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Louis' POV: 

"Ich liebe dich." Justins Augen blitzten auf, bevor seine Hände sich um meinen Nacken schlangen und er mich küsste. Seine Lippen schmeckten nach der Schokolade, die er eben noch gegessen hatte, und seine blonden Locken kitzelten mich beim Berühren meiner Stirn. 

Kichernd löste ich mich wieder von ihm und legte meine Hände vorsichtig an seine Brust, sodass er sich auf den Rücken legte und mich auf sich zog. Unsere Blicke streiften sich kurz, dann begann er, sanft an meinem Hals zu saugen und dabei mit seinen Fingern unter mein Shirt zu wandern. 

Seine Berührungen brannten förmlich auf meiner Haut und ich merkte, wie ich mehr verlangte. "Schlaf mit mir ", bat ich ihn irgendwann atemlos, woraufhin er inne hielt und mich lange musterte. "Bist du dir sicher? Ich will dich nicht überfordern", meinte er, doch auf mein Nicken hin rollte er sich auf mich, schlüpfte aus seinem Shirt und kramte in seiner Hosentasche nach einem Kondom. 

Gerade als er auch mir das Shirt über den Kopf gezogen hatte und damit fortfuhr, meinen Oberkörper mit Küssen zu überhäufen, knackte unten die Haustür und mit lautem Poltern betrat mein Vater den Korridor. 

"Scheiße!" Fluchend schubste ich Justin von mir hinunter und deutete auf meinen Kleiderschrank. "Papa ist früher von seiner Geschäftsreise zurück! Du musst dich verstecken." Etwas harsch stieß ich ihn in den Schrank, wo er sich zwischen einzelnen Jacken kniete und mich noch ein letztes Mal bedauernd ansah, ehe ich ihn zurückließ und nach unten eilte, im Laufschritt noch mein Oberteil anziehend. 

Papa stand in der Küche und betätigte die Kaffeemaschine, als er mich bemerkte. "Hallo Louis. Wo sind deine Brüder?", wollte er direkt wissen, während er im Chaos der Küchenschränke nach Zucker suchte. 

"Keine Ahnung. Sie sind nach dem Essen verschwunden, aber sie kommen heute Abend wieder."

Abwesend brummend rührte Papa in seiner Kaffeetasse und wandte sich nun mir zu, wobei er mich eindringlich scannte und ich betete, dass Justin mir keine Knutschflecken verpasst hatte. 

"Und deine Mutter?", fragte er schließlich weiter, mittlerweile schon wieder desinteressiert in der Tageszeitung blätternd, die Mama jeden Morgen achtlos auf die Theke warf. 

"Bei einer Freundin. Kommt auch heute Abend wieder", antwortete ich, während ich zögerlich mein Handy zückte und prüfte, ob Justin geschrieben hatte. Aber weil das nicht der Fall war, ließ ich es wieder in meiner Jeans verschwinden und wartete darauf, dass Papa mich entließ. 

Allerdings hob er plötzlich wieder den Kopf und runzelte die Stirn. "Du riechst nach Parfüm... Seit wann benutzt du denn so einen Müll?" Prompt wurde ich knallrot und mir wurde schrecklich heiß, weshalb ich Hände ringend nach einer Erklärung suchte. 

"Ähm, ja... also... da war so ne Probe beim Drogeriemarkt und ich dachte", druckste ich schließlich herum, woraufhin er abfällig schnaubte. "Du riechst wie eine Tunte. Und jetzt verschwinde, ich will in Ruhe fernsehen."

Mit einer abfälligen Handbewegung schickte er mich weg und ich war schon auf dem Treppenabsatz, da pfiff er mich zurück. "Du hast ein Kondom an deiner Hose kleben", stellte er mit strenger Stimme fest. "Warum stellst du mir deine kleine Freundin nicht vor?"

Abermals begann ich zu schwitzen und überlegte fieberhaft, was ich nun sagen konnte. Dass ich das Kondom nur zu Übungszwecken benutzt hatte? Meine Freundin schon weg war? Es nur aus Versehen an mir klebte und wahrscheinlich von meinen Brüdern stammte?

Doch je länger ich schwieg, desto misstrauischer wurde mein Vater und verschränkte langsam die Arme vor der Brust. "Louis." Seine Stimme war gestochen scharf und jagte mir beinahe einen Schauer über den Rücken, wodurch ich Angst erfüllt das Gesicht verzog und endlich zu einer Erklärung ansetzte, die er mit einer erhobenen jedoch im Keim erstickte. 

"Ist es das, was ich denke?"

Erst schüttelte ich den Kopf, bis er eine Augenbraue hob und ich schwach wurde. "Ja, aber es ist nicht so-", wollte ich mich herausreden, was ihn aber nicht die Bohne interessierte. Stattdessen schubste er mich beiseite und stapfte mit energischen Schritten nach oben. 

"Nein! Papa, warte bitte!", flehte ich verzweifelt und raste hinter ihm her, obwohl ich wusste, dass es sowieso schon zu spät war. Sobald er meine Zimmertür aufstieß, drehte er sich wild suchend umher und taxierte mich mit vor Wut geweiteten Augen. "Wo ist er?", keifte er, weshalb ich mit zitternder Hand auf die Schranktür deutete. 

"Rauskommen!" Papa riss die Tür auf und sah Justin mit funkelnden Augen an, der mit gebücktem Kreuz an ihm vorbeihuschte und sich neben mich stellte. Schützend versteckte ich ihn hinter meinem Rücken, denn wenn eines nicht passieren durfte, dann dass mein Vater seinen Ärger an meinem Freund ausließ. 

"Seit wann geht das schon?", verlangte Papa zu wissen, und auch wenn ich meine Lippen fest auseinander presste, kam er mir so gefährlich nah, dass ich letztendlich nachgab. "Drei Monate", gab ich zu, was ihn aufschreien ließ. 

"Drei Monate?! Louis, was hab ich dir gesagt?"

"Du duldest keine Schwuchtel in deinem Haus", wiederholte ich seine verachtenden Worte nuschelnd, die er mir vor einem halben Jahr entgegen gefeuert hatte bei meinem kläglichen Versuch, mich vor ihm zu outen. 

"Genau!"

Mit geballten Fäusten kam er mir noch ein Stück näher, wodurch ich den Alkohol in seinem Atem roch, der ihn garantiert schon seit heute Morgen begleitete und mir unweigerlich verriet, was gleich passieren würde. 

Tatsächlich warf er Justin mit einigen wüsten Beschimpfungen und der Drohung, ihn umzubringen, sollte er sich unserem Haus nochmal nähern, nach draußen und widmete sich danach wieder mir. 

Ich war inzwischen gefühlt auf die Hälfte meiner eigentlichen Körpergröße zusammen geschrumpft und versuchte, mich hinter dem Sofa in unserem Wohnzimmer zu verstecken. "Komm raus!", befahl Papa allerdings nach einer Weile, in der er bloß im Türrahmen gestanden  und sich wahrscheinlich einen Spaß daraus gemacht hatte, mich leiden zu sehen. 

Also schleppte mich zu ihm und versuchte, die Augen nicht vollständig zusammenzukneifen, innerlich schon die erste Ohrfeige erwartend. "Du wirst dir morgen den Kopf abrasieren. Und dann werden deine Brüder dich zur nächsten Demo mitnehmen. Du wirst lernen, ein echter Mann zu sein und was es heißt, stolz auf sein Vaterland zu sein", sagte er betont ruhig, ehe er ausholte und mich seine Hand das erste Mal traf. 

Schweiß gebadet schreckte ich auf und stellte erleichtert fest, dass das nur ein Alptraum war, ich nicht mehr 17 war und mir auch niemanden physischen Schmerz zufügen wollte - zumindest im Moment nicht. 

Noch vollkommen durch den Wind rappelte ich mich auf und blinzelte in die Sonne, die am Horizont bereits aufging. Einige Sekunden verweilte ich auf der Kante des Bettes und tastete vorsichtig mein blaues Auge ab, bis ich aufstand und nach meinen Klamotten fischte. 

Währenddessen beobachtete ich Harry, der nach wie vor friedlich schlief und sich nun schmatzend auf die Seite drehte. Seine Locken fielen ihm vorwitzig in die Stirn und erinnerten mich an Justin, weswegen ich mich schnell weg drehte und sein Zimmer verließ. 

Ich wusste zwar nicht, wohin ich sollte, aber ich hielt es für die beste Idee, zu verschwinden, bevor ich noch jemanden aufweckte. Ich hatte hier nichts verloren. Neben Harry gehörten Nia und Niall, nicht ich. Immerhin war ich nur ein kaputter Typ mit rasiertem Kopf, dessen Familie ihn wie Dreck behandelte. Und wenn ich Alec und meinem Vater Glauben schenkte, war ich sowieso nichts wert.

Ich würde nur Harrys Zeit verschwenden. 

Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt