Kapitel 19

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P.o.V. Leon

"Wa-was ist geschehen?", fragte ich mich selber.
Ja, was war geschehen?

Einige Minuten davor...

Ich spürte ihre kleine Hand in meiner, sie war eiskalt. Ich umgriff sie als würde mein Leben davon abhängen. Letztendlich würde es wohl wirklich davon abhängen, dachte ich nach.

Das Mädchen hatte die Augen geschlossen, trotzdem sah man ihr an, dass ihr kalt war. Ihr einer Arm war um ihren Oberkörper geschlungen, der andere wurde von meiner Hand fest gegriffen.

Was war nur mit der Pforte los? Hatte Jayne etwas falsch gesagt? Wieso hatte sie nicht Bescheid gesagt bevor sie los gerannt ist und warum wollte sie überhaupt alleine wandeln?

Die Pforte wirkte deutlich anders als sonst, so kalt und gefühlskalt. Ein schmerzt durchzuckte mich und ließ auch das Mädchen in meiner Hand zusammenzucken. Unsere Flügel bildeten sich und ich hatte das Gefühl, als würde sie Pforte dies noch schmerzhafter machen als sonst.
Durch die immense Größe von Jaynes Flügel musste ich aufpassen sie nicht aus meinem Griff zu verlieren.

Plötzlich knallte es und jeglicher Sog war verschwunden. Wir waren im Himmelsreich, beziehungsweise würden wir gleich schmerzhaft darauf landen!
Flügel schlagen!

Zu spät...

Panisch sah ich mich um, wo sind wir? Wir?

"Jayne?"
Keine Antwort.
"Jayne!?"
Wenn ihr was geschehen sein sollte bin ich tot!
"Jayne! Wo bist du?!", brüllte ich nun schon.
Verdammt wo ist sie?!

Ich sah mich wieder panisch um, bevor ich in eine x-beliebige Richtung rannte. Bloß rumstehen brachte sie auch nicht wieder. Als ich mich erneut umschaute fiel mir auf, das mir die Gegend um mir herum nicht ein bisschen bekannt vorkam.
Das ist doch eigentlich unmöglich? Ich kannte jeden Ort im Himmelsreich.

Um mir herum waren mehrere Berge aus deren Spitzen Rauch austrat, ab und zu zischten einige. Generell die ganze Temperatur hier war enorm hoch, definitiv wärmer als sonst im Himmelsreich.
Ich drehte mich wieder um und sah noch ein paar mehr Berge vor mir. Beim genaueren hinschauen bemerkte ich das offensichtliche, es waren keine Berge.
Es waren Vulkane! Aber so etwas gibt es doch gar nicht im Himm-
Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass hier war nicht das Himmelsreich! Jayne hat uns nicht ins Himmelsreich gebracht, sondern in das Höllenland!

Panik breitete sich in mir aus und meine Atmung wurde schneller. Ich ließ meine Flügel dicht an meinem Körper, Höllenbewohner waren die einzigen, die ihnen weh tun könnten.
Die Panik und Angst um meinen Schützling ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Wenn ihr etwas geschah musste ich mich vor sehr, sehr vielen Menschen verantworten und es würde zu hoher Wahrscheinlichkeit nicht amüsant enden.

„Jayne!", schrie ich erneut nach ihr.
Plötzlich hörte ich ein leises Husten hinter einem der immensen Gesteinsbrocken.
Jayne!
Mit einem Flügelschlag war ich hinter dem Felsen und schaute nieder auf eine zierliche Person mit goldenen Haaren, dessen Augen geschlossen waren.
„Oh mein Gott.", hauchte ich, „Jayne sowas kannst du nicht mit mir machen."
Vorsichtig schob ich meinen Arm unter ihren Kopf, nachdem ich mich zu ihr gekniet habe und zog sie vorsichtig näher an mich.

Hoffentlich ist sie nicht verletzt. Aber warum ist sie bewusstlos?

„Hey Jayne, komm schon...aufwachen.", versuchte ich es ruhig. Als Antwort bekam ich -nichts. Tief einatmend schloss ich meine Augen und spürte eine Wärme in mir aufkommen, welche sich überall um mich herum verteilte. Als ich meine Augen öffnete sah ich eine Art Goldstaub über unser beider Köpfe gebildet hatte und einen goldenen Schimmer über den zierlichen Körper fallen ließ.
Mit Kraft meiner Fähigkeiten schaute ich ihren Körper hinauf und hinunter, um zu schauen ob es irgendwo Verletzungen gab, die sie am erwachen hinderten.
Nach einem zweiten Kontrollblick sah ich ein, dass nicht nicht verletzt war sondern einfach unendlich erschöpft sein musste. Es war ihr erster Wandel ohne Hilfe ihres Wächters gewesen, dass verlangte Engeln häufig deutlich mehr ab als mit der Hilfe des zugehörigen Wächters.

So friedlich sie dort auch lag, wir konnten uns, gerade im Höllenreich, keine Pause leisten. Vorsichtig begann ich sie an ihren Schultern zu bewegen und dabei möglichst ruhig ihren Namen zu sagen. Wenn uns jemand hören könnte, dann würde es definitiv kein gutes Ende für keinen von uns beiden geben.
Nach langen drei weiteren Minuten öffnete sie endlich die Augen und schaute sich schockiert um.
„L-Leon? Wo sind wir?", stotterte sie.
Erleichtert atmete ich auf und stand dann zusammen mit ihr auf mich gestützt auf.
„Wir sind im Höllenreich und so schnell wir hergekommen sind, so schnell sollten wir auch wieder los. Wie bist du überhaupt darauf gekommen hier her zu kommen?"

Sie schaute sich mit offenem Mund um und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Tatsächlich war es um einige Grad wärmer geworden, als die ganze Zeit davor.
Hoffentlich nur Einbildung.

„Oh Gott, Leon das tut mir so leid! Ich wollte hier nicht hin, das war die Pforte! Sie ha-„, ich stoppte ihren Redeschwall mit meiner Hand in ihre Richtung und drehte meinen Kopf langsam in die Richtung aus der gerade ein Geräusch kam.
„Jayne, das klären wir wann anders, wir müssen hier tatsächlich sehr, sehr schnell weg!"
Schnell nahm ich ihre Hand und zog sie unauffällig in meine Richtung.
Als Jayne anfing mir etwas zu zu flüstern zuckte ich zusammen: „Ich will dich nicht mehr beunruhigen als eh schon, aber ich höre Gedanken. Die gehören nicht zu Dir!"

Sie kann was?!

Geschockt blickte ich in ihre Richtung. Sie zuckte nur mit den Schultern und schloss ihre Flügel noch enger um sich rum. Ich tat es ihr gleich, doch bevor ich irgendetwas zu ihrer beneidenswerten Fähigkeit sagen konnte, die sie mir gerade eröffnet hatte wurde das Geräusch lauter. Es klang wie ein Stück Stoff, welches man schwer durch tiefen Sand zog.
Ohne weiter darüber nachzudenken griff ich noch nach der anderen Hand von Jayne und sprang ab. Es knallte.
Mit kräftigen Flügelschlägen fanden wir uns oben wieder, wie wir sahen gerade noch rechtzeitig. Wo wir gerade noch standen war jetzt eine dicke Staubwolke und eine alte Person befand sich in mitten dieser.

„Jayne, es ist so schön das du mich endlich auch einmal besuchen kommst!", hörten wir beide geschockt eine bekannte Stimme lachen.

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EngelsmädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt