P.o.V. Jayne
„Mein Kind. Vertrau ihm nicht."
Erschrocken riss ich meine Augen auf. Schweißgebadet und schwer atmend lag ich in meinen Bett, die Decke wild um meine Beine gewickelt. Ich schaute mich panisch in meinem Zimmer um, dem Besitzer der Stimme suchend.
Wer war das?Ich konnte nichts ausmachen, denn ich meinen Schreck zuschieben konnte außer meiner blühenden Fantasie. Mit meiner Hand tastete ich auf dem Nachttischchen neben mir nach dem Schalter für die Lampe.
Vom Licht geblendet hob ich schützend meine Hand vor die Augen. Von meinem Fenster konnte ich ein Geräusch ausmachen, was nach dem knarzenden, älteren Apfelbaum direkt vor diesem besagten Fenster klang. Um mich dennoch zu versichern, dass es nicht was anderes sein wollte stieg ich aus meinem wärmenden Bett und bewegte mich vorsichtig zum Fenster.
"Ich bin so dumm.", sagte ich zu mir selber und guckte in den friedlichen Garten vor meinem Haus, in dessen Mitte der besagte Apfelbaum stand und vorsichtig hin und her schwankte.Das Quitschen meiner Tür hinter mir ließ mich aufschreien.
"Hey, Hey ganz ruhig! Ich bin's doch nur.", sagte Leon teilweise lachend.
Ich drehte mich murrend zu ihm um und versuchte ihn durch meine Blicke zum erstarren zu bringen.
"Du kompletter Idiot! Was willst du hier?!"
„Ich hab Geräusche aus deinem Zimmer gehört und wollte gucken ob du eventuell entführt wirst.", teilte er mir fett grinsend mit. Idiot!
Ich versuchte den Drang, ihm an die Gurgel zu springen und so lange zu schütteln bis er blau anläuft, zu unterdrücken und sagte sachlich: „Nein, entführt wurde ich nicht. Ich hatte nur einen, sagen wir mal, komischen Traum."Sein Grinsen verschwand nicht, wurde aber auch nicht größer. Er hatte einen Irren Blick aufgesetzt, welcher mich dazu veranlasste einen Schritt zurückzuweichen.
„Du machst mir mit diesem Blick Angst.", sagte ich ihm ehrlich tonlos.
Daraufhin wich ihm tatsächlich das Grinsen aus dem Gesicht. Er murmelte ein sorry in seinen nicht vorhandenen Bart und schaute dann schnell weg.
Es herrschte wieder eine unangenehme Stille und langsam wurde es mir zu dumm.
"Willst du jetzt hier Wurzeln schlagen? Ich würde dann gerne wieder schlafen..."
Erst jetzt schien ihm die Situation klar zu werden, denn er riss die Augen auf und machte sich schon auf den Weg, als mir noch etwas einfiel.
"Was sind eigentlich deine Fähigkeiten?"
Er drehte sich noch einmal um und lächelte dann wieder, diesmal freundlicher als davor: "Das du das erst jetzt fragst wundert mich. Ich kann Schutz um mich oder einer bestimmten Anzahl von Personen bilden, sowohl vor physischen als auch vor psychischen Angriffen.""Komisch...okay dann eine gute Nacht noch.", antwortete ich kurze Zeit später und bewegte mich Richtung Bett.
Leon nickte mir zu und verließ dann den Raum.
Ich legte mich wieder in mein Bett und versuchte die möglichst bequemste Position zu finden. Dabei stellte ich mir immer wieder die selbe Frage, welche mich einfach nicht entspannen beziehungsweise einschlafen ließ.
Warum konnte ich nicht an seine Gedankengänge ran?!
Hat er mir etwa eine Fähigkeit verheimlicht?Mit einem letzten prüfenden Blick zu meinem Fenster schloss ich, nach gefühlten Ewigkeiten, die Augen und schlief dann letztendlich ein.
~<>~<>~<>~
Tief ausatmend nahm ich mir eine Schüssel aus dem Schrank an der Wand und stellte diese auf den Tisch. Mein nächstes Ziel war die Milch im Kühlschrank, doch leider musste ich feststellen das diese überhaupt nicht da war. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen scannte ich die Küche danach ab.
Wo ist meine Milch verdammt!Schmatzende Geräusche hinter mir ließen mich genervt umdrehen.
"Gutschen Morchen.", begrüßte Leon mit einer Schüssel Cornflakes in der Hand.
Und meiner Milch. Ist das nicht mein-?
"Guten Morgen. Weißt du mir schießen gerade um die tausend fragen durch den Kopf, zum Beispiel warum zur Hölle du meinen Bademantel anhast, aber die wichtigere Frage ist eigentlich warum zur Hölle du mit meiner Milch rum rennst?"
Er schaute runter zum besagten Lebensmittel und lachte dann auf.
"Achja die...Joa die ist alle."Ich hoffte mich verhört zu haben und schaute ihn durch Schlitzen an. Aber er sagte nicht, dass es ein Scherz war oder ähnliches.
Ich knurrte ihn an und ging dann, natürlich mit einem tödlichen Blick zu ihm, aus dem Raum.Als ich in meinem Zimmer ankam stellte ich mit Erstaunen fest, dass es schon bald sich zum Mittag neigte. Mein Gott, ich war nicht mal so müde warum schlief ich dann so lange?
Da heute Wochenende war und ich somit keinen Grund hatte raus zu gehen schmiss ich auf mein Bett und griff danach sofort nach meinem Handy.
Keine entgangene Mitteilungen, prangte es mir entgegen.
Warum meldete sich Henry nicht, er tat es doch sonst auch immer wenn ich mal Freizeit hatte.
War er etwa beleidigt mit mir?
Ich habe ihm doch gar nichts getan.
Ich stieß genervt die angesammelte Luft aus und schaute dann aus meinem Fenster. Es hatte angefangen zu regnen, weshalb sich lange Striemen Wasser außen vom oberen bis zum unteren Teil des Fensterrahmens zogen.
Warum sieht es nur so trüb aus, wobei es doch eigentlich gerade mal Anfang Herbst war.
Ich persönlich mochte den Herbst nicht, es war in meinen Augen nichts Halbes und nichts Ganzes. Außerdem kann ich regen nicht ab, meine Haare verwandeln sich dabei immer in eine Steckdosenfrisur und hören nicht auf mich. Der einzige Vorteil war, dass man fette Pullover anziehen konnte. Naja die anderen normalen jedenfalls.Die Normalen...
„Jayne, komm zurück!", rief eine seidige Stimme nach mir. Kichernd entfernte ich mich von der Wolkenklippe und lief zur Person, welche nach mir gerufen hatte. Ich grinste sie an und gluckste als ich den leicht genervten Blick von ihr sah.
„Engelchen, wenn du da mal runter fällst.", sie ließ den Satz offen stehen.
Frech streckte ich die Zunge raus: „Mach ich aber nicht, Mama."
Sie brummte und schenkte mir einen Ungläubigen Blick. Ihre Hand fand die meine und so führten wir den Weg zum Schloss fort. Dieses erstreckte sich meterhoch vor uns und glänzte Gold. Direkt neben dem Schloss wuchs das Rathaus empor, welches nur minimal weniger mächtig aussah. Dieses wurde in Silber gehalten und schimmerte im Einklang mit dem Schloss am Abend in Platinfarben.
„Mama, werden wir immer hier sein?", fragte ich sie mit großen Kulleraugen.
Sie lächelte mich vorsichtig an und hielt dann an, um mir eine störrische goldene Locke aus dem Gesicht zu nehmen.
„Mein Kind, die Frage ist gut gestellt. Ich werde hier wohl immer bleiben müssen, meine Zeit auf der Erde ist vergangen. Aber du, du kannst noch deine Kindheit auf dieser verbringen, wenn du es so willst."
Ich dachte kurz nach und schaute dann in den strahlend blauen Himmel.
„Ich will doch nur normal sein.", flüsterte ich gedankenverloren.
Die Herrscherin atmete aus.
„Wenn es dein Wunsch ist, dann gebe ich Bescheid und du kannst deine restliche Kindheit auf Erden verbringen. Du wirst dann aber den Pflichten und Gesetzten der Menschen folgen müssen. Möchtest du das?"
Einen Augenblick dachte ich nach, bevor ich anfing vorsichtig zu nicken.„Nun gut, wenn es dein Wunsch ist. Aber jetzt lass uns rein gehen, dein Vater wird bestimmt bald ankommen."
So fuhren wir den Weg fort.
Doch Papa kam nie an.„Na, welcher Regentropfen gewinnt?", holte mich eine Stimme aus meiner Tagträumerei. Tief Luft holend schaute ich auf und blickte in wunderschöne blaue Augen.
„Ich glaube der dünne an der Seite.", erwiderte ich.
Leon setzte sich zu mir auf das Bett und blickte genau wie ich zum Fenster.
„Ich dachte der weiter oben."1229 Wörter
DU LIEST GERADE
Engelsmädchen
FantasyWer ist schon normal? Und wer kann das sagen? Für manche ist es normal jeden morgen um 6 Uhr früh aufzustehen, für andere ist ein Kaffee am Nachmittag Normalität. Für Jayne ist es normal zwischen zwei Welten zu leben, denn sie lebt so schon seitd...