Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich wieder mal unpünktlich zur Arbeit kommen werde. Ich beschleunige meine Schritte, um vielleicht noch der aufbrechenden Wolkendecke davonzurennen. Es wird gleich regnen und dann bin nicht nur zu spät, sondern auch nass.
Leise betrete ich die Bar durch die Hintertür und husche am Büro meines Chefes vorbei, auf dem schleunigsten Weg zu den Umkleiden, wo ich die Alltagsklamotten gegen die schwarze Arbeitskleidung tausche.
Ich will mich gerade auf den Weg hinter den Tresen machen, als ich in jemanden reinrenne. In meinen Chef. "Schon wieder zu spät, Caro." Ich seufze und schaue unsicher nach oben. "Entschuldige bitte. Ich versuche ja mich zu bessern, aber..."
Er unterbricht mich, indem er in schallendes Gelächter ausbricht. "Chill doch. Das haben wir von Dad. Wär ich nicht der Chef des Ladens wäre ich auch immer zu spät. Mach dir keinen Kopf." Er wuschelt mir durch die Haare und und verschwindet wieder.
Seltsame Situation? Eigentlich nicht. Mein Chef ist mein Bruder Josh. Halbbruder, um genau zu sein. Er hat mit seinem Kumpel eine Bar aufgemacht und ich darf hier als Barkeeperin arbeiten, um mir etwas neben dem Studium dazuzuverdienen.
Eigentlich hätte ich diesen Job niemals angenommen. Aufgrund des Teiles den dieser Kumpel führt. Denn geht man zur Toilettentür rein, findet man drei neue Türen. Ein Damen - und Herrenklo. Und eine Tür durch die ich erst ein mal gegangen bin.
Die Bilder versuche ich noch heute zu vergessen. Das gedimmte rote Licht, das den Raum nur schwach beleuchtet. Die mit dickem Polster überzogegenen Sessel. Die leicht bekleideten Frauen - Mädchen trifft es eher - die zwischen auf den den erhobenen Flächen tanzen, sich um die glänzenden Stangen schlängeln.
Jeden Tag sehe ich, wie Männer zwischen 18 und 80 durch diese Tür verschwinden und erst nach mehreren Stunden wieder hinauskommen. Dicht wie sonst nichts und mit einem befriedigtem Grinsen im Gesicht.
Mit meiner Schicht endet auch die der Mädchen. Und ich sehe wie sich Manche von ihnen quälen. Wie beschmutzt sie sich fühlen und ihre Qutfits selber nur mit spitzen Fingern anfassen, wie sie alles so schnell wie möglich von sich waschen wollen.
Das sind diese, die Prostituierte/Stripperin sind, da sie keine andere Wahl haben. Und dann gibt es auch noch die, die das machen, weil es ihnen Spaß macht. Wie meiner Freundin Mary, die schon seit der sechsten Klasse Nutte werden will.
Ich beginne damit die Gläser abzutrocknen und ins Regal zu stellen, mixe Getränke zusammen und verabreiche den Gästen Alkohol, so viel sie wollen. "Der Rest ist für dich, Schönheit." Ich schenke dem Mann ein freundliches Lächeln und bedanke mich.
Doch innerlich verdrehe ich die Augen. Er ist einer der Stammgäste hier, zahlt immer gut. Aber er ist auch derjenige, der seine Frau hier jeden Abend betrügt und Dinge mit meiner Freundin macht, die selbst sie anwidern. Er ist Abschaum.
Ein kühler Windzug streift meine nackten Arme, als dir Tür geöffnet wird und ein junger Mann herein tritt. Er setzt sich auf einen Stuhl etwas weiter hinten in die Ecke. Er legt das dicke Buch, das er als einziges bei sich trägt, auf den Tisch und fährt mit der Innenseite seiner Jacke darüber, um die Regentropfen abzuwischen.
Meine Aufmerksamkeit ist sofort geweckt und das Saubermachen der Gläser ist nicht mehr meine Hauptbeschäftigung. Ich mustere ihn. Seine hellen Augen bewegen sich schnell über die Buchseite, die aufgeschlagen und am Rand leicht gewellt ist.
Seine Gesichtszüge sind weich, einladend. Mit den Lippen formt er stumm jedes Wort, das er ließt. Eine Ahngewohnheit, die mich selbst immer genervt hat, doch bei ihm sieht es ausgesprochen heiß aus.

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30 Minutes | Niall Horan
FanfictionNiall ist anders. Er hat geschafft, dass ich ihn liebe. Er hat 30 Minuten gebraucht, um mein Herz zu erobern und mir den Boden unter den Füßen weggerissen, als seine Freunde kamen und er zum Gegenteil dessen wurde, was ich an ihm wertschätzte. Es tu...