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Der nächste Morgen ist ein unschönes Erwachen.

Mein Kopf tut weh, zu viel getrunken letzte Nacht. Viel zu viel.

Aber zu wenig für einen Filmriss. Ich erinnere mich noch an alles, was letzte Nacht passiert ist. An jedes Wort und jede Berührung.

"Guten Morgen." Niall kommt mit einem Kaffee ins Zimmer. "Wie lange bist du schon wach?", frage ich ihn verschlafen und nehme das heiße Getränk dankend entgegen. "Seit etwa einer Stunde. Ich wollte dich ausschlafen lassen. Du hast gestern Abend ganz schön zum Alkohol gelangt."

Ich nicke bestätigend. "Das stimmt wohl." 

Der Koffein rüttelt mich wach. "Hatte es einen bestimmten Grund?" Ich habe kurz meine Hand als Zeichen, dass er kurz warten soll, dann stelle ich die Tasse ab.

"Es war der Test. Der Vertrauenstest.", erkläre ich und lächle ihn an. "Du hast ihn mit Bravur bestanden. Herzlichen Glücklwunsch, Niall."

Mit hochgezogener Augenbraue sieht er mich an. "Du hast dich betrunken nur um zu sehen, ob ich dich ausnutze?"

Ich nicke. "Ja, sieht ganz so aus." Lachend schüttelt er den Kopf. "Du bist echt unmöglich." 

"Da stimme ich dir zu."

Nachdem ich mich ebenfalls angezogen habe gehen wir frühstücken und, da wir noch die Fähre um 12 Uhr ans Festland nehmen wollen, müssen wir uns etwas beeilen. An Board sind hauptsächlich Paare. Zwischen zwanzig und achtzig ist alles dabei. 

Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde, dann legen wir an, langsam gehen wir auf den dunklen Steg zu. Niall hilft mir die etwas höhrere Stufe hinunter zu kommen.

"Was machen wir heute?"

"Lass dich überraschen."

Wir schlendern die Promenade entlang, dann nehmen wir den Weg in die Stadt. Die Straßen sind voll von Touristen, braun gebrannt, mit Einkaufstüten in beiden Händen, sich laut unterhaltend, übergroße Sonnenbrillen.

Doch kaum sind wir auf die Hauptstraße gekommen, biegen wir schon wieder ab. Wir kommen an einem weiteren Steg an, vor einer kleinen Holzhütte bleibt er stehen. 

"Was ist das hier?", frage ich und sehe mich genauer um. Komische gelbe Maschinen stehen auf einem großen Boot. 

"Du wirst es lieben.", grinst Niall und dreht sich zu einem der Männer. Er beginnt sich mit ihm zu unterhalten, er bezahlt. Dann werden wir auf das Boot geführt.

Wir fahren ein Stück aufs Meer.

Anscheinend handelt es sich bei den Maschinen um Wassermotorräder, mit denen man die Korallenriffe und Fische erkunden kann, ohne dafür eine Sauerstoffmaske zu benötigen. Gespannt lausche ich den Anweisungen, dann werden wir auf die Aquastars gesetzt.

Ob das wirklich funktioniert?

Als das Gerät ins Wasser eintaucht halte ich die Luft an, Niall scheint auch skeptisch und seine Backen sind weit aufgblasen. Mit zusammengekniffenen Augen wage ich einen Atemzug. Es klappt problemlos.

Sichere öffne ich meine Augen wieder und staune. Die vielen Farben, die vielen Arten. So schön habe ich es mir nicht vorgestellt.

Es dauert nicht lange, bis ich die Steuerung verstanden und die Kontrolle über das Gerät habe. Es dauert hingegen, bis ich Niall wiederfinde. Das knallige Gelb ist ist zwar zwischen der Farbvielfalt der Korallenriffe nicht mehr so stechend, wie außerhalb des Wassers, jedoch unmöglich zu übersehen.

Ich winke ihm grinsend zu. Er steuert mit seinem Grät in meine Richtung.

Zusammen 'fahren' wir zwischen den endlos erscheinenden Riffen umher, die unterschiedelicher kaum sein könnten un drehen Runden um die kleineren Inseln.

Ein Schwarm blaugelber Fische schwimmt an uns vorbei, ein paar schlagen Frontal auf meinen Glashelm, lachend drehe ich mich zu Niall, der hinter hinten fast verschwindet. Mit Zeigefinger und Daumen forme ich ein 'o' und sehe ihn dabei fragend an, er gibt die Geste zurück.

Als ich gehört habe, dass dieser Fahrt nur 20 Minuten dauert, war ich skeptisch. Zwanzig Minuten ist so wenig Zeit. Doch diese kurze Zeit, kommt mir hier unten vor, wie zwei Stunden. Als würden sich die Zeiger der Uhren durch das Wasser langsamer fortbewegen, vielleicht sogar kurz anhalten.

Doch irgendwann sind die zwanzig Minuten rum, wir tauchen wieder auf.

In der Hütte sind unsere Sachen und Handtücher, mit denen wir uns abtrocken, bevor wir uns wieder anziehen, wir verabschieden uns noch, dann gehen wir wieder zurück in die Stadt, in der es noch genauso voll ist, wie auch zuvor.

"Das war so toll. Wie bist du darauf gekomen?"

Er nickt bestätigend. "Es war echt umwerfend. Ehm... im Internet. Ich hab mal so geguckt, was man machen kann und da bin ich darauf gestoßen und fand das ziemlich geil, deshalb hab ich gleich da angerufen und uns zwei Plätze reserviert. Momentan ist das nämlich sehr beliebt und man muss ziemlich weit im Vorraus buchen.", erklärt er und führt mich durch die Menschenmassen.

"Und wo genau gehen wir jetzt hin?", frage ich und verschränk meine Finger mit seinen, damit die Leute uns nicht einfach so auseinanderdrängen können, respeklos, wie sie nunmal sind.

"Essen. Ich hab Hunger.", gesteht er peinlich berührt. "Niall, es muss dir nicht unangenehm sein Hunger zu haben. Ich will auch was essen!"

Erneut nehmen wir einen Weg, der aus dem Gewusel führt und laufen so lange, bis wir wieder an der Promenade sind, wo es auch nicht leer, jedoch nicht annähernd so voll ist.

Hand in Hand laufen wir auf dem Weg entlang, um nach zwanzig Minuten einen Pfad in Richtung der Stadt zu nehmen. Jedoch laufen wir nicht wieder zurück, sondern bleiben vor einem Haus stehen, das im unterem Teil mit schwarzem Schiefer verkleidet ist und oben aus einer großen Glasfront besteht.

Wir gehen die wenigen Treppen hoch und treten in das Restaurant mit Meerblick.

"Du suchst dir echt immer die besten Orte aus.", grinse ich und wir gehen auf einen der Tisch am Rand zu. Ein cremefarbenes Tuch ist einmal über die Länge in der Mitte platziert, eine Vase mit lilablauen Blumen steht darauf, außerdem ein silberner Kerzenhalter.

Ein Kellner kommt zu, begrüßt uns freundlich und überreicht uns das Menü zusammen mit einer Empfehlung des Küchenchefs, dann geht er zu einem anderen Tisch, an den sich zwei junge Frauen gesetzt haben, die scheinbar eine Pause von ihrem Shoppingtrip nehmen.

"Für dich immer nur das Beste, Caro.", sagt er so leise, dass ich es beinahe überhört hätte.

Little boring, I know :(

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt