Seitdem ich Henry meine Meinung gesagt hatte waren schon gute zwei Tage vergangen, in denen ich weder mit Henry, Leon oder Alice geredet hatte. Ganz zu schweigen von Ana, welche anscheinend nicht einmal hier war.
Hoffentlich ging es ihr gut...Gerade lag ich auf dem Bauch und betrachtete zum dritten Mal an diesem Tag die weiße Wand an.
"Bemerkenswert.", ließ mich eine Stimme zusammenzucken.
Henry?!
Ich drehte mich auf meinen Rücken und schaute zur Tür an der gegenüberliegenden Wand, welche Henry gerade hinter sich schloss.
Ohne einen Ton von mir zu geben zog ich meine Augenbraue hoch und betrachtete ihn."Gut, du redest nicht. Wenn das deine Art ist, nachzudenken akzeptiere ich das."
Weiteres schweigen meinerseits.
"Wie du auch denkst...ich wollte dir mitteilen das du trotz deines kleinen Anfalles vorgestern dein Training nicht vernachlässigen wirst. Außerdem solltest du wirklich ins Himmelreich, du siehst furchtbar aus.", er hatte seine Hände vor seinen Bauch verschränkt und fing an sie sich zu reiben, "Und das ganze wird genau jetzt passieren. Komm mit und wir gehen zur Pforte."
Er drehte sich um und öffnete die Tür, danach schaute er mich auffordernd an.
Mache ich jetzt weiter mit dem gar nix machen oder bewegte ich mich? Vielleicht war es auch mal gut mit Leon zu reden.Augenverdrehend stand ich auf und schnappte mir meine Strickjacke vom Stuhl. Als ich an ihm vorbei lief wollte ich eigentlich sagen, was ich von der Idee hielt, doch blieben mir die Worte im Hals stecken.
Leon stand im Flur an der Wand gelehnt und starrte auf den Boden. Er sah zwar nicht mich an, doch war die Gesichtshälfte die ich sah sehr eingefallen. Seine sonst so frischen und gesunden Haare hingen im strähnig runter.
Ich lief auf ihn zu und wollte mit meiner Hand seine Wange berühren um zu schauen ob die Fugen echt waren, doch zog er seinen Kopf sofort weg bevor ich ihn auch nur berühren konnte.
Autsch."Wir haben keine Zeit zu verlieren wie du siehst.", sagte Henry und durchbrach den komischen Moment, während er die Treppe nach oben nahm.
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Still standen Henry und ich vor der Pforte, welche aufgeregt ihre grell scheinenden Strahle nach mir ausfuhr. Ganz vorsichtig kitzelten sie mich an meinen Händen, baten mich still in ihnen zu treten und mich ihnen hinzugeben.
"Du bist ihm eine Entschuldigung schuldig, Jayne.", durchbrach Henry leise die Stille und schaute zur Tür, durch welche jede Sekunde Leon treten sollte.
Ich schluckte und unterbrach endlich meine zwei Tage andauernden Schweigsamkeit:
"Ich weiß."
Meine Augen waren starr auf den Boden gerichtet und ich traute mich nicht meinem Mentor in die Augen zu sehen, zu peinlich war mir das Thema. Woher wohl die plötzliche Scham kam?Plötzlich wurde die besagte Tür aufgemacht und ein tropfender Leon trat rein. Seine Haare waren Nass, er war anscheinend hiervor duschen gegangen. Er nickte Henry zu, schien durch mich durch zu sehen als seine Augen über mein Gesicht flogen. In dem Licht sah seine Haut noch fahler aus, seine Robe ließ genügend Blick auf seinen Oberkörper frei, welcher tatsächlich gräulicher wirkte.
Beim Duschen vorhin habe ich einen Blick in den Spiegel so gut wie gemieden, doch wusste ich das ich ähnlich aussah.Ich holte tief Luft und setzte zum Reden an, doch kam mir Henry zuvor: "Ihr werdet oben zusammen an euren magischen Fähigkeiten üben. Mir ist egal wie. Hauptsache ihr kommt wieder und seid erstens, gesundheitlich in besserer Verfassung besser und zweitens, körperlich ebenfalls. Ich schicke Jayne zu den königlichen Tunierhallen im Schloss, Leon bitte gehe dorthin."
Was wollte ich gerade eigentlich sagen?
Henry musterte uns beide bevor er Leon um den Vortritt bat, welcher seine Parole artig sprach und in nach ihm greifenden Strahlen lief.
Ich stellte mich auf dem Platz, den Leon gerade noch besetzt hatte und schloss die Augen. Das Summen wurde lauter, die Strahlen so hell, man hatte Schwierigkeiten dagegen zu gucken.
Kaum dachte ich darüber nach ob ich meine Parole selber sagen sollte, als Henry anfing und die Pforte nicht zögerte um nach mir zu greifen.Schon fing das Summen an sich zu einer Melodie zu entwickeln und die Lichter wurden blasser. Der stechende Schmerz holte mich wie jedes Mal aus der Trance raus und ließ mich dieses mal sogar aufschreien vor Schmerzen. Meine Flügel waren jedoch ein guter Ausgleich für die Schmerzen, wie ich wieder einmal feststellte als sie sich hinter mir immer mehr an meine Schultern verfestigten. Ich merkte wie die Luft klarer wurde, meine Lungen sich damit füllten. Instinktiv fing ich an mit meinen Flügeln zu schlagen, noch bevor sich das Bild des Schlosses unter mir bildete und ich direkt darauf zu flog.
765 Wörter
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Engelsmädchen
FantasyWer ist schon normal? Und wer kann das sagen? Für manche ist es normal jeden morgen um 6 Uhr früh aufzustehen, für andere ist ein Kaffee am Nachmittag Normalität. Für Jayne ist es normal zwischen zwei Welten zu leben, denn sie lebt so schon seitd...