11. Abgelegte Verkleidung

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Akai kochte dem Kleinen einen Tee in der Küche. Er musste sich eingestehen, als Kind war Gin wirklich süß. Er bedauerte nur, was aus diesem Kind geworden war. Aus irgendeinem Grund hätte er das am Liebsten verhindern wollen. Klar wäre das unmöglich gewesen, doch die Tatsache, dass Gin ihm einfach leid tat konnte Akai inzwischen nicht mehr leugnen.

Durch den Flur am Badezimmer vorbei, fiel dem Agenten plötzlich die fast getrocknete Blutlache am Boden ins Auge. Darum müsste er sich wohl noch kümmern, aber zuerst wollte er Gin den Tee auf das Zimmer bringen.

Im Schafzimmer bedankte dieser sich auch dafür. Er schien immernoch zögerlich.
"Vorsicht, ist noch etwas heiß.", warnte Akai ihn freundlich, worauf Gin vorsichtig auf das Getränk pustete. Schon wieder brachte das den Agenten zum Lächeln, der kleine Gin war mittlerweile für ihn wirklich liebenswert. Dennoch musste er, egal wie sehr ihm der Junge gerade auch gefiel, den Alten wieder zurückbekommen. "Hoffentlich wird dieser Gedächtnisverlust nicht noch langfristiger werden."

Seufzend schnappte sich Akai einen Lappen und wischte im Bad das Blut von dem Fliesen, den Lappen wusch er danach wieder aus. Vor dem Spiegel stoppte er. Sein Antlitz zeigte ihm Subaru Okiya. Er hatte wegen Gin schon fast vergessen, dass er diese Verkleidung immernoch trug.
"Nützt sie mir denn vorerst noch etwas? Gin ist doch so ziemlich der Einzige gewesen, den es interessierte, ob ich am Leben bin oder nicht."
Zudem war er sich relativ sicher, dass er die Maske erstmal nicht brauchen würde.

Langsam nahm Akai die Brille ab. Er legte diese auf dem Waschbecken ab. Ein Griff nach hinten und er zog sich die Perücke über den Kopf. Einen Augenblick betrachtete er sie noch in der Hand und sah dann wieder in den Spiegel. Dieser zeigte ihm nun wieder Shuichi Akai, sein wirkliches Aussehen. Ein wenig froh war er schon, denn er hatte sich die ganze Zeit über unter dieser Perücke recht unwohl gefühlt.

Kurz wusch er sich sein Gesicht noch mit Wasser und kämmte seine schwarzen Haare nach hinten. Verhindern, dass ihm ein paar Strähnen davon wieder auf die Stirn fielen konnte er nicht.
Daraufhin trat er wieder aus dem Bad und wollte wieder nach seinen Schützling sehen.
Günstig die Verkleidung genau in dieser Lage abzunehmen war es vielleicht nicht gewesen. „Naja, vielleicht wird es Gin's Gedächtnis etwas aus die Sprünge helfen," erhoffte sich Akai und betrat das Schafzimmer.
An der geöffneten Tür sah Gin vom Bett aus zu ihm, dann ließ der Kleine die Tasse fallen. Sie zerbrach. Akai seufzte. „Das war vorraussehbar..." Aus dem Augenwinkel sah er auf die Uhr an der Wand: 13:55 Uhr.


15:05 Uhr waren die Nerven von Klein-Gin beruhigt, während die von Akai hingegen blank lagen. Gerade stand der junge Mann in der Küche und bereitete eine Kleinigkeit zu Essen vor, während der Junge im Schlafzimmer auf ihn wartete.

Er wusste nicht welcher Gin anstrengender war, aber aufjedenfall fehlte es ihm an Schlaf. Obwohl Akai glaubte ausgeschlafen zu sein, wurde er wieder schnell müde, alles wegen klein Gin. Gerade mal ein paar Tage waren vergangen, und es war schon soviel passiert. Inzwischen glaubte der Agent, dass ihn nichts mehr überraschen könnte. 

Als die Mahlzeit fertig zubereitet war, brachte er es zu Gin auf das Schlafzimmer. Dieser lag auf dem Bett und es schien, als würde er schlafen. Leise, um ihn nicht zu wecken ging Akai zum Bett und stellte das Essen auf dem Nachtschrank ab. Dann warf er einen Blick zum Silberhaarigen. Er sah so friedlich aus, dass Akai sich irgendwie gezwungen fühlte dessen Kopf ein wenig zu streicheln. Jedoch hatte er sich getäuscht: Gin war sehr wohl wach und packte nach seinem Handgelenk.

"Du hast wohl keine Lust mehr auf Verkleiden, was?" Er öffnete leicht ein Auge. Einen Moment stutzte Akai. Dann schlich sich die Andeutung eines Lächelns auf seine Lippen.
"Ich lebe hier nunmal als Subaru Okiya," meinte er nur. "Und außer vor dir muss ich mich vor Niemandem ernsthaft verbergen... Koibito.", fügte er noch hinzu um festzustellen, ob seine Vermutung stimmte.
"Als wäre ich der Einzige, der sich um deine Existenz geschert hätte... Aber du hast vermutlich recht." Die Anderen hatten wahrscheinlich nie eine Sekunde an Akai's Tod gezweifelt, sie kannten ihn halt nicht so gut wie Gin.
"Willkommen zurück." Akai lächelte schelmisch und stütze seinen Kopf vor Gin auf die Bettdecke ab, welcher die Worte nicht deuten konnte. Verwirrt starrte Gin auf den gesenkten Kopf von seinem Erzfeind. Ihm gefiehl der Anblick, aber die Situation schien nicht richtig.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt