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Ich drehe mich um und gehe die Straße hinunter. Kurz spüre ich seinen Blick auf mir, dann weiß ich, dass er ins Haus gegangen ist. Das ist vermutlich der beste und schrecklichste Abend seit langer Zeit. Der Urlaub mit Niall ist großartig, doch die Tatsache Max nun vermutlich für immer verloren zu haben, macht mich mehr fertig, als ich gedacht hatte.

20 Jahre kann ich nicht so einfach vergessen. Niemand könnte das. Es sind so viele Erinnerungen, die ich mit ihm verbinde.

Sofort drehe ich mich um und sprinte zurück zu seiner Wohnung, dort treffe ich auf Melli, die gerade aus der Tür kommt. "Zum Glück bist du hier. Der schmeißt grade mit Glasflaschen durchs Wohnzimmer, ist nicht schön.", meint sie und verschwindet.

Nur jede zweite Stufe nehmend renne ich die Treppen hoch, ich schwitze so stark, dass er Schweiß mir den Rücken hinunterläuft. Die Wohnungstür ist noch offen, ich höre laute Stimmen, Glas zerbricht. "Max, verdammte scheiße, BERUHIGE DICH!", höre ich einen seiner Jungs brüllen.

"Ich hab alles versaut. Ich kann mich nicht beruhigen.", bringt dieser mühsam hervor und erneut zerschellt etwas an der Wand, sodass ich Scherben auf den Boden fallen hören kann. "Jetzt haltet ihn doch mal fest.", schreit einer und laute Schritte gehen in Max Richtung.

"Lasst mich in Ruhe. Ich muss was kaputt machen oder einer von euch bekommt noch was ab." Wie aufs Stichwort landet seine Faus im Gesicht eines seiner Freunde und ich zucke erschrocken zusammen. "Max.", kreische ich und gehe zwischen ihn und seine Mitbewohner.

"Bist du denn total bescheuert?", frage ich laut und schwer atmend. Er braucht kurz, um zu realisieren, dass ich vor ihm stehe. "Caro?", haucht er leise und ich nicke. Doch anstatt mit ihm zu reden, wende ich mich dem Jungen, der am Boden liegt zu. So gut es geht helfe ich ihm hoch.

"Alles in Ordnung mit dir?", frage ich besorgt und er wischt sich das Blut aus dem Mundwinkel. "Ja.", brummt er und wirft Max einen wütenden Blick zu. "Alter, es tut mir Leid. Ich... das wollte ich nicht.", stammelt Max, der anscheinend überhaupt nich fassen kann, was er gerade getan hat.

"Lass stecken." Die anderen verschwinden und lassen uns beide alleine. "Sag mal was soll das hier?", frage ich sauer und deute auf die Bierflecken - und Pfützen auf dem Boden, die Scherben, die sich überall im Wohnzimmer verteilen und letzendlich auf seine angeschwollene Faust.

"Seit wann bist du denn so? Das mit Melli und, dass du gleich so ausrastest? So hab ich dich noch nie erlebt."

Er setzt sich aufs Sofa, das ebenfalls an einigen Stellen nass ist. Die Glassplitter wischt er zur Seite. "Weil wir noch nie so lange voneinander getrennt waren.", sagt er leise und sieht dann zu mir hoch. "Das heißt du wirst so nur, weil wir uns mal streiten?"

Nun steht er wieder auf, die Hände zu Fäusten geballt. "Ich könnte dich genausogut fragen, was mit dir los ist. Du hast dich nämlich auch verändert. Du bist nicht mehr Caro."

Obwohl seine Worte mich verletzten und ich weiß, dass es ihm nicht anders gehen wird, kann ich es nicht zurückhalten.

"Und du bist nicht mehr Max."

Erst, als Tränen meine Sicht verschwimmen lassen, merke ich, wie lange ich schon nicht mehr geweint habe. Doch ich habe mittlerweile gelernt damit umzugehen. Sofort reiße ich mich zusammen und blinzle sie weg und beiße die Zähne zusammen.

Er hat Recht, ich habe mich verändert. Ich heule nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit. Und das gerade ist nicht Grund genug, um diese Regel zu brechen.

"Tja, und woran liegt das wohl?", fragt er herausfordernd und kommt einen Schritt näher. "Vermutlich daran, dass du vor lauter Wut vergisst, wer du bist.", zische ich und komme ebenfalls näher.

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt