Kapitel 4

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P.o.V. Jayne

Immer noch erschüttert über die Worte von Chloera flog ich meinen Weg zurück, wo die Pforte mich ausgeworfen hat.
Wie kann sie es wagen meine Mutter als schlecht dar zu stellen?! Keiner kannte sie wirklich, nur das was sie kennen sollten.
Ich schnaubte auf und merkte gar nicht das ich vor Wut die Luft zum flimmern brachte.

„Die kleine Thronfolgerin so ganz alleine hier im Himmelsreich, hat sie denn gar keine Angst?", zischte auf einmal eine Stimme hinter mir.
Ich gab einen erschrockenen Ton von mir, drehte mich um und torkelte direkt ein paar Schritte rückwärts, erschrocken über die plötzliche körperliche Nähe.

„Wer bist du denn bitte?", fragte ich nach kurzer Zeit zurück. Dabei straffte ich meine Schultern und versuchte die Person vor mir einzuordnen, doch es gelang mir einfach nicht. Ich konnte nicht einmal sagen, ob es männlich oder weiblich war.
Es grinste mich böse an: „Meinen Namen kriegt sie schon noch früh genug raus, sie soll sich da mal keine Sorgen bereiten."
"Ich habe mir nicht entferntesten über irgendetwas hier sorgen gemacht.", ich erhob meine Hand ihm gegenüber und sammelte alle Energie aus mir da drin, "Und nun verschwinde."
Mit einem kräftigen Windstoß flog das Wesen von mir weg und landete unsanft gegen einer alten Eiche.
Doch entgegen aller Erwartungen rappelte er sich auf, strich sich den Dreck von der Kleidung und fing wieder an falsch zu Lächeln.
"Das war ein Fehler von ihr. Aber das wird sie schon noch büßen."
"Was auch immer, selbst ein Streuner wie du darf sich meinen Befehlen nicht widersetzen, also gehe nun."
Er fing an zu lachen, doch ich versuchte mir meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen.
"Man sieht sich ja zum Glück immer zweimal im Leben, nicht wahr?", mit diesen Worten verschwand er in dem dichten Wald.

Was für ein komischer Kauz.

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"Henry, ich hab mal ne Frage.", began ich das Gespräch, nachdem ich wieder auf der Erde war.

Er stöhnte leicht genervt auf, fragte dennoch was denn sei.

"Es dürfen doch nur Engelswesen in das Himmelsreich, nicht wahr?"
"Ja, das hatten wir doch schon mal. In den Himmel dürfen nur die Auserwählten, aber in die Hölle dürfen alle."
"Und warum habe ich dann gerade eben oben mit einem Höllenwesen geredet?"
Henry schaute von seiner Zeitung hoch und musterte mich kritisch: "Wie meinst du das, du hast mit einem Höllenwesen geredet?"
"Na, da war eine Person, aber ich schwöre bei allem was ich bin, es war kein Himmelswesen. Seine Aura und alles stimmt nicht. Er hat mir auch nicht seinen Namen gesagt oder sonst was über sich preisgegeben. Dafür wusste er aber schon einiges über mich."
Er schien zu überlegen, sich aber dann entspannt zurück zu lehnen.
"Jayne, du weißt doch das dich jeder kennt, wie auch nicht? Und ich kann jetzt kein Lebewesen beim hohen Rat anschwärzen, weil du fandest das seine Aura nicht stimmte."
Ich wollte was sagen, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
"Und wie du schon meintest, wir wissen ja nicht einmal seinen Namen. Du solltest aufhören Fremde so zu verurteilen."

Irgendwo hatte er ja recht, ich wusste nix über das Wesen von vorhin. Ergeben schaute ich wieder auf mein Handy und scrollte durch meine Timeline.
"Wenn du dich aber mit einem Leibwächter besser fühlen würdest, könnte ich es möglich machen.", durchbrach er die frisch entstandene Stille.
Ich überlegte kurz, verneinte dann aber. Warum sollte ich mich schwächer machen, als ich war.

"Weißt du Jayne, du wirst bald Herrscherin, du solltest wirklich etwas vorsichtiger sein mit dem was du tust und mit wem du es tust."
"Ich brauche keinen Babysitter, danke."
"Ach Jayne!", er wurde im Ton lauter und ich wusste genau des ihm lieber wäre, wenn ich wen an meiner Seite hätte, "Ich hab nicht gefragt ob du einen brauchst, ich hab dich ehrlich gesagt gar nicht gefragt. Ich werde dem hohen Rat Bescheid geben, dass sie jemanden für dich ran holen sollen. Jedenfalls bis du gekrönt bist, danach genießt du doch eh den höchsten Schutz."

EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt