17. Dezember

71 6 6
                                    

Finn POV

Wir werden vom Türklingeln geweckt. Nathan stöhnt neben mir auf. Ich halte mir die Hände vors Gesicht. Es ist zu hell. Oh mann. Mein Kopf. Nathan setzt sich auf und greift erst nach seiner Orthese und dann nach seinen Boxershorts. Er sieht mich an "Erwarten wir jemanden?" Ich überlege einen Moment "Nein. Zieh wenigstens eine Jogginghose drüber." Als es erneut klingelt seufzt Nathan "Mein Gott. Warum muss ich eigentlich zur Tür? Ich brauche viel länger zum Aufstehen." "Ich kotze vielleicht, wenn ich aufstehe."

Ich ziehe mir etwas an und gehe dann nach unten. Ich bleibe auf der Treppe stehen und blicke auf Nathan, der mit Brandons Lehrerin im Flur steht. Was macht Miss Fisher denn hier? Ich versuche irgendwas von dem Gespräch mitzuhören. "Dr Cooper...ich weiß wie gesagt eigentlich auch nicht so exakt, was ich hier tue. Ich...es ist nur so, dass ich irgendwie vielleicht...ich dachte wir könnten ja auch jetzt über Brandon reden." Nathan wirkt sichtlich angespannt und geht einen Schritt nach hinten "Also ehrlich gesagt, ist mir das etwas unangenehm, wenn sie hier einfach so auftauchen. Ich würde das lieber in einem vereinbarten Gespräch in der Schule klären." Ich betrachte Miss Fisher genauer. Ihr Blick ist auf Nathans Sixpack gerichtet und alles an ihr wirkt so, als würde sie Nathan am liebsten ganz ausziehen.

Ich gehe schnurstracks auf die beiden zu und nehme Nathans Hand. Miss Fisher sieht mich mit falschem Lächeln an "Guten Tag Dr Summer." Nathan sieht aus, als müsste er sich gleich übergeben, was in Anbetracht seines Katers nicht überraschend wäre. Er weicht den Blicken von Miss Fisher aus "Äh...ich bin gleich wieder da. Ich zieh mir kurz noch was drüber. Es ist irgendwie kalt."

"Hey, ich weiß nicht, was Sie sich einbilden, aber ich sage Ihnen eins: Mein Ehemann liebt mich sehr und er würd mich niemals verlassen, geschweige denn betrügen. Sie sind die Lehrerin unseres Sohnes! Das ist doch echt nicht wahr." Miss Fisher funkelt mich böse an "Aha. So sehen Sie das also. Ich seh das ein bisschen anders. Ihr Mann verhält sich mir gegenüber nicht so, als würde ihn mein Verhalten stören." "Weil er dafür viel zu nett ist. Nathan will Menschen nicht verletzen. So ist er halt."

Nathan kommt wieder runter und zieht mich sofort schützend an sich. Er sieht zu Miss Fisher "Sie sollten jetzt besser gehen. Wir können uns gerne am Montag in der Schule über Brandon unterhalten, aber bitte zusammen mit meinem Mann gemeinsam." Sie nickt "In Ordnung. Montag, 8 Uhr. Schönes Wochenende." Nathan bringt ein Lächeln zu Stande "Danke, Ihnen auch."

Ich winde mich aus Nathans Armen und laufe in die Küche. Ich weiß nicht mal, warum ich sauer bin, Nathan hat ja eigentlich nichts gemacht. Nathan legt eine Hand auf meine Schulter "Finn?" Ich gehe wortlos zum Schrank und hole eine Tasse raus. Ich stelle sie so fest auf die Arbeitsplatte, dass ich Angst habe, die Tasse zerbricht. "Warum bist du sauer?" "Ich bin nicht sauer." Wow...das war ja sehr überzeugend. Nathan nimmt mir die Tasse aus der Hand "Finn, du bist sehr wohl sauer. Hab ich irgendwas falsch gemacht?" "Du hast ihre Flirtversuche nicht klar abgelehnt!" Nathan fährt sich mit einer Hand durch die Haare "Weil ich bis eben, als sie hier aufgetaucht ist und nur auf mein Sixpack gestarrt hat, nicht gecheckt habe, dass sie was von mir will." "Bist du dumm oder was?" Nathan stöhnt "Mann Finn. Jetzt mach daraus nicht so ein Drama. Es ist doch nichts passiert." "Ach, jetzt bin ich wieder das Problem?!" Gott, was ist nur los mit mir? Ich frage mich echt, wie Nathan das einfach über sich ergehen lassen kann und ruhig bleiben kann. "Das hab ich nicht gesagt. Ich finde es nur etwas unnötig, darüber zu streiten. Gut, vielleicht bin ich schwer von Begriff gewesen, aber ist ja nicht so als hätte ich mit ihr geflirtet oder so. Du weißt, ich würde das niemals tun, weil ich dich dafür viel zu sehr liebe."

Robin kommt in die Küche "Was ist denn bei euch los?" "Brandons Lehrerin steht auf deinen Dad." Nathan seufzt "Dein Vater ist wieder überdramatisch." Ich will aufgebracht aus der Küche gehen, aber Nathan hält mich fest "Wir klären das jetzt. Finn, ich liebe dich. Und ich schwöre, hätte ich früher gemerkt, dass sie auf mich steht, hätte ich erstens mit dir da drüber geredet und sie zweitens natürlich zurückgewiesen." Ich weiche Nathans Blick aus. Er seufzt und Robin verdreht die Augen "Jetzt stell dich nicht so an. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Nathan halt mal absolut nichts falsch gemacht." Ich merke ja selbst wie dämlich das gerade ist. "Ist ja gut. Tut mir leid. Ich habe mich vielleicht blöd verhalten." Nathan gibt mir einen Kuss "Mir tut's auch leid." "Dir muss doch gar nichts leid tun. Du bist viel zu nett Schatz." Er zuckt mit den Schultern "Tut mir leid." Er lacht, als er bemerkt, was er gesagt hat. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und küsse ihn.

Am Nachmittag kommt Mike vorbei. Robin ist dummerweise gerade mit Nathan einkaufen also sitze ich mit Mike in der Küche. "Was planst du eigentlich nach der Schule zu machen?" Mike seufzt "Das wüsste ich auch gerne. Irgendwie hatte ich noch nicht diesen Aha-Moment." "Was interessiert dich denn?" "Naja...also ich finde ja Medizin recht interessant, aber große Mengen an Blut...da wird mir doch ganz anders. Deswegen wäre das nicht so optimal. Ich liebe ja Musik. Ich fände es so toll in einem Musical mitzuspielen...vielleicht tanze ich ja auch Ballett und habe das außer Robin niemandem erzählt." Ich lächle "Naja, dann geh doch auf eine Hochschule für Tanz und Gesang. Ich find's total cool, dass du Ballett machst." "Weißt du...ich hab ein bisschen Angst als schwul bezeichnet zu werden. Also nicht falsch verstehen." "Ja, ich versteh schon, was du meinst. Weißt du...Nathans Bruder war auch Balletttänzer." "Oh, cool. Das macht mir total Spaß. Also vielleicht mache ich irgendwas in die Richtung." "Das passt doch auch voll...Robin will ja Schauspielerin werden. Willst du Kinder?" Mike lächelt "Ja. Definitiv. Also keine Sorge."

Der restliche Tag verlief ziemlich unspektakulär. Nathan war schwimmen und wirkte gleich viel entspannter. Jetzt liege ich neben ihm im Bett und streiche ihm sanft über den Bauch. Er seufzt behaglich und lächelt mich an "Ich liebe dich." "Ich dich auch. Hatte ich eigentlich recht als ich sagte, dass du zugenommen hast?" Er lacht "Ein Kilo. Nur eins. Also echt. Als wenn du das bemerkt hast." Ich grinse "Tja. Aber du weißt, ich liebe dich, egal wie du aussiehst. Aber dein Sixpack ist super sexy...also..." "Keine Angst. Ich mache Sport." "Na dann. Weißt du...ich hätte große Lust auf diese andere Art von Sport..." 

Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt