P.o.V. Jayne
„Und er meinte das er aus deiner Verwandtschaft kommen soll?", erkundigte sich Henry nun zum dritten Mal.
Nachdem Leon und ich vorhin so schnell wie möglich das Gebäude verlassen hatten, sind wir direkt ins Bankengebäude zu Henry gefahren und ich musste ihm alles berichten.Derweil hatte Leon sich mit dem hohen Rat in Verbindung gesetzt, was sich als schwieriger als Erwartet herausstellte von der Erde aus.
„Henry, ja er hatte gesagt das man in der Verwandtschaft nicht so redet, dass hab ja selbst ich jetzt verstanden.", unterbrach Leon uns und wendete sich dann an mich, „Jayne, ich glaube wir müssen hoch. Ich bekomme niemanden zu sprechen von hier und du kennst diese Wichte doch, sie sprechen erst Klartext, wenn man vor ihnen steht."
Jetzt mischte sich auch Henry ein: „Denkst du wirklich, dass es eine gute Idee sei nach dem heutigen Ereignis auch noch zu wandeln?"
Da konnte ich meinen Wächter nur recht geben, zum einen waren sowohl ich als auch Leon aufgewühlt und zum anderen war ich auch immer noch krank.
Da die Pforte wie ein Eigenleben führt, könnte es sein dass sie uns oder vielleicht auch nur mich nicht durchlassen würde. Dies macht sie zum Schutz des Himmelreiches, denn auch wenn es für Engel selten war krank zu werden, ich konnte sie alle anstecken. Das wiederum würde ein unglaublich schlechtes Licht auf mich werfen, was wiederum meiner Krönung zu leid fallen könnte.„Willst du denn lieber, dass sie jetzt die ganze Zeit bis morgen unwissend und alleine auf der Erde ist? Sie könnte nochmal angegriffen werden, Henry denk nach!", ergriff wieder Leon das Wort.
Warum wollte dieser Junge so unbedingt das ich in das Himmelreich mit ihm wandelte?!
Zur Gelegenheit, ihm jetzt die Frage zu stellen kam ich nicht, denn Henry schien einen Entschluss gefasst zu haben und diesen uns allen mitteilen zu wollen:
„Jayne wird diese Nacht weder im Himmelreich, noch allein sein! Du als ihr Leibwächter übernimmst die Verantwortung über sie und passt auf sie auf. Der heutige Angriff war ein Hinterhalt, deshalb verstehe ich dass du sie dort nicht beschützen konntest. Aber ab jetzt passt du besser auf und Jayne," er atmete tief ein und schaute mich dann an, „du wirst ab jetzt dein Training zum Kampf wieder aufnehmen."Etwas in mir sprang aufgeregt vor sich hin, was ich definitiv auf den zweiten Teil seiner Rede schieben konnte. Ich durfte endlich wieder ein Training anfangen, jetzt nachdem ich so eine lange Pause einlegen musste.
Vor zwei Jahren meinte Henry, dass ich so etwas wie Kämpfen nicht musste und hatte somit mir befohlen das Training dafür einzustellen.
Ich konnte nicht anders und musste grinsen, was ich aber sofort wieder einstellte als ich den Blick von Leon sah.
„Was denkst du, wer du bist?! Ich habe auch noch ein Privatleben, welchem ich nachgehen will!", meckerte er Henry an. Irgendwo in mir spürte ich einen Stich. Diese Aussage schien Henry wohl gar nicht zu gefallen, denn sein Blick wurde mit einem mal toternst.
„Jetzt höre mir mal zu Bengel, du wirst hier bleiben und wenn ich das sage, dann ist das so! Dein Privatleben interessiert mich kein bisschen und du weißt auch ganz genau warum. Du hast für den Schutz von Jayne einen Eid gelegt und hättest du dabei besser aufgepasst, dann hättest du sogar gemerkt wie du sagtest das du all deine Zeit für sie opfern würdest! Wenn du Jayne gegenüber keine Verantwortung zeigst, dann bin ich gezwungen einen neuen Leibwächter anzuschaffen!", giftete er Leon an.
Dieser ließ das aber nicht auf sich sitzen und konterte direkt zurück: „Ach, du willst mich loswerden, war mir ja irgendwie klar. Mir ist sehr wohl bewusst, was und wie ich mich bei meinem Eid ausgedrückt habe, werfe mir also nicht noch einmal so etwas vor! Und weißt du was, du hast ja vielleicht eine gewisse Macht über Jayne aber die über mich hast du schon seit langen verloren! Ich werde diese Nacht bei Jayne bleiben, aber denk nicht mal daran, dass ich es wegen dir mache! Du elender-"„Raus aus meinen Büro, bevor ich mich komplett verliere und hier ein Unglück geschieht!", knurrte Henry und unterbrach ihn somit.
Leon stand auf und stellte sich vor meinen Stuhl, so dass ich automatisch in seinem Schutz saß.
„Wage es noch einmal Jayne und mir zu drohen und ich werde dich so sehr beim hohen Rat anschwärzen, dass du ihr nie wieder auf einen halben Kilometer näher kommen darfst und es unglaublich schwer haben wirst je wieder ein Ansehen da oben zu genießen.", gab Leon in genau dem selben beängstigenden Ton von sich. Damit griff er nach meinem Arm, welchen ich auf der Lehne abgelegt hatte, und zog mich aus dem Büro.Als ich mich umdrehte und Henry ein letztes Mal ansah, lag da so viel Schmerz in seinem Blick, dass es mir weh tat hin zu schauen. Aber nicht nur das, nein da war auch etwas ganz anderes drin.
Etwas undefinierbares wütendes.~<>~<>~<>~
„Leon, ich glaube nicht, dass er uns hinterher rennen wird! Kannst du bitte mal dein Tempo drosseln?", fragte ich den Angesprochenen unter husten.
„Achja, sorry.", murmelte er und wurde wirklich langsamer. Derweil hatten wir schon den Stadtpark erreicht und einige neugierige Blicke auf unser gehetztes Gespann gezogen.Da wir jetzt endlich allein waren konnte ich ihm eine Frage stellen, welche sich im Laufe der letzten paar Stunden in meinen Kopf gebildet hatte.
„Woher wusstest du, dass der Arzt nicht der war, für den ich ihn gehalten habe?"
„Ganz einfach.", begann er, während ich ihm aufmerksam zu hörte, „Als du dabei warst ins Land der Träume abzudüsen ist das Mädchen, welches uns gegenüber gesessen hatte, auf die Toilette gegangen. Nach ein paar Minuten kam dann auf einmal der Arzt raus und von dem Mädchen gab es keine Spur mehr."
Ich wurde immer langsamer und guckte Leon mit aufgerissenen Augen und offenen Mund an.
„Und jetzt kommt's erst. Kurze Zeit später, als du mit ihm losgegangen bist, da kam eine Assistenzärztin ins Wartezimmer, hinter ihr ein Arzt. Rate wem die beiden zum verwechseln ähnlich sahen.", fuhr er fort.
„Willst du mir etwa sagen wir haben es mit einem Gestaltwandler zu tun?!", ich war vor Schock stehen geblieben, was Leon mir nun gleichtat. Dieser nickte mir ernst zu.Gestaltwandler sind mit einer die höchsten Fähigkeiten, welches ein Himmel- oder Höllenwesen haben kann. Es ist solchen möglich, sich in so gut wie jeden zu verwandeln, was die meisten leider ausnutzten. Natürlich hielt so eine Fähigkeit nicht ewig an und so wurde früher oder später der Schwindel klar, aber in der Zeit in der sie wer anders sind kann man viel anrichten, wenn man denn will.
„Warum hast du das denn nicht Henry gesagt? Und was ist das da eigentlich für ein Hahnenkampf zwischen euch?", fragte ich ihn nach einer kurzen Pause.
Sein Blick verfinsterte sich und er wendete sich leicht von mir ab.
„Das wirst du bestimmt noch heraus finden aber jetzt geht es dich nichts an."
„Okay", kam es als gedämpfte Antwort meinerseits.Wir hatten wieder unseren Vorwärtsgang gefunden und liefen so stillschweigend einige Minuten nebeneinander her, bevor ich erneut zum Wort ansetzte.
"Darf ich dir noch eine Frage stellen?"
Leon schaute mich durch seine müden Augen an und zuckte dann mit den Schultern.
"Warum wolltest du so unbedingt, dass wir uns Himmelreich wandeln? Ich meine Henry hat doch recht, da oben bin ich nicht wirklich mehr geschützt..."Er seufzte und fuhr sich leicht gestresst durch die Haare.
"Jayne, du musst glaube ich lernen dein Lehrbuchwissen von der Realität zu trennen.", fing er an, was ich alleinig mit einem Stirnrunzeln parieren konnte, "Henry will vielleicht recht haben, wenn er meint dass du oben nicht weniger oder mehr geschützt bist, aber wie oft war er denn schon da oben? Ich meine, wie viel weiß er denn wirklich vom Himmelreich?"
"Willst du damit sagen ich wäre oben geschützter?", fragte ich ihn vorsichtig.
"Natürlich. Immer wenn du oben bist, dann wirst du von den Wachen und vom hohen Rat beobachtet. Solltest du dich je tatsächlich in ernsthafter Lage befinden, dann würde das ganze Reich schützend hinter dir stehen."
Ich musste kurz nachdenken: "Aber letztens würde ich doch angegriffen und da kam auch keiner."Ein leichtes Lächeln zierte sich auf seinen Lippen bei seinen nächsten Worten: "Tja, ich denke da wollte sie einfach mal gucken, in wie weit du dich selber durchkämpfen kannst."
1388 Wörter
DU LIEST GERADE
Engelsmädchen
FantasyWer ist schon normal? Und wer kann das sagen? Für manche ist es normal jeden morgen um 6 Uhr früh aufzustehen, für andere ist ein Kaffee am Nachmittag Normalität. Für Jayne ist es normal zwischen zwei Welten zu leben, denn sie lebt so schon seitd...