Kapitel 1

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Anmerkung: Diese Geschichte wurde von mir bereits auf FF.de hochgeladen am 23.06.2012 und dort auch beendet 23.08.2012.

Vertonung von BandeleArt findet ihr unter:  https://www.youtube.com/watch?v=fANuq-q1Xu8


Unruhig, ja beinahe kurz vor einem Nervenzusammenbruch, ging Hermine in ihrem Zimmer auf und ab. Nervös setzte sie sich an ihren Schreibtisch, um nur Sekunden später sofort wieder aufzuspringen und an ihr Regal zu gehen. Wieso zum Teufel musste die Zeit so langsam vergehen? Wieso konnte sie nicht schneller verrinnen. Wenn sie in Hogwarts war, kamen ihr sogar manchmal Tage wie Stunden vor und ausgerechnet heute schien die Zeit überhaupt nicht vergehen zu wollen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie noch zwei Minuten warten musste.

Ungeduldig setzte sie sich auf ihr Bett und griff wieder, wie die letzten Tage so häufig, nach ihrem Terminplaner. Sie zählte erneut die Tage und kam wieder auf das gleiche Ergebnis. Sie war überfällig und das schon zwei geschlagene Wochen. Als sie vor kurzen aus Hogwarts zurückkam, hatte sie in dem ganzen Chaos nicht mehr daran gedacht. Es sprichwörtlich verdrängt. Der Tod Dumbledores, der Verrat von Professor Snape und die Tatsache das Harry das ganze Schuljahr damit recht gehabt hatte, dass Draco Malfoy ein Todesser war, hatte sie leicht aus der Bahn geworfen. Immer noch unwahr fühlte es sich an. Noch Stressiger war die Tatsache, dass Dumbledore eine Aufgabe für Harry hatte. Einen Weg um Voldemort zu vernichten. Ron und sie würden Harry dabei helfen, koste es, was es wolle. Sie hatte in diesem ganzen Trubel wirklich nicht mehr an so etwas Banales wie ihre Regel gedacht.

Erst als sie sich gestern übergeben musste und dabei ihr Blick auf die unberührte Packung Tampons gefallen war, traf es sie wie ein Faustschlag. Doch Hermine Granger hatte wie immer einen kühlen Kopf bewahrt. Zumindest bis vor wenigen Minuten. Es könnte wirklich am Stress liegen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich schwanger war? Statistisch gesehen war es doch sehr gering beim ersten Mal gleich schwanger zu werden, oder? Lüge dir nur selbst in die Tasche, mahnte ihr Gewissen sie. Energisch stand sie auf und ging vorsichtig ins Badezimmer. Sorgfältig verschloss sie die Tür hinter sich. Nein, sie durfte nicht schwanger sein. Das ging einfach nicht. Nicht jetzt. Nicht in dieser Zeit und nicht von diesem Kerl. Alles nur nicht das.

Ihre Hände zitterten stark, als sie nach dem Schwangerschaftstest griff, der immer noch am Waschbecken lag. Sie hatte ihn heute vorsorglich in einer ihr fremden Drogerie geholt. Das fehlte ihr noch, dass Nachbarn oder Bekannte der Familie, sie dabei sahen wie sie so einen vermaledeiten Test kaufte. Sie sah nicht auf den Test, sondern atmete mit geschlossenen Augen tief durch.

„Du bist nicht schwanger. Ganz sicher nicht.", murmelte sie zu sich selbst, bevor sie zögerlich ihren Blick auf den Test senkte und ihn umdrehte.

Die beiden deutlichen roten Striche lachten ihr beinahe frech entgegen.

„Schwanger.", hauchte sie entsetzte und sah starr vor Schreck auf das Ergebnis. „Nein!", rief sie nach endlosen Minuten des Schweigens aus und schmiss den Test gegen die geflieste Wand.

Er landete klappernd in der Badewanne. Hermine sank schluchzend auf die Knie zusammen. Sie verlor gerade ihre Selbstbeherrschung. Das durfte nicht wahr sein. Es musste alles einfach nur ein schlimmer Albtraum sein. Ein Albtraum, aus dem sie bald aufwachen würde. Sie konnte nicht ... Es durfte einfach nicht ... War das die Strafe? Die Strafe dafür, dass sie einmal in ihrem Leben nicht die vernünftige Hermine Granger gewesen war? Einmal wohl den größten Fehler ihres Lebens gemacht hatte, der jetzt noch weitere Probleme mit sich zog?

„Minchen? Schatz alles in Ordnung?", ertönte die Stimme ihrer Mutter, die besorgt gegen die Badezimmertür klopfte.

Hermine wischte sich über die Augen und räusperte sich.

„Ja Mum. Alles gut. Ich habe mir nur den Zeh gestoßen."

Es dauerte, bis ihre Mutter zögernd sagte: „Nun ... willst du runterkommen zum Tee?"

„Gib mir zehn Minuten, ja?", versuchte es Hermine und hörte, dass ihre Mutter immer noch an der Tür stand. Sie würde nicht gehen. Hatte sie bemerkt, dass etwas mit ihr nicht stimmte? „Wer ... hat vorhin angerufen?", versuchte Hermine sie abzulenken.

„Oh. Die Praxis deiner Frauenärztin. Sie haben gemeint, der Termin morgen Vormittag würde in Ordnung gehen." Hermine atmete tief durch. Sie hatte vorsorglich schon angerufen, um sich untersuchen zu lassen. Ein Test war immerhin nicht 100%ig richtig. „Denkst du nicht, dass das Morgen zu knapp für dich wird Liebling? Deine Freunde kommen doch Morgen Mittag.", gab ihre Mutter zu bedenken.

„Das schaffe ich schon. Ist doch nur ein Kontrollbesuch.", trällerte Hermine und ihre Mutter schien sich damit zufriedenzugeben.

Zumindest hörte sie sie wenige Sekunden später wieder die Treppe nach unten gehen. Hermine unterdrückte das Zittern und beugte sich über die Badewanne. Mit bebenden Fingern griff sie nach dem Test und starrte wieder auf das Ergebnis, bevor sie sich wieder auf den Boden setzte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben gerade voll aus der Bahn geworfen wurde. Sie war schwanger. Sie Hermine Granger, Muggelgeborene, war schwanger von niemand geringerem als Draco Malfoy, Reinblüter. Ihr Leben war definitiv gelaufen.

Forced luckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt