20. Peng!

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Am nächsten Morgen öffnete Gin zuerst vorsichtig die Augen, als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer erhellten. Was ihm zuerst auffiel, seine Augen öffneten sich nur schwer und taten etwas weh. Jetzt erinnerte er sich: Er hatte geweint. Doch was er nicht mehr wusste: Warum eigentlich?

Alles was er noch im Kopf hatte war, dass Akai sich große Sorgen um ihn gemacht hatte, scheinbar befand er sich deshalb gerade neben ihm. „Er liegt neben mir...?!" Gin schreckte auf, wodurch der Agent ebenso wach wurde.
"Guten Morgen...Hast du dich beruhigt ? Alles wieder okay?", murmelte er fragend. Gin nickte nur und drehte sich dann mit geröteten Wangen weg. "Wieso musste ich unbedingt vor ihm weinen...", dachte der Junge beschämend. Er wollte doch eigentlich keine Schwäche vor diesen Mann zeigen - aber der strich ihm plötzlich über die Wange, mit der Frage: "Dürfte ich erfahren, weshalb du gestern so geweint und dich gefürchtet hast?"

Gin musste selbst krampfhaft überlegen, immernoch strich die warme Hand des Mannes über seine Wange während dieser auf eine Antwort wartete. Doch so sehr der Silberhaarige es auch versuchte, die Erinnerung wollte nicht zurückkehren und war vergessen. Er war gezwungen mit einem ahnungslosen "Weiß nicht..." zu antworten.
Bedauerlich, empfand Akai, doch den Kleinen jetzt unnötig unter Druck zu setzen würde auch nichts bringen, weshalb er das gestrige Ereignis erst einmal auf sich beruhen ließ.

Unbemerkt strich Akai über Gin's feuchte Unterlippe, dass seine Hand bereits so weit gegangen war, ist ihm nicht einmal aufgefallen. Doch der Agent hatte eine Idee den Jungen aufzuheitern, die er ihm auch sofort mitteilen wollte. "Ich muss nachher noch ein paar Einkäufe erledigen, du willst doch bestimmt mitkommen, oder?", kaum hatte Gin die Frage gehört, löste sich Freude in ihm aus.
Doch er brachte keine Zustimmung über die Lippen, da auf diesen immernoch der Finger des Mannes gelegt war.

Irgendwie gefiel Gin dieses Gefühl. Der Mann musste ihn gern haben, denn sonst würde er nicht so zärtlich mit ihm umgehen und immer in Sorge sein. Doch warum eigentlich? Gin hatte nicht mal eine Ahnung, wer dieser Mann überhaupt war.
Ein Fremder, der ihn einfach auf der Straße aufgesammelt hat, war er nicht. Da war noch eine viel tiefere Verbindung, die der Junge aber nicht deuten konnte.

"Möchtest du etwa nicht?", kam es plötzlich etwas enttäuscht von dessen Hintermann. Gin war wieder zu tief in seinen Gedanken versunken.
"Doch!", sagte er bestätigend laut und richtete sich hastig auf. Er lächelte zu Akai herab. Es war ein schönes Lächeln, empfand dieser. Die Sonnenstrahlen hinter Gin, die sein Haar glänzend erscheinen ließen, ließen das Antlitz des Kleinen noch glücklicher erscheinen.
Es war als hätte Akai ihn zum Ersten mal lächeln gesehen. Er lächelte zurück.


2 Stunden Später

Die Beiden waren längst in der Stadt unterwegs um ein paar Dinge einzukaufen.
Gin beteiligte sich daran sehr aktiv und trug sogar eine der Einkaufstüten, als wäre die traurige Miene von gestern wie verweht.

Akai war froh, dass sein Vorschlag geholfen hatte. Er ließ seinen Blick etwas über den Markt wandern. Viele Menschen, die ebenso ihre Wege erledigten, haufenweise Buden und Imbissstände, doch plötzlich erblickte der Agent darunter auch eine Eisdiele.
"Möchtest du vielleicht ein Eis haben ?", fragte er Gin im netten Ton, dieser willigte sofort ein.
"Gut, dann warte hier. In drei Minuten bin ich zurück."

Akai setzte den Jungen und die Einkäufe auf eine Bank, im Blickfeld der Eisdiele, zu welche er dann auch ging. Gin sah ihm noch hinterher, bis er sich angestellt hatte. Die Schlange war nicht besonders lang.
Als er seinen Blick jedoch abwandte, geriet eine andere Person in sein Blickfeld. Eine große Frau mit rot-braunem Haar und Aktentasche, desseren Brille sich in der Sonne spiegelte, stand direkt vor ihm.
"Peng!" Die fremde Frau formte ihre Hand zu einer Pistole und hielt sie Gin an die Stirn. Dieser schaute verwirrt und war wie gelähmt. "Wer ist diese Frau?" War sein einziger Gedanke. Die Rothaarige grinste. "Wäre ich er gewesen, dann wärst du jetzt tot.", meinte sie und nahm die Hand wieder runter.
"Er? Wen meint sie?"
Gin verstand gar nichts mehr. Doch irgendwie machte ihm die vermeintlich fremde Frau Angst, als würde er sie doch irgendwoher kennen.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt