P.o.V. Jayne
„Entweder zahlen die seit neustem Ärzte zu wenig, dass er nen Nebenjob brauchte oder wir sehen hier gerade deinem komischen Familienmitglied entgegen.", stellte Leon fest.
Wir beide flogen gute zwei Meter über ihn, doch lange sollte dies nicht so bleiben.
„Jayne, meine liebe, kleine Nichte. Komm sofort da runter!", und mit diesen Worten zog mich eine unsichtbare Macht runter, direkt dorthin wo ich gerade noch stand. Meine Flügel fühlten sich taub an.
Kurze Zeit danach stand auch schon ein wütender Leon neben mir und schloss seine Flügel um mich.„Geht doch.", schnalzte der Mann. Seine Gestalt war fast genau dieselbe wie seine letztendliche beim Arzt, was mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagte. Er wirkte jedoch wesentlich jünger durch seine Statur und sein extrem jungenhaftes Gesicht.
„Das man Kinder immer zu allem zwingen muss."„Wer bist du und was willst du von ihr?", knurrte Leon direkt hinter mir. Sein ganzer Körper bebte und war bereit um anzugreifen.
Das Gesicht von unserem Gegenüber strahlte auf einmal.
„Ach so ist das. Jayne hat es dir noch gar nicht gesagt, dass ist ja interessant."Ich knirschte mit den Zähnen und starrte in seine Augen.
Er sah auf dem Bildern genau so aus wie jetzt.Leon wich etwas von mir, überwand aber schnell danach wieder die entstandene Lücke.
„Das klären wir später.", zischte er mir ins Ohr.
Warum war er denn jetzt so sauer?„Neyus.", stellte ich fest ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Ich spürte wie sich jedoch in mir ein ungutes Gefühl sammelte.
Der Mann vor mir fing an zu lächeln und streckte mir schwungvoll seine Hand entgegen. In der selben Sekunde zog mich Leon mit seinen Flügeln noch näher an sich.
„Du wirst mir doch etwa nicht die Hand abschlagen. Denk an die Regeln!", sprach er durch sein Lächeln.
Er sprach von den Regeln der Königsfamilie.Ich schaute ihm direkt in die Augen als ich sagte: „Ich denke du hast kein Recht die Regeln für dich zu beanspruchen."
Seine falsch Miene fiel für zwei Sekunden, doch es waren zwei Sekunden lang genug um zu wissen, dass jetzt all der Spaß vorbei war.
Ich merkte wie sich das ungute Gefühl in mir zu Energie umwandelte und meine Hände immer mehr an Wärme gewonnen. Trotzdem hielt ich sie unerkennbar hinter den Flügeln, er musste ja nicht direkt sehen das ich mich zur Verteidigung wappnete.
„Ich denke es ist Zeit das wir gehen. Findest du nicht auch, Jayne?", fragte Leon mich mit bedeutenden Blick.
Bevor ich antworten konnte, übernahm jedoch Neyus das Wort: „Ich denke, dass nicht ein Knappe unsere Thronfolgerin zu sagen hat wann es Zeit sei zu gehen."
„Und ich denke, dass nicht irgendein wildfremder das Recht hat zu bestimmen, was ich zu ihr sage.", giftete mein Leibwächter zurück.Mit zwei großen Schritten stand Neyus direkt vor uns beiden und fixierte Leon mit seinen Augen.
„Ich denke, du weißt nicht mit wem du es ihr zu tun hast. Ich bin dann mal so frei und erläutere dir, inwiefern Jayne und ich in Verbindung stehen."
Ein Blick zu Neyus verriet, dass er auf weit mehr aus war, als nur zu reden. Die Energie in meinen Händen wurde immer größer, ich hatte Probleme sie zurück zu halten.
„Unsere kleine Thronfolgerin hier zwischen uns,", fuhr er fort, „ist nämlich meine Nichte. Sie ist die Tochter meiner verstorbenen geliebten Schwester. Und mein allerliebster Sohn Carlus, oder wie ihr ihn nennt den hohen Rat, hat mir verraten das sie auf der Suche nach mir war. Also habe ich wohl eindeutig das Recht mich so lang wie ich will, mit derjenigen zu unterhalten, die nach mir suchte."
Leon hinter mir wurde kurzatmig, was einen Schalter in mir umzuschlagen schien.
Er griff ihn an!Ich holte aus und warf die ganze gebündelte Kraft auf meinen Onkel, welcher geschockt zurück torkelte und sich seinen getroffenen Arm hielt. Augenblicklich hörte auch Leons Kurzatmigkeit auf und ich wendete mich an ihn.
„Hör zu, wir klären das wann anders, jetzt müssen wir aufpassen! Er hat die Kraft Engeln das Leben zu rauben, auf jede übelste Art und Weise die ich kenne. Das hat mir alles Carlus gesagt, aber das müssen wir später klären!"
„Aber Jay-"
„Nein! Nicht jetzt!", unterbrach ich ihn harscher als beabsichtigt.Neyus hatte sich von seinem Sturz erholt und stand nun wieder auf um mich mit einem wütendem Blick zu strafen. So schnell ich konnte sprang ich aus seinem Blickfeld und zog Leon hinter mir her.
Ich sammelte erneut Energie in meinen Händen, während Leon es mir gleich tat.
Nach einem Blick zu einander ließen wir die Ansammlung von Energie auf den Gegner los. Dieser wich zwar aus, wurde trotzdem minimal getroffen.
Wir wiederholten genau dieses Szenario noch einmal bevor es anscheinend Neyus genug war.„Es reicht mir jetzt langsam Prinzessin!", knurrte er laut genug in meine Richtung.
Mit einem Wisch in die Luft wurde Leon von mir geschleudert und ich lag ihm wie ausgeliefert vor den Füßen. Ohne zu zögern konzentrierte ich mich wieder auf die Energie, doch schien eine meiner anderen Fähigkeit sich den Vorrang nehmen zu wollen.
Ich schaute Neyus direkt in die Augen und fühlte mich wie in eine andere Welt katapultiert.„Neyus, verschwinde!", hörte ich eine weibliche Stimme entfernt.
Ich schaute mich um und stellte erschrocken fest, ich stand in den Schlafgemachen des Schlosses! Was tat ich hier!?
Plötzlich hörte ich wütende Schritte um die Ecke in meine Richtung schreiten und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, als ein unglaublich aufgebrachter Junge an mir vorbei rannte.
„Du bist so blöd, Laurania!"
Laurania- wie meine Mutter?Wie ferngesteuert lief ich dem Jungen hinterher und quetschte mich noch schnell durch die zufallende Tür, welche anscheinend in sein Zimmer führte, durch.
„Sie ist so undankbar! Ich hasse sie, ich hasse sie!", schrie er.
Es war tatsächlich Neyus in einer wesentlich jüngeren Version, als gerade eben noch!
Er öffnete die Fenster und holte tief Luft: „Ich hasse sie!"
Er drehte sich wieder weg vom Fenster und setzte sich auf sein riesiges Bett. Dort holte er tief Luft, schloss die Augen und schien in den Gedanken versunken. Einige Sekunden lang geschah einfach nichts.
Als er seine Augen wieder aufschlug waren sie erschreckend dunkel und auch seine Aura hatte etwas gefährlich düsteres an sich. Sein Gesicht wirkte sogar leicht gequält.
„Ich werde sie dafür quälen lassen. Sie und ihr schäbiges, dreckiges Kind."„Du wagst es dich in meiner Vergangenheit rumzuschnüffeln! Du falsche!" schrie Neyus entsetzt, nun wieder in der anscheinenden Realität, zu mir. Sein Gesicht durchzog genau der selbe gequälte Ausdruck wie in seinen Erinnerungen, doch seine Augen strahlten die pure Wut aus.
Er fixierte mich und ich konnte dem Blick nicht ausweichen, egal wie sehr ich mich darunter wand.„Deine Mutter", fing er wutverzerrt an und ich spürte kleine Stiche auf meiner Haut, „hatte mir alles verbaut! Ich konnte nie so Leben wie ich es wollte, wurde verachtet von allen!"
Die Stiche wurden stärker, doch war nichts zu sehen.
„Sie hat das ganze Himmelsreich dazu gebracht mich zu hassen, allein für meine Fähigkeiten!"
Das Stechen wurde zu einem brennendem Gefühl und ich stöhnte vor schmerzen auf. Am Rande nahm ich Leon wahr, wie er versuchte seine Schutzfähigkeit bei mir anzuwenden, vergebens.
„Und ich sage dir jetzt was, dass solltest du nie vergessen.", zischte mir Neyus entgegen, während der Schmerz unerträglich wurde und mir das Atmen schwerer fiel.Kurz bevor mich die Schmerzen an diesem Tag erneut in die Bewusstlosigkeit zogen hörte ich noch seine ruhigen, dennoch ernsthaften Worte:
„Dafür wirst du jetzt zahlen."1245 Wörter
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Engelsmädchen
FantasyWer ist schon normal? Und wer kann das sagen? Für manche ist es normal jeden morgen um 6 Uhr früh aufzustehen, für andere ist ein Kaffee am Nachmittag Normalität. Für Jayne ist es normal zwischen zwei Welten zu leben, denn sie lebt so schon seitd...