P.o.V. Jayne
„Nein!", schrie Leon in die Stille.
Der hohe Rat guckte ihn missbillig an und wendete sich dann wieder an mich:
„Also kleine Jayne, ist das ein Deal?"
Ich blickte zu Leon und sah seine Meinung zu dem ganzen hier klar ins Gesicht geschrieben. Er hätte sein Nein nicht mal auf ein Plakat schreiben müssen, um es uns klarer zu machen, so stark war es ihm anzusehen.
Ich wusste selber das der hohe Rat nicht ohne war, aber ich kannte ihn. Außerdem wollte ich auch antworten und leider war der einzige, der mir diese Angabe geben konnte der hohe Rat.
Scheiße, ich hoffe ich werde es nicht bereuen.Ich schaute ihm fest in die Augen: „Deal."
Ein großes Grinsen sammelte sich auf seinen Lippen an und mit einem schnipsen von ihm verschwand der enttäuscht dreinblickende Leon neben mir.
„Wehe du lässt ihm was antun.", sprach ich meine Bedenken offen gegenüber Carlus aus.
„Aber nein, das könnte ich ja nicht. Er trägt ja durch dich den Königsschutz."
Ich lachte freudlos auf und guckte ihm weiter fest entgegen: „Weswegen mussten wir jetzt alleine sein? Leon hätte eh nichts gesagt!"
Sein Gesicht veränderte sich augenblicklich zu einem genervten Blick.
„Woher hätte ich wissen sollen, dass er die vertraulichen Sachen nicht einer seiner Betthäschen zu stöhnt."Meine Hände wurden zu Fäusten und ich spürte wie sich Energie darin zu sammeln anfing.
„Das würde ich lassen kleines. Du weißt du hättest keine reelle Chance gegen mich."
Langsam reichte mir sein gequatschte.
„Und du weißt, dass das nicht stimmt. Ich bin auch nicht hier um mir dir Kaffeekränzchen zu führen, also zeige mir jetzt sofort meinen Stammbaum. Das ist ein Befehl!", zischte ich ihn an.
Er hob abwehrend die Hände: „Ganz ruhig Engelchen, ich wollte dich doch nur etwas ärgern. Dann lass uns mal doch mal gucken."Als er die Augen schloss fing an angestrengt nachzudenken. Er öffnete die Augen wieder und schlagartig standen wir in einer riesigen Bibliothek. Die Bücherregale reichten meterhoch und die Decke war gar nicht erst zu erkennen. Außerdem war es sehr dunkel, was mich veranlasste etwas Energie in meiner Hand zu sammeln und sie als Lampe zu missbrauchen.
Carlus war derweil schon vor gelaufen und drehte sich nicht einmal um, um zu schauen ob ich überhaupt hinterher kam.
Nett.
„Vorwärts.", befahl er nun plötzlich und um keine weitere angespannte Stimmung zu verteilen leistete ich diesem Folge.
„Wie viele Fähigkeiten hast du dir derweil angeeignet?", durchbrach ich die entstandene Stille.
Carlus wartete kurz, damit wir auf einer Höhe liefen und antwortete erst als ich neben ihm war.
„Ich besitze derzeit vier Fähigkeiten. Teleportation, Energie, Gedankenlesen und natürlich die Gestaltwandlung."
Ich musste schlucken, was er da gerade aufzählte waren mit die mächtigsten Fähigkeiten.
„Und du?", stellte er nun die Gegenfrage.
„Energie, Gedankenlesen und Heilung, nun ja noch viel mehr nicht."
Peinlich berührt starrte ich auf den Boden und schaute erst auf als ich ein Lachen neben mir hörte.
„Was ist daran so lustig?"
Er schaute mich belustigt an: „Nichts, tut mir leid ich musste nur an früher zurück denken. Bevor...bevor alles geschah. Wir hatten immer so ein gutes Verhältnis und jetzt? Wir sprechen wie zwei Aktenträger mit einander."
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Er hatte recht.
Er hat sich früher immer auf mein Alter gewandelt und wir wurden tatsächlich so etwas wie beste Freunde. Das lag wahrscheinlich daran, dass er sowie ich nie raus durften. Und dann, kam es wie es kommen musste. Das Vertrauen brach und jeder zweifelte den Gegenüber an, so auch Carlus und ich.
Ich zog auf die Erde und er musste meine Position mehr oder weniger übernehmen, eine Königin gab es zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr. So trennten sich unsere Wege und der Kontakt zu einander.„Jayne komm. Wir sind schon so gut wie da.", durchbrach er meinen Gedankengang.
Ob er mitgehört hat?Ich versuchte an seine Gedanken ran zu kommen, aber wie immer hatte er eine felsenfeste Mauer aufgebaut.
Derweil stand er vor einer der riesigen Regalwände und schaute direkt auf ein echt dickes Buch, welches sich relativ weit oben befand. Als hätte jemand dem Buch einen Schubser gegeben rückte es nach vorne und fiel letztendlich direkt Carlus in die Arme.
„Dann gucken wir doch mal.", murmelte er und schlug den Wälzer auf.
Die erste Seite zeigte meinen Uropa, der erste und längste der das Königsamt sein nennen durfte. Er hatte blonde lockige Haare und schon im frühen Alter schienen ihn Falten auf der Stirn zu zieren.
„König Kalimir. Vor mehreren Jahrtausenden verstorben. Selbst ich kannte ihn nicht.", murmelte Carlus neben mir. Er blätterte weiter und man konnte meine Großmutter sehen, wie sie einem Kind ein Glas Milch eingoss. Sie war eine so gutherzige Persönlichkeit und hatte das Volk immer direkt neben sich gestellt. Jedenfalls wenn man dem Glaubte, was Carlus mir gerade zugeflüstert. Ich nickte und er schlug wieder die nächste Seite auf.
Ich hielt die Luft an und wollte gar nicht hinschauen.
Laurania. Stand in goldenen Buchstaben unter dem Bild. Tränen sammelten sich in meinen Augen, als ich vorsichtig meinen Finger über die Aufnahme von ihr strich.
Man sah nicht nur sie, es war auch ein kleines weißes Bündel in ihrer Hand zu sehen, welches sie mit zwei großen Augen verschiedner Farbe anstrahlten.
Mama?„Jayne?", holte mich die Stimme neben mir in die Realität zurück.
Schnell wischte ich mir meine angesammelten Tränen aus den Augen, um besser sehen zu können und blickte dann zu Carlus.
„Ja?", flüsterte ich als Antwort. Er nahm das Buch wieder komplett an sich und blätterte dann schnell weiter. Ich betrachtete sein Gesicht etwas genauer.
Sind das da etwa-
„Hier ist der Stammbaum, den du so unbedingt wolltest. Wen suchst du jetzt?"„Ich weiß es nicht."
~<>~<>~<>~
Leider ist Verwandtschaft ein breit dehnbarer Begriff, was wir nun schmerzlich fühlten.
Wir waren schon gefühlte Stunden in der Bibliothek und mir dampfte der Kopf. Wahrscheinlich erging es Carlus nicht anders, er hatte mir entgegen aller Erwartungen geholfen beim Suchen von überhaupt irgendwas zum alten Mann.„Hast du ihn schon mal auf irgendeiner Familienparty gesehen oder so? Oder überhaupt schon mal?", fragte mich Carlus quengelnd. Verübeln konnte ich es ihm nicht.
Ich schüttelte frustriert den Kopf, welcher mir schon seit einigen Minuten heftig zu Brummen anfingen schien.
Das brachte doch nix!, schimpfte ich in meinem Kopf rum.
„Sag sowas nicht. Wir finden schon was.", gab Carlus nun ruhig von sich. Ich schaute augenblicklich auf und durchbohrte ihn mit meinen Blicken.
Raus aus meinem Kopf, du elender.
Er lachte auf und keine Sekunde später hörte auch das Brummen auf. Also Unauffälligkeit muss er noch üben, ich konnte ihn beim rumschnüffeln in meinem Kopf spüren.„Lass uns nochmal deine mütterliche Seite anschauen.", brummte der hohe Rat. Eine bessere Idee kannte ich nicht, denn von meinem Vater war es weder ein entfernter Cousin dritten Grades noch sein Opa. Keiner sah ihm auch nur etwas ähnlich. Carlus stand auf und schnappte sich ein Buch aus einer der nun leereren Regalen. Es war dunkelrot und mit schwarzen Blättern verziert worden.
„Das ist das vorletzte, in dem deine Familie beschrieben wird, wenn da nichts drin steht, dann muss er dich verarscht haben."
Ich nickte und nahm es ihm ab. Stumm betete ich, dass ich darin jemanden wieder erkennen konnte und diese Sitzerei ein Ende hatte.
Die ersten paar Seiten waren tatsächlich uninteressant, bis ich aber auf die nächste schlug. Obwohl es eine Sepia Aufnahme war meinte ich grüne Augen in dem Gesicht eines Mannes sehen zu können. Und dann sah ich es.
Ich sprang auf und ging samt Buch zu ihm, um es ihm direkt vor die Nase zu halten. Dann tippte ich wie wild auf dem jungenhaften Mann rum.
„Das ist er!", rief ich und tippte noch wilder in dem Buch rum.
„Jayne, meinst du das ernst?", fragt mich Carlus in einem merkwürdig ernsten Tonfall. Langsam fing ich an zu nicken und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
Was hatte er denn?„Oh, Jayne.", flüsterte er mir betrübt zu.
1326 Wörter
DU LIEST GERADE
Engelsmädchen
FantasyWer ist schon normal? Und wer kann das sagen? Für manche ist es normal jeden morgen um 6 Uhr früh aufzustehen, für andere ist ein Kaffee am Nachmittag Normalität. Für Jayne ist es normal zwischen zwei Welten zu leben, denn sie lebt so schon seitd...