31. Lebensgefahr

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Der Prall war so stark, dass ich mein Kopf gegen die Türscheibe knallte. Für einen kurzen Moment war ich bewusstlos. Ich versuchte, zu mir zu kommen. Ich musste mich umschauen. Jedoch sah ich nichts. Wir sind in einen Wald reingefahren, überall um uns herum waren Bäume. Stockdunkel. Meine Beine taten mir weh. Ich konnte nicht sofort aufstehen, ich war kraftlos. Ich sah nach links, Davut war nicht im Auto. Das erste, was ich tat war, nach Jennisa zu schauen. Ich drehte meinen Kopf nach hinten, jedoch sah ich sie liegen. Sie hatte die Augen zu. Ich bekam Angst, was ist wenn ihr etwas passiert ist? Mir war meine Lage so egal, ich muss nach Jennisa schauen! Ich versuchte mich irgendwie aus dem Gurt zu befreien, als ich dann versuchte die Tür zu öffnen, wurde mir klar das es schwerer war als gedacht. Vor mir war ein Baum. Die Tür ging einfach nicht auf! Ich versuchte mich aus diesem engen Spalt herauszuquetschen. Dann öffnete ich die Tür und schaute sofort nach Jennisa. Sie wachte auf & ich half ihr aus dem Auto heraus. Uns geht es gut. Wir können uns bewegen, wir können reden & haben keine starken Schmerzen. Engel, Engel waren bei uns. Wir hätten sterben können, das Auto? Totalschaden! Aber wo, wo ist Davut? Als wir nach ihm suchen wollten, wurden wir von der Polizei aufgehalten, die hinter uns her war. Sie hielten uns an & befragten uns.
„Geht es Euch gut?", fragten uns die Polizisten. Jedoch konnten Jennisa & Ich einfach nicht antworten. Wir standen einfach so im Schock. Wir nickten lautlos, doch die Fragen endeten nicht.

„Waren Sie Fahrer?".
„Nein." antwortete ich.
„Wer war Fahrer?", fragte der Polizist.
Plötzlich hörte ich Jennisa von hinten, die auf Türkisch redete. „Medina söyleme!" (Medina sag es nicht!)
„Jennisa sus!" (Jennisa sei leise).
„Davut Sarrafoglu!", antworte ich & die Polizisten schrieben weitere Informationen auf, die ich nannte. Er kann einfach nicht mehr entkommen, es gibt keine Chance. Klar, Jennisa wollte ihren besten Freund schützen, aber wie will man von der Polizei entkommen? Es geht einfach nicht. 5 Minuten später fand die Polizei Davut im Gebüsch. Er saß auf den Knien und versteckte sein verheultes Gesicht in seinen Händen. Die Polizei nahm in direkt, und hielt die Hände hinter den Rücken. Scheisse, wird er jetzt festgenommen?? Er ist schließlich noch 17. Er darf noch nicht fahren! Plötzlich fiel er auf den Boden. Er zappelte herum, seine Beine hielten nicht still. Nein, nein nein! Das hat jetzt noch gefehlt.. er hat einen Anfall. Jennisa & Ich schauten uns geschockt an. Wir wollten gerade zu ihm hin, ihm helfen! Er ist doch unser Freund! Wir können ihn doch nicht einfach da liegen lassen! Doch die Polizei hielt uns fest. „FASST IHN NICHT AN!" schrien sie. Omg, was geht hier ab? Wir dürfen unseren eigenen Freund nicht anfassen? Wir dürfen ihm nicht mal helfen? Hallo er hat einen Anfall! Doch die Polizei versteht alles anderes! Was passiert hier? Die denken ernsthaft er steht unter Drogen & Alkoholeinfluss? Davut verneinte natürlich all die Fragen, doch die Polizei lies einfach nicht locker! Sie machten sogar einen Alkoholtest. Alter nein, ich möchte nicht mehr hier sein. Mir wurde alles so viel, aber gleichzeitig wusste ich auch nicht mehr wo vorne & hinten ist! Während die Polizei weitere Minuten Davut durchsuchten, schaute sich die Polizei das Auto ab & widmete sich anschließend Jennisa & mir. „Das Auto ist ein völliger Totalschaden, ihr seit mit 120 gegen einen Baum geknallt, wie konntet ihr so heil entkommen?". Der Polizist war erstaunt, doch er hielt seine kleine Rede weiter.

„Ich habe vieles gesehen. Ich habe schon verschiedene Unfälle gesehen. Aber sowas noch nie. Bei so einem Unfall, gibt es eigentlich keine Chance zu überleben. Ihr hättet sterben können, ihr alle 3 hattet wirklich Schutzengel bei euch!". Jennisa & Ich schauten uns an. Ja, es stimmt. Das Auto war mal ein wunderschöner BMW. Jetzt ist es völliger Schrott. Als dann die Polizei ihre Arbeit fertig hatte, wurden wir ins Krankenhaus gefahren. Ich lag auf dem Bett. Ich durfte mich kein Zentimeter bewegen. Ich wurde sogar von dem einen Bett auf das andere mit einem Tuch transportiert. Plötzlich bekam ich eine Halskrause. Allahim ( Gott ), was ist mit uns passiert.. wo bin ich nur gelandet. Meine Mutter kam verheult ins Zimmer. Ich habe meine Mutter noch nie so stark weinen sehen. Wegen ihr musste ich auch weinen. Es tat mir einfach nur so im Herzen weh, meine Mutter so zu sehen. Keine Mutter auf dieser Welt verdient es, Tränen wegen der eigenen Tochter zu verlieren! Unsere Mütter sind unser Gold, das wertvollste. Sie hat uns 9 Monate im Bauch getragen. Sie war die Person die uns schon geliebt hat, obwohl sie uns nicht mal kannte. Ich muss meiner Mutter all das zurückgeben, was sie mir bis jetzt gegeben hat. Wie schlimm muss das sein, wenn man sein eigenes Kind hilflos im Krankenhaus besuchen muss..

Einige Stunden vergingen, ich bekam sehr viel Besuch von meiner Familie. Sie brachten mir & Jennisa Blumen & Schokolade. Mir geht es eigentlich gut. Klar, ich habe Rückenschmerzen & meine Beine tun mir etwas weh. Aber Gott sei dank, es ist nichts ernstes passiert. Mittlerweile ist es 23 Uhr. Ich versuchte zu schlafen, aber ich konnte nicht. Das was mir heute passiert ist geht mit einfach nicht aus dem Kopf. Das erste mal ein Unfall gebaut. Das erste Mal tatsächlich in Lebensgefahr gewesen. Ich dachte über alles nach. Und plötzlich kam mir ein Traum in den Sinn, den meine Mutter vor paar Tagen geträumt hat. Sie hat ihn mir mal erzählt, aber natürlich dachte ich mir nichts dabei. Sind halt träume. Aber anscheinend haben Träume wirklich oft eine ernste Bedeutung. In den Traum war meine Mutter sehr traurig, sie hat geweint. Plötzlich kam mein verstorbener Opa in ihren Traum und strich ihr über den Kopf. „Medina ve Jennisa iyi olacaklar!" (Medina & Jennisa wird es wieder gut gehen). Und komischerweise waren wir beide wirklich in Gefahr. Er war es. Mein Dede! (Opa). Mein Dede war unser Schutzengel.

Ich fragte mich, warum grade uns das geschehen ist. Manchmal regen wir uns einfach über so viele Dinge auf, die es einfach nicht wert sind. Manchmal braucht man einfach den letzten Schub, um zu erkennen was die wichtigen Dinge im Leben sind. Und dieser Tag ist heute gekommen. Ich habe gemerkt, dass das Leben einfach von jetzt auf gleich zu Ende sein kann. Paar Sekunden, & du bist weg. Weg von der Welt. Der Tod kann schneller kommen als man denkt. Ich habe gemerkt, dass man das Leben mehr schätzen sollte, bevor man weg ist. Das Leben ist unsere kostbare Zeit, die uns Allah geschenkt hat. Wir müssen das Leben genießen, bevor es vorbei ist. Wir haben so viele Chancen unser Leben schön zu machen, es liegt in unserer Hand. Trotz Höhen & Tiefen.
Das Leben ist das größte Geschenk.
„Unutma hayatta hep olduğun kadar varsın."

Frage: Was ist eure Meinung über das Leben? Haben Träume für euch eine besondere Bedeutung?

Herşeye Rağmen - eine wahre GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt