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"Oh, mein Gott!", rufe ich hysterisch und springe auf. "Es ist schon zehn nach acht.", erkläre ich, als ich Calebs verwirrten Blick sehe. "Sonntag abends ist um viertel nach acht Familienzeit. Wenn ich nicht komme, dann werden die mich töten."

Hektisch sammle ich meine Klamotten zusammen und ziehe sie mir über. Mein Haare kann ich vergessen, also binde ich sie nur schnell zu einem Zopf und stolpere die Treppen hinunter, wo ich mir die Arbeit meine Schuhe zuzubinden gar nicht erst mache und mir die Jacke schnell überwerfe.

"Das hat Widerholungsbedarf.", höre ich Calebs Stimme von oben und ich muss leicht grinsen. "Klar, schreib mich einfach an.", brülle ich zurück und schon bin ich weg. 

Es schneit immer noch. Die weißen Kristalle schlagen mir ins Gesicht, als ich, so schnell ich kann, die Straßen durchquere. Meine eiskalten Finger versuchen ungeschickt den Schlüssel ins Schloss zu stecken und meine Zeit wird immer knapper.

Als ich es schaffe die Tür zu öffnen sehe ich bereits meine ganze Familie auf dem Sofa sitzen, den Blick starr auf die große Uhr an der Wand mir gegenüber gerichtet. "Das war knapp.", meinte Fynn kritisch, während ich noch mit meinen Schuhen und dem blöden Reißverschluss zu kämpfen habe.

"Wo warst du die ganze Zeit?", fragt meine Mutter ein wenig skeptisch, während ich mich zwischen ihr und Meg platziere. "Hab jemanden getroffen. Nichts wichtiges. Was schaun' wir?" 

"Mamma Mia.", seufzt mein Bruder und verdreht die Augen. "Mom hat gewählt.", erklärt er, als er meinen verwirrten Blick sieht. 

Wirklich beim Film bin ich mit meinen Gedanken nicht. Nicht nur, weil ich ihn schon so oft gesehen habe, sondern, weil ich mir nicht sicher bin, ob es eine gute Idee war mir Caleb bei der ersten Begegnung ins Bett zu springen.

Vermutlich nicht. Scheiße nein, es war ein riesen Fehler. Jetzt habe ich genau das getan, was mich so zerstört. Ich bin ein hoffnungsloser Fall.

"Hast du schon etwas gegessen, mein Schatz?" Meine Mutter hält mir einen Teller aufgewärmte Lasagne hin. "Nein, vielen Dank."

Ohne noch ein weiteres Wort nehme ich den Teller mit auf mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Mit dem Auflauf auf dem Schoß setzte ich mich auf die Kommode, die ich unters Fenster gestellt habe und sehe nach draußen.

Hungrig bin ich nicht, doch ich esse trotzdem. So sehr ich auch liebe, was meine Mutter kocht, gerade schmeckt es einfach nach nichts. 

Während Musik laut aus meinen Kophörern dröhnt, schließe ich die Augen und versuche kurz zu vergessen. Alles einfach nur zu vergessen und mich auf die Texte und den Beat zu konzentrieren. Die Kälte, die von draußen in mein Zimmer strömt dringt bis in meine Knochen und ich friere so sehr, dass ich mich kaum noch bewegen kann.

Wieso ich nicht aufstehe? Ich weiß es nicht. Ich schaffe es nicht. Ich dachte in meine Heimat zurückzukehren würde mir endlich Klarheit geben. Doch stattdessen hat es alles noch klomplizierter gemacht, als es ohnehin schon ist.

Jetzt habe ich nicht nur das Problem mit Niall und Max. Sondern auch die Sache mit Caleb. Und ich dachte dieses beschissene Gefühlchaos würde aufhören, wenn ich die Schule verlasse. Ich dachte, dass sich mein Leben endlich in die richtigen Wege fügen würde. Ich dachte, dass die Dinge langsam mal nach Plan laufen würden.

Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich überhaupt nich mitbekomme, wie Fynn den Raum betritt. Ich nehme seine Stimme am Rande wahr, doch mein Blick ist stur aus dem Fenster gerichtet und ich bemerke ihn erst, als er mich hochhebt und zum Bett trägt.

Seit wann kann er mich tragen?

Ich spüre, wie er mich zudeckt und meinen Kopf mit mehreren Kissen stützt. Dann setzt er sich neben mich und wärmt meine Hände mit seinen.

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt