5. Dezember

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Nathan POV

Es ist drei Uhr Morgens als wir vom Piepen unserer Pager wach werden. Finn macht das Licht an und wir sehe beide auf die Pager. Finn springt auf und zieht mir schnell die Orthese an "Das ist das dumme im Winter. Wer von uns fährt? Es ist vermutlich ein bisschen glatt." Ich schalte die Nachrichten ein um direkt die Nachricht von diesem Unfall mit einem Reisebus zu sehen. Ich sehe zu Finn "Ich glaube es ist sehr glatt. Die Krankenwagen brauchen ja dann voll lange zum Krankenhaus." "So wie wir. Ich fahre."

"Unsere Kinder?" "Ich sag Robin kurz Bescheid. Die kriegen bestimmt eh frei. Kratz mal die Autoscheiben frei." "Okay. Aber wenn ich mich jetzt gleich draußen hinlege bist du Schuld."

Ich öffne die Haustür und gehe vorsichtig über die Veranda. Nachdem mir ein Ladung Schnee auf den Kopf gefallen ist laufe ich vorsichtig zu Finns Auto. Ich mag den Winter und ich mag Schnee. Aber Glatteis ist scheiße. Wenn man noch zur Schule geht ist das vielleicht toll, weil man dann einen freien Tag genießen kann, aber wenn man wie Finn und ich als Chirurg arbeitet ist das sehr ungünstig. Erstens gibt es viele Unfälle und zweitens muss man für diese Unfälle auch zum Krankenhaus ohne selbst einen Unfall zu bauen.

Finn lacht "Du hast da Schnee." "Ach, sag bloß. Übrigens gern geschehen." "Danke Schatz. Robin war echt angepisst, dass ich sie geweckt habe." "Das ist kein Wunder. Naja...wir sollten dann mal los."

Nachdem wir es unfallfrei zum Krankenhaus geschafft haben, laufen Finn und ich Hand in Hand ins Krankenhaus. Die Notaufnahme ist voll von Schülern, die in den Unfall verwickelt waren. Finn seufzt "Ach du scheiße. Das wird anstrengend." Ich nicke zustimmend "Sehr anstrengend. Dann mal los. Wir sehen uns später."

Addison kommt auf mich zu "Traumaraum zwei. Hier, CT-Bild." Ich nehme das Bild und werfe einen kurzen Blick drauf. Dann eile ich in den Raum. Ich sehe zu dem Mädchen, dass neben der Liege steht. Sie war wohl auch in dem Bus, hat aber nichts schlimmes abbekommen. Ich halte ihr die Hand hin "Hey, ich bin Dr Cooper. Ist das dein Freund?" Das Mädchen nickt. Mir fällt auf, dass sie extrem dünn ist. Aber darum kann ich mich gerade nicht weiter kümmern. Eine Schwester tippt mich an "Dr Cooper, der Puls fällt." Oh wie er das tut. Im nächsten Moment setzt der Herzschlag aus "Herzdruckmassage! Ich brauche sofort einen OP." Ich wende mich an das Mächen "Wie heißt du?" "Dawn." "Okay Dawn, dein Freund muss jetzt ganz dringend in den OP. Du lässt dich am besten auch nochmal untersuchen. Ich gebe mein bestes um deinen Freund zu retten." Sie nickt traurig "Danke."

Ich stehe jetzt seit fünf Stunden im OP und versuche das Leben dieses Jungen zu retten. Ein Assistenzarzt kommt rein und sieht mich an "Dr Summer lässt ausrichten, dass Ihre Kinder schulfrei bekommen haben und zu Hause sind. Er sagte auch, ich soll Ihnen mitteilen, dass er sie liebt." Ich lächle "Danke. Sagen Sie ihm, dass ich ihn auch liebe." Lisa, eine der OP-Schwestern, seufzt "Das ist so süß."

Nach weiteren drei Stunden verlasse ich den OP. Dawn sitzt im Wartebereich und springt auf als sie mich sieht "Bitte sagen Sie mir irgendwas Gutes." "Naja, er lebt." Dawn umarmt mich "Danke." Ich seufze "Es gibt dummerweise ein aber. Komm mal bitte mit. Eigentlich darf ich dir gar nicht so detailliert Auskunft geben. Ich muss aber ein paar Sache über ihn wissen."

Wir laufen Finn über den Weg und bleiben kurz stehen. Ich gebe Finn kurz einen Kuss. Finn sieht zu Dawn "Hey Dawn." Ich hebe eine Augenbraue "Ihr kennt euch?" Dawn nickt "Er hat mich untersucht. Sind Sie beide verheiratet? Wegen den Ringen..." Finn nickt "Ja. So...mein Mann hat also deinen Freund operiert. Und jetzt erzählt er dir bestimmt verbotener Weise alles über seinen Zustand. Ihr könnt in mein Büro. Ich muss jetzt in den OP."

"Also Dawn...was ist mit Pauls Eltern?" "Er lebt alleine. Er ist ja auch schon achtzehn. Seine Eltern sind tot." "Oh. Okay. Also...Paul ist soweit stabil, aber ich habe noch keine Ahnung, was für neurologische Defizite er haben wird. Vielleicht hat er einen Gedächtnisverlust oder Sprachstörungen. Oder Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit." Eine Träne läuft über Dawns Wange "Er ist der einzige, der noch für mich da ist. Meine Mutter ist verschwunden als ich vier war und mit meinem Vater komme ich nicht gut klar. Dadurch kam vielleicht auch das mit...naja mit der Magersucht." "Das tut mir leid. Ich hoffe wirklich, dass Paul wieder der Alte werden kann. Ich kann mir vorstellen, wie schlimm das alles für dich sein muss." Sie sieht mich einen Moment an "Haben Sie mal jemanden verloren, den sie geliebt haben?" "Ja, das habe ich. Meine Frau." "Wie konnten Sie weitermachen? Vor allem...sich neu verlieben?" "Es war schwer. Sehr schwer. Ich war in Therapie. Ich dachte auch nicht, dass ich mich nochmal neu verliebe. Bis ich Dr Summer zum ersten Mal gesehen habe." "Paul wird nicht sterben, oder?" "Unwahrscheinlich. Hey, willst du was...okay essen vielleicht nicht. Trinken?" "Ja, gerne. Ein Kaffee wäre nicht schlecht. Irgendwo müssen ja Kalorien herkommen."

Ich setzte mich mit Dawn an einen Tisch und beginne den Salat, den ich mir gekauft habe, zu essen. Sie sieht mich an "Sie essen gerne, oder?" "Ja, schon. Fällt das so sehr auf?" Sie lächelt schüchtern "Irgendwie habe ich angefangen das Essverhalten von anderen zu beobachten. Und Sie sehen einfach aus, als würden sie das Essen sehr genießen." "Ich esse sehr gerne. Mein Mann wird immer gleich ganz panisch, wenn ich nicht essen will." "Spaß am Essen ist was gutes. Das muss ich wieder lernen." "Hast du nicht echt Hunger?" "Am Anfang war das schlimm...aber mittlerweile...naja. Paul muss gesund werden. Ich weiß nicht, ob ich das sonst schaffe." Als mein Pager beginnt zu piepen stehe ich auf "Ich muss los, sorry. Wir sehen uns bestimmt später wenn Paul aufgewacht ist."

***

Finn hackt sich bei mir unter "Was ein Tag. Wie geht's Paul und Dawn?" "Gut, Paul hat wohl keine bleibenden Schäden davon getragen." "Puh, ein Glück. Hey, lass uns gleich zu Hause Pizza bestellen." Ich grinse "Dazu sag ich nicht nein. Ich bin sowas von hungrig." Finn lacht "Ach echt? Das hätte ich ja gar nicht erwartet."

"Hallo? Wir sind wieder da." Robin und Brandon kommen die Treppe runter "Hallo. Was gibt's zu Essen?" Ich nehme beide kurz in den Arm "Dad will Pizza bestellen." Robin runzelt die Stirn "Wo ist Dad?" "Auf der Toilette." Brandon sieht mich an "Du kannst ja schonmal bestellen." Ich lache "Ja, ganz ruhig. Komm mal runter. Du bist ja schlimmer als ich." Brandon verdreht die Augen "Mann, ich hab halt Hunger." Robin grinst "Wie der Vater so der Sohn."

Als Finn und ich später im Bett liegen wird mir mal wieder bewusst, wie viel Glück ich eigentlich habe. Ich habe einen wundervollen Ehemann und zwei ganz tolle Kinder. Ich muss mir keine Sorgen um Geld machen und ich habe einen Job, den ich wirklich gerne mag. Finn sieht mich an "Woran denkst du?" "Daran wie gut ich es doch habe. Und wie froh ich bin, dich und die Kinder zu haben." Finn zupft am Bund meiner Boxershorts "Ich bin auch sehr froh dich zu haben. Ich würde dir gerne zeigen, wie froh..."

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