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Das nächste Frühstück am Tag danach war mehr, als nur unangenehm. Die Zimmernummern stehen auf jedem Tisch und ein Paar mit sehr strengen Gesichtszügen sah skeptisch zu uns hinüber, als wir uns an unseren Platz setzten.

"Waren Sie gestern Nacht in Zimmer 28?", fragte der Mann mit einer tiefen Stimme, die weder hoch noch runter ging. Ich nickte zurückhaltend. "Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb sie fragen?", gab ich vorsichtig zurück und beide zogen synchron eine Augenbraue hoch und falteten ihre Hände über dem Tisch.

"Sie waren ausgesprochen laut und die Wände hier sind ausgesprochen dünn. Wenn sie sich noch einmal für den Koitus in diesem Zimmer entscheiden, dann tuen Sie dem ganzen Hotel einen gefallen und schreien in die Kissen."

Mit diesen Worten wendeten sie sich wieder ihrem Essen zu und beachteten uns mit keinem kleinen Seitenblick mehr.

"Oops."

In zwei Tagen reisen wir ab und haben deshalb beschlossen das gute Wetter heute noch einmal zu nutzen, um surfen zu gehen, da für morgen Regenwetter angesagt war und das nicht nur für ein paar Stunden, sondern für den ganzen Tag.

Als wir unser Frühstück beendet haben und wie jeden morgen so schnell, wie möglich an dem Paar vorbeilaufen, das uns immer noch ignoriert und uns auch auf den Gängen aus dem Weg geht - ich habe sie einmal murmeln hären Die Jungend von Heute ist so ungezähmt -, ziehen wir uns auf unserem Zimmer unsere Badesachen an.

Mit den Surfbrettern, die wir wie gewöhnlich uns an der Rezeption ausleihen, laufen wir den Strand entlang zu der Stelle, an der wir die letzten Tage immer waren. Mittlerweile sind wir beide um einiges besser, als noch vor einer Woche, doch Niall muss sich eingestehen, dass ich ihn abgehängt habe.

Sport war - ganz ehrlich - noch nie meine Sache, doch schon auf der Skifreizeit in der siebten Klasse habe ich festgestellt, dass ich im Snowboarden ungewöhnlich stark war und es ist zwar nicht das gleiche, wie Surfen, doch von der Art her nicht sehr anders.

Ich brauche ein paar Minuten, bis ich mich wieder eingefunden habe, dann fühlt es sich wieder so an, als würde die Schwerkraft der Erde an Stärke verlieren. 

Während ich auf der Welle, die gerade gekommen ist, nach links fahre, fällt Niall nach hinten vom Brett. "Caro, langsam bin ich echt angepisst. Wieso kann ich das nicht?", fragt er seufzend und setzt sich wieder auf das Board, streicht sich die nassen Haare aus der Stirn.

"Du denkst zu viel nach.", vermute ich und paddle zu ihm. "Du willst alles zu hundert Prozent richtig machen und verpasst deshalb immer wieder den Moment. Du bist einfach jedes Mal zu spät dran, nur ein paar Sekunden, aber die machen es aus."

Erneut versucht er es, erneut fällt er ins Wasser. Lachend schwimme ich ein Stück weiter aufs Meer hinaus, um mich dort an einer größeren zu versuchen. Ich setzte mich rittlings aufs Brett und lasse die kleinen Wellen unter mir durchrollen.

Ich beobachte Niall, während ich warte. Sein Gesicht ist zu einem angestrengten und konzentrierten Ausdruck verzogen, seine Hände rundern unkontrolliert in der Luft, während seine Beine unsicher zittern.

Ich lache in mich hinein und blicke über meine Schultern. Da ist sie.

Mit kräftigen Zügen paddle ich auf sie zu und lege mich dann mit dem Bauch auf das Brett, sobald der richtige Moment gekommen ist stehe ich auf und lasse mich vom Wasser tragen. Es ist das berauschendste Gefühl, das ich bisher auf diese Weise erlebt habe. 

Doch je weiter das Ufer rückt, desto größer wird die Welle und ich beginne langsam, doch sehr sicher, die Kontrolle zu verlieren. Mit einem Köpfer springe ich vom Brett und tauche ins Wasser ein. Als ich wieder auftauche sehe ich, wie Niall besorgt auf mich zuschwimmt. 

"Caro? Ist alles in Ordnung?", fragt er und hält mich fest. "Ich weiß nicht so ganz." Meine Sicht verschwimmt leicht, Schwindel. "Die war dann doch ein bisschen groß.", gestehe ich und streiche mir die nassen Haare aus dem Gesicht, die an meiner Haut kleben.

*** *** *** *** *** ***

Am Nachmittag - in einer Stunde werden wir zum Abendessen gehen - liegen wir im Bett, dicht aneinander gekuschelt, der Fernseher läuft. Ich lese, während Niall leise einen Film sieht. Doch ich spüre seinen Blick auf mir.

"Ist alles in Ordnung?", frage ich und sehe zu ihm hoch, er zieht seine Mundwinkel nach oben. "Ja, ich schaue dich nur an."

Ich lache leise und widme mich wieder meinem Buch. "Wieso schaust du mich an?" Er zieht mich noch näher zu sich heran. "Weil du wunderschön bist." Automatisch muss ich lächeln, sehe erneut hoch, um ihn einen leichtes Kuss auf die Lippen zu hauchen, ohne mich zu sehr zu verrenken.

Als Niall am Abend nicht da ist, da er mit seinen Verwandten redet, ziehe ich mein Notizbuch raus, um die Ereignisse der letzten Tage darin festzuhalten. Ich schlage es auf und ein Umschlag fällt mir in den Schoß. Den hatte ich beinahe vergessen. 

Seufzend reiße ich ihn auf und ziehe einen Bogen Papier heraus, es scheint noch etwas darin zu sein, doch ich beschließe erst den Brief zu lesen.

Liebste Caro, 

Schon seltsam, was Menschen manchmal machen, wenn sie verzweifelt sind. 

Wie konnte es nur so weit kommen? Wie nur konnten wir das zulassen? Schon immer zwaren wir Caro und Max. Den einen gab es nicht ohne den anderen. Natürlich wusste ich, dass es nicht für immer so sein würde.

Irgendwann würdest entweder du einen Freund haben und/oder ich eine Freundin. Jedoch war ich mir sicher, dass unsere Partner nie einen Keil zwischen uns treiben würden. Wir wären immer noch Caro und Max. Beste Freunde, Geschwister. 

Nur ist irgendwie alles anderes gekommen, als es geplant war. Du hast Recht, ich habe mich verändert und auch ich habe Recht, wenn ich sage, dass du nicht mehr die gleiche bist, wie noch vor ein paar Wochen.

Wir haben uns beide verändert und uns auseinandergelebt. Wir sind nicht mehr die Personen, wie damals. Und ganz ehrlich: Das ist scheiße. Denn so, wie wie waren, waren wir gut. Jetzt versteckst du dich hinter einer Maske, die du dir hast aufsetzten lassen und ich werde aggressiv, weil ich ständig wütend auf mich selbst bin.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich so weiter machen kann, geschweigedenn will. Ich akzeptiere, dass dir Niall so viel bedeutet und ich möchte auch gar nicht über ihn reden. Doch so kann das doch nicht einfach enden.

Du sagtest, du hättest Angst vor mir. Du sagtest, dass ich dir weh getan hätte. Doch du brauchst dich vor mir nicht so fürchten, denn noch einmal würde ich die niemals weh tun. Denn im Grunde würde ich damit nur mich selbst zerstören.

Wenn du dazu bereit bist mir zu verzeihen, würde ich es begrüßen, wenn du mich anrufst, zu mir kommst - mir einfach noch eine Chance gibst.

Sei ehrlich zu dir selbst, Caro. Du weißt, dass du mich brauchst und du würdest nichts lieber, als eine beruhigte Situation. Was ich getan habe, ist etwas, wofür ich mir erst dann vergeben kann, wenn du es getan hast.

In Liebe, 

Max

P.S. Im Umschlag ist etwas, das dir gehört und das immer dir gehören wird. 

Mit tränenden Augen kippe ich den Inhalt in meine Hand und beinahe wäre mir dir Kette durch die Finger gerutscht. 

Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und sie ins Meer schmeißen, mich von ihr trennen, um mir selbst zu zeigen, dass sie mir nichts bedeutet. Doch das kann ich nicht, denn dann würde ich nur mich selbst belügen.

Whey, wir haben fast die 5.000 geschafft *-*

Love to you ♥

30 Minutes | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt