3. Dezember

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Gott, mein Kopf. Finn stöhnt neben mir auf "Fuck." Ich setzte mich langsam auf und bereue es sofort. Finn hält sich die Hand über seine Augen "Um Gottes Willen. Sind wir denn komplett verrückt geworden?" Robin steckt den Kopf ins Zimmer "Wir haben Frühstück gemacht. Samstag. Familienfrühstück und so." "Geht's Brandon wieder besser?" "Ja. Und er sieht gesünder aus als ihr beide. Übrigens ist Grandpa da." "Welcher?" "Frank." Finn stöhnt erneut auf "Na wundervoll. Ich halte jetzt keine Moralpredigt aus." "Das ist dein Problem?" Robin seufzt "Kommt ihr jetzt?" "Ja. Fünf Minuten."

Frank lächelt uns an "Guten Morgen." Ich schenke Finn und mir Kaffee ein. Frank unterhält sich mit Robin und Brandon während ich versuche nicht zu kotzen. Frank sieht uns scheinheilig an "Wollt ihr nichts Essen?" "Nein danke." Brandon sieht zwischen Finn und mir hin und her "Seid ihr krank? Ihr seht ein bisschen so aus." Ich sehe zu Finn und Finn sieht so ratlos aus wie ich. Robin kommt uns zuvor "Die haben nur zu viel getrunken." Finn wirft Robin einen strengen Blick zu. Frank schüttelt den Kopf "Ihr seid so unvernünftig." Finn seufzt "Sag es einfach." "Ich dachte eher, dass du jetzt was sagst..." "Anspielung auf deine Zeit als Alkoholiker? Ich erinnere mich da nicht so gerne dran." Frank verdreht die Augen "Ich mich auch nicht." Brandon sieht uns verwirrt an "Was war denn da? Also klar ist es nicht gut wenn man Alkoholiker ist...aber das klingt als wäre das super schlimm gewesen." Robin nickt langsam "Ihr habt mir echt nie mehr da drüber erzählt. Ich weiß nur, dass du und Grandpa euch bis ich sechs war nie gesehen habt. Und wenn er da war, warst du böse auf ihn. Und auf einmal war alles gut zwischen euch. Bin ich jetzt nicht alt genug um die Wahrheit zu erfahren?" Ich sehe zu Finn, der wohl versucht mit seinem Vater per Blickkontakt zu kommunizieren. "Brandon ist dafür aber nicht alt genug." "Dann geht er halt in sein Zimmer." Brandon guckt beleidigt "Das ist unfair." Ich stehe auf "Wir gehen rüber zu den Johnsons. Vielleicht kannst du mit David spielen." Brandon zuckt mit den Schultern "Okay. Aber nur das ihr es wisst, ich glaube David ist schwul." Finn verschluckt sich an seinem Kaffee und ich runzle die Stirn "Warum denkst du das?" "Er sieht so aus." Ich seufze "Du kannst Leute doch nicht nach ihrem Aussehen beurteilen. Außerdem wäre es ja nicht schlimm wenn David schwul ist." "Ich weiß. Lass uns gehen."

Als ich ohne Brandon in die Küche komme sieht Robin uns sofort erwartungsvoll an. Ich hebe abwehrend die Hände "Ich halt mich da raus. Ich kenn das auch nur aus Erzählungen." Finn sieht wieder zu seinem Vater. Frank sucht wohl auch nach den richtigen Worten. Ich lehne mich an der Arbeitplatte an "Robin, bevor sie dir das sagen...denk dran, wie du Grandpa kennst. Sei danach nicht böse auf ihn und seh ihn nicht als andere Person. Das ist Vergangenheit." Robin nickt "Okay." Frank steht auf läuft auf und ab "Also. Wie du mitbekommen hast...ich war Alkoholiker. Und ich war...naja. Vielleicht ein bisschen agressiv wenn ich betrunken war." Finn hebt eine Augenbraue "Ein bisschen?" "Okay. Sehr. Sehr agressiv. Und ich habe deinen Vater weh getan." Robin sieht leicht panisch aus "So physisch oder psyschich." Finn seufzt "Beides. Homophobes Arschloch. So hab ich ihn früher beschrieben. Er hat mich geschlagen und beschimpft. Dann hab ich angefangen mich selbst zu verletzten. Warum er überhaupt Alkoholiker geworden ist...das kann er selbst bestimmt besser erklären." "Es gab da so einen Vorfall mit deiner Tante und deinem Vater. Deine Grandma wurde krank und ich...keine Ahnung. Es war immer so viel Druck...ich musste aufpassen, dass niemand irgendwas negatives über uns rausfindet, weil sonst meine Karriere gefährdet wird. Und irgendwie konnte ich irgendwann dem Druck nicht mehr stand halten. Und dann habe ich halt angefangen zu trinken. Und ich hab schreckliche Sachen gemacht. Ich bin gegangen und habe meine kranke Frau und meinen Sohn zurückgelassen." Robin steht langsam auf "Okay. Ich weiß gerade nicht was ich sagen und denken soll. Ich...ich geh jetzt hoch in mein Zimmer bis ich es weiß."

Ich versuche immernoch nicht zu kotzen. Finn läuft jetzt auch auf und ab "Vielleicht war das eine dumme Idee. Ich sollte mir ihr reden." Ich stoße mich von der Arbeitsplatte ab "Ich denke nicht, dass das jetzt das beste ist. Dann fühlt sie sich unter Druck gesetzt. Ich sollte mit ihr reden. Das macht mehr Sinn." Ich trinke noch einen Schluck Kaffee, was vielleicht dumm war, denn jetzt muss ich mich wirklich übergeben. Frank klopft mir auf die Schulter "Aspirin und ganz viel Wasser." "Ich weiß."

Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt