>> 8

2.5K 160 9
                                    

Die Stadt rückt immer mehr in den Hintergrund. Grüne Flächen, die sich Kilometer weit ziehen, reihen sich aneinander. Ich denke nicht, dass es eine gute Entscheidung war zu fahren. Doch es war auf jeden Fall die richtige.

Nach etwa anderthalb Stunden kommt das Taxi zum stehen, es ist ein schönes Gefühl, dass mir alles so vertraut ist. Die Straßen, die Gärten, die Häuser, die Menschen. Hier ist mein zu Hause und hier ist meine Familie. 

Ich bezahle den Fahrer und bedanke ich bei ihm, dann drehe ich mich fasziniert im Kreis. Nichts hat sich verändert. Alles ist noch genauso, wie im Sommer. Nur die Natur hat ihren Lauf genommen.

Mit nur wenigen Schritten bin ich an dem Haus angekommen in dem ich aufgewachsen bin und öffne die Tür. Schon von draußen habe ich die Stimmen meiner Geschwister gehört. Bei uns war es immer laut, heute ist das nicht anders.

Ich trete in den Flur, in dem sich eine alte Kommode an die andere reiht. Die Schuhe stehen alle durcheinander im Weg, sodass man im Dunkeln sofort hinfallen würde. Von der Decke hängt eine alte Glühbürne, die nie eine Lampenfassung - oder Verkleidung erhalten hat. Das Licht, das sie spendet ist eher schwach, doch durch das trübe Glas in der Tür, ist es hell genug.

Meine Jacke hänge an ich an die Garderobe, die so voll ist, dass keine weitere mehr dranpasst und gehe dann weiter. Im Erdgeschoss befinden sich drei Räume. Das Wohnzimmer, die Küche und ein Gästeklo.

Die untere Etage ist eher altmodisch eingerichtet. Die Küche ist in einem schlichten braun gehalten und aus beschichtetem Holz, das schon einige Macken und Kerben aufweist, und Schnitte von unvorsichtigen Kindern.

Auch die Toilette ist eher unscheinbar mit dem kleinen Waschbecken, einer Ablage für Klopapier und ein Buch und der Kloschüssel mit einem dunkelgrauen Deckel.

Das Wohnzimmer ist nicht sonderlich geräumig, da die große Couch, auf die die ganze Familie passt, beinahe die Hälfte des Raumes einnimmt und somit nur noch Platz für den Fernseher, eine Kommode und zwei deckenhohe Regale voll mit Büchern, lässt.

In der ersten Etage befinden sich alle Kinderzimmer, was mich zeitweilen beinahe um den Verstand gebracht hat. Die Räume sind alle nicht sonderlich groß. Bei fünf Kindern muss man eben sehen, wie man zurecht kommt. Josh und ich mussten uns Jahrelang ein Zimmer teilen, bis wir eine Wand durch den großen Raum gezogen haben.

Die Treppen knarzen an den äußeren Stellen, als ich Stufe für Stufe nach oben gehe. Die Geräusche kommen aus dem letzten Zimmer im Flur, das gegenüber der Treppe liegt, die ins Dachgeschoss führt. 

Dort wird gerade umgeräumt, da Megan wegen des Babys mehr Platz, als vorher braucht. Bevor ich mich meiner Familie zeige, die noch nicht weiß, dass ich sie besuche, gehe ich in mein altes Zimmer. 

Es ist noch genauso, wie ich es verlassen habe. Auf dem schmalen Fensterbrett steht eine Plastikpflanzen, da lebende Dinge bei mir nie wirklich lange lebendig waren. Einige meiner Bücher stehen noch umgefallen in dem kleinen weißen Regal, das an der Wand hängt, direkt über meinem Schreibtisch, den ich vor einigen Jahren komplett zugegklebt und bemalt habe.

Mein Bett ist noch gemacht, ein einsames Kissen liegt am Kopfende und die Decke hängt ordentlich zusammengefalten an beiden Seiten ein Stück über. Auf dem Nachttisch steht eine langweilige Lampe, daneben eine Packung Kosmetiktücher und ein kleiner Stapel Bücher, die ich wohl vergessen habe einzupacken, als ich gefahren bin.

In meinem Kleiderschrank mit Spiegeltür hängen noch ein paar Klamotten, wie es aussieht hat sich Megan allerdings einige davon unter den Nagel gerissen. Aber dafür waren sie ja auch gedacht. In der Schublade ganz untem im Schrank befinden sich die wenigen Sachen, die ich behalten durfte, als sie mir zu klein geworden sind.

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt