch geatmet hat, da hat so ein unendlicher Schmerz in seinen Augen gelegen. Das ist mir hinterher erst aufgefallen. Und diese komischen Nachrichten mitten in der Nacht, er fände mich heiß? Der ist knallrot geworden, als ich ihn heute darauf angesprochen hab. Vertrau mir Niall, Louis ist nicht so, wie er scheint. "

Mein bester Freund nickte kurz und dachte eine Weile nach, bis er sich neben mich setzte und mich eindringlich musterte. 

"Zwei Fragen. Erstens: Warum zum Teufel betrügst du deine Freundin, nur um zu testen, ob er jetzt möglicherweise auf Kerle steht oder nicht? Und zweitens: Selbst wenn er schwul ist und eigentlich kein Nazi. Warum interessiert dich das?"

"Nia und ich haben eine offene Beziehung. Und na ja, wir arbeiten zusammen. Dann würde ich ihn nicht mehr so hassen", meinte ich achselzuckend, obwohl ich nicht verhindern konnte, dass mir dabei schrecklich heiß wurde - was natürlich Niall sofort auffiel. 

Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt