Kapitel 14

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P.o.V. Jayne

Deine Zeit wird kommen, dann gibt es kein zurück mehr.

"Was?!", schweißgebadet schreckte ich auf und fand mich sitzend in einem Bett wieder.
Wo bin ich?
Ich hatte kaum Zeit mich umzuschauen, als neben mir eine Tür ruckartig aufging. Zu erst sah ich nichts, geblendet durch das Licht, doch dann wusste ich wer die bekannte Silhouette war.
"Leon.", hauchte ich, meine Stimme war vom Schlafen kratzig. Er guckte sich im Zimmer um und kam dann auf mich zu: "Ist was passiert? Du hast geschrien."
Verwirrt blickte ich ihm entgegen.
Ich habe geschrien?
Leicht schüttelte ich den Kopf und setzte mich bequemer hin.
"Wahrscheinlich ein Albtraum.", murmele ich. Diesmal ist es er, welcher nickt. Er räuspert sich: "Na dann. Gute Nacht."
Ich schaute auf die Uhr und musste lachen.
4:56 Uhr.
"Guten Morgen eher.", erwiderte ich und lachte kurz auf. Er grinste mich an und wünschte mir dann auch einen Guten Morgen, bevor er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zu zog.

Die Müdigkeit war verloren, merkte ich nach einer halben Stunde hin und her wälzen. So griff ich nach meinem Handy und sah eine Naricht von Henry.

Du wirst ab morgen wieder das Training beginnen. Seid bitte um 14 Uhr an da.
Henry.

Kurz dachte ich an das Gespräch zwischen Leon und Henry zurück. Henry erwähnte das er verraten wurde, aber von wem? Von Leon?
Ich nahm mir vor beide jeweils zu fragen, vielleicht sprachen sie ja darüber.
Noch eine Weile dachte ich über dies und das nach, bevor mir letztendlich meine Augen wieder zu fielen.

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Ich öffnete meine Augen erst wieder als die Sonne aufging und strich mir den Schlafsand aus ihnen.
Erst als ich klar sehen konnte stellte ich mich mir die gleiche Frage wie in der Frühe.
Wo bin ich?
Das Zimmer war spartanisch gestaltet, nirgends irgendetwas schmuckhaftes. Keine Fotos, keine Bücher und nicht mal eine Tapete gab es. Ein Geräusch hinter mir ließ mich umdrehen.
Die Tür wurde leicht geöffnet und ein verschlafener Leon lugte hindurch.
"Oh du bist schon wach.", stellte er leise fest und trat dann komplett ins Zimmer.
Ich schaute mich nochmal um bevor ich ihm antwortete: "Ja. Du sag mal, wo sind wir?"
"Wir sind bei mir zuhause.", sagte er und kratzte sich verlegen im Nacken, "Ich wusste nicht wo dein Schlüssel ist, also hab ich uns hier her gebracht."
Ich nickte leicht. Er räusperte sich und richtete sich auf: „Hast du Hunger?"

~<>~<>~<>~

Nachdem wir Cornflakes gegessen haben und ich mir dabei fast die Milch quer übern Schoss kippen musste fanden wir uns auf dem Weg zu seinem Auto wieder. Dabei liefen wir an einer Couch vorbei, welche mit Laken und Decke ausgestattet war.
Ich hätte doch auch auf der Couch schlafen können.
Leon folgte meinen Blick: „Sie wäre dir vielleicht zu unbequem gewesen, deshalb hab ich dich in mein Bett gelegt und mich hier hin."
„Ach das wäre doch okay gewesen, ich will ja niemanden aus seinem eigenen Bett schmeißen.", lachte ich nervös.
Er winkte ab und öffnete im selben Moment die Haustür. Die frische Luft tat gut, ich hatte nämlich seit heute früh wieder Kopfschmerzen bekommen, was ich aber Leon natürlich nicht gesagt hatte.
Von Ärzten hatte ich derzeit die Nase voll.

Als wir ins schwarze elegante Auto stiegen schaute Leon mir das erste mal direkt in die Augen.
„Hat Henry dir gesagt wo du trainieren wirst oder mit wem?"
„Ähm nein, ich denke aber wieder mit meiner Lehrerin vom letzten Mal. Aber wo hat er mir nicht gesagt.", beantwortete ich seine Fragen so gut es ging. Er dachte kurz nach bevor er den Motor startete und aus der Einfahrt fuhr.
„Dann würde ich sagen, erstmal zur Pforte."
Kurze Zeit später fanden wir uns im mäßigen Verkehr wieder.
„Wie alt bist du eigentlich?", hörte ich mich selber den leicht fluchenden Fahrer fragen.
„20.", nuschelte er vor sich hin, während er versuchte einen roten PKW die Parklücke streitig zu machen.
Tatsächlich bekamen wir die Lücke und der Fahrer des roten Autos schickte uns wahrscheinlich gerade Todesflüche hinterher. Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, bevor ich um den Wagen zu meinem Leibwächter hechtete.
Dieser hatte natürlich mein kindliches Gehabe gesehen und grinste mir entgegen, als ich bei ihm ankam.
„Sei nicht so frech, nicht das ich dich hier auf Erden auch noch beschützen muss."
Ich streckt ihm die Zunge raus: „Also bis jetzt waren deine Versuche mich zu schützen ja eher mäßig gewesen. Da werde ich einen bösen Autofahrer auch selber erledigen können."
Seine Miene schien für ein paar Sekunden die Fassung zu verlieren, bevor er sich fing und wieder zu Grinsen begann.
Hatte ich was falsches gesagt?

„Komm, Henry wartet bestimmt schon. Wenn er denn hier ist.", durchbrach er unsere Stille.
Wir liefen den gewohnten Weg, also mit Fahrstuhl, zu Henrys Büro. Es dauerte einige Minuten länger, da ein verwirrtes altes Ehepaar nicht genau wusste wohin, was ich ihnen nicht verübeln konnte. Es waren immerhin zehn Stockwerke und ein verborgnes, in dem sich meine Pforte befand. Als sie dann endlich zu ihrer Etage gefunden haben und Leon und ich dann auch mal in unsere Etage konnten, war es auf jedenfall schon später als halb zwei.
Wir stiegen aus und ich wollte gerade aussteigen, als Leon mich zurück hielt.
Fragend schaue ich zu ihm hoch, doch er legte nur seinen Zeigefinger auf seinen Mund.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und blickte nochmal durch den Raum. Es dauerte eine kurze Weile, bis es auch mir auffiel.

Ein Stuhl lag umgeworfen hinter dem Schreibtisch. Der Stuhl auf dem sonst Lilly sitzt.
Meine Augen weiteten sich und panisch suchte ich den Raum nach irgendeinem Anzeichen nach ihr ab.
Vorsichtig trat Leon einen Schritt aus dem Fahrstuhl und genau in den Moment klickte es. Nicht nur hörbar für alle, sondern auch in meinem Kopf.
Ich weiß was hier los ist!

Ich schmiss mich auf Leon und stoß uns beide somit zu Boden. Gerade rechtzeitig bevor ein Pfeil dort landete, wo gerade eben noch mein Kopf war. Dann rappelte ich mich auf und stelle mich kampfbereit hin. Leon wollte es mir nachtuen, doch ich schubste ihn nur in den Fahrstuhl und schlug schnell auf die Taste, welche die Türen zum schließen brachte und Leon ins zweite Geschoss.
"Beschütze sie!", ging es durch meinen Kopf.

Ich hörte den Fahrstuhl nach unten fahren. Ein Rascheln neben mir ließ mich einen Satz in entgegengesetzte Richtung springen. Doch nur um gleich danach mit einem kräftigen Satz auf den Auslöser des Geräusches zu springen. Ich hielt die Person an Armen fest und drehte uns so, dass ich auf ihren wirren dunkelbraunen Locken schauen konnte und sie mir aussichtslos ausgeliefert war.
Wusste ich es doch!
"Reagiere schnell.", zischte es wieder in meinem Kopf.

Ich nutzte all meine Kraft um die Person hoch zu ziehen und an die gegenüberliegende Wand zu befördern. Mit einem Krachen landete sie dagegen und rappelte sich schnell auf. Zu schnell für mich. Die Locken flogen noch wilder umher, als sie mit einem Sprung direkt vor mir ankam und mich grinsend ansah.
"Reagiere schneller!", kam es jetzt synchron von ihr, als auch in meinem Kopf.

"Das war gar nicht mal so schlecht, Prinzessin.", höhnte sie grinsend. Doch ich verzog keine Miene, schaute sie weiterhin ausdruckslos an.
"Aber an deiner Verteidigung musst du noch etwas feilen. Was sollte das am Ende, du hattest mich fest im Griff und dann? Du hast mir die Chance gegeben dich anzugreifen.", fuhr sie fort.
Die Tür hinter ihr zu Henrys Büro ging auf und mein Wächter kam mitsamt Lilly raus. Sie schaute gelangweilt, als sie ihren Stuhl aufhob und sich dann drauf setzte.
"Wir wollen sie ja jetzt nicht nur kritisieren, so schlecht hatte sie es ja gar nicht gemacht.", mischte sich nun mein Wächter ein.
Danke auch.

Ein Ping ließ mich rumfahren. Die Türen öffneten sich und ein wütender Leon trat raus.
"Was sollte das denn werden?!", knurrte er mich gefährlich an.
Ich war sprachlos, konnte mir aber ein nervöses Kichern nicht entgehen.
Henry übernahm die Erklärung: "Das war eine Übung. Sie hat alles richtig gemacht und ein anderes Leben über ihres gestellt."
"Und wer ist das da?", fragte er nicht weniger wütend als vorher und zeigte auf die Person, welche mich gerade noch angegriffen und kritisiert hat.
"Das ist Alice McFord. Sie ist meine Trainerin.", hörte ich mich selber sagen.
Ich wurde leicht zur Seite geschoben und eine mit einem schwarzen Handschuh beschmückte Hand wurde der von Leon entgegen gehalten.

"Sehr erfreut, den Loser von Leibwächter kennen zu lernen.", sagte sie und schielte dabei zu Henry.
Leon knirschte hörbar mit den Zähnen und schoss Todesblicke zu Henry, gab ihr aber die Hand:
"Die Freude liegt ganz meinerseits."

1439 Wörter

EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt