7. Dezember

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Finn POV

Ich werde vorm Wecker wach und stelle ihn aus. Dabei wird Nathan aber wach...das war jetzt nicht mein Plan. Ich nehme die Orthese und sehe ihn an "Du bleibst liegen. Und gehst nicht arbeiten. Du hast bestimmt Schmerzen." Nathan stöhnt "Finn, dein Ernst?" Er setzt sich auf und es ist nicht zu übersehen, dass das ihm Schmerzen bereitet. Nathan seufzt "Okay...es macht keinen Sinn es zu leugnen. Gibst du mir trotzdem meine Orthese? Ich muss pinkeln."

Nathan steht schwankend auf und ich halte ihn am Arm fest "Ist dir schwindelig?" Er nickt und bleibt einen Moment stehen bevor er dann ins Bad geht. Ich setzte mich aufs Bett und passe auf, dass er sicher ins Bad kommt. Das mit dem Schwindel kommt häufiger mal vor. Wir vermuten ja, dass das auch eine Folge von der Hirnverletzung damals ist. Wenn Nathan sehr lange im OP stand passiert es oft, dass es ihm am nächsten Tag nicht gut geht. Ihm wird dann schwindelig und oft auch übel. Das tut mir immer so leid. Ich weiß aber nicht so genau wie sehr Nathan eigentlich unter dem ganzen leidet. Mittlerweile ist es aufjedenfall einfacher für ihn. Was ich wirklich bewundere ist, dass es ihm so ziemlich egal ist, was andere Leute denken. Aber manchmal merke ich schon, dass es Nathan ab und an doch belastet.

Nathan setzt sich neben mich "Willst du dich nicht langsam mal fertig machen?" Als ich ihn nur ansehe und nicht antworte sieht Nathan mich besorgt an "Schatz? Was ist los?" Ich nehme seine Hand "Es ist nur...ich weiß gar nicht so genau wie es dir mit deinem Bein und so eigentlich wirklich geht." Nathan küsst sanft meine Stirn "Mach dir keine Sorgen. Mir geht's gut. Ehrlich. Hey...wir müssen langsam echt mal überlegen, was wir den Kindern zu Weihnachten schenken." Ich stöhne auf und lasse mich nach hinten aufs Bett fallen "Oh Gott. Wir sind ja mal wieder pünktlich wie immer. Ich hab keine Ahnung was wir ihnen schenken sollen. Es war einfacher als sie noch an den Weihnachtsmann geglaubt haben." Nathan sieht mich plötzlich ganz begeistert an "Wir schenken Robin Schlittschuhe. Sie geht doch voll oft mit ihren Freunden Eislaufen. Wir könnten ja auch mal zusammen gehen." Ich schüttele den Kopf "Äh...ich weiß nicht." Nathan sieht mich enttäuscht an "Warum nicht?" Ich spüre wie ich rot werde "Weil ich nicht Schlittschuh fahren kann." Nathan sieht mich ungläubig an "Echt nicht?" "Ja..." Nathan zieht mich an sich "Wir haben am Samstag ein Date. Du und ich. Eisbahn." "Kannst du überhaupt mit der Orthese?" "Ja, ich war auch letztes Jahr mit Lucas Eislaufen. Wir machen das." Ich beginne zu Lächeln. Das Leuchten in seinen Augen ist so schön. Gott, dieser Mann...

Robin sieht Nathan verwundert an, als er in Jogginghose und Pulli in die Küche kommt "Musst du nicht Arbeiten?" "Es wurde mir verboten. Ich bin sozusagen krank." Robin nickt und zögert bevor sie etwas sagt "Wir gehen aber trotzdem auf den Friedhof, oder?" Ich sehe zu Nathan, der nickt und dann seinen Blick abwendet. Die Sache mit Brandon nimmt ihn jetzt nach all den Jahren manchmal doch noch mehr mit als er zugibt.

Brandon kommt in die Küche und gähnt. Er ist echt kein Morgenmensch. Nathan sieht zur Uhr "Ich will ja nicht stressen, aber ihr solltet vielleicht mal frühstücken." Ich mustere Nathan besorgt "Und du?" "Ich kann auch später noch essen." Als ich ihn prüfend ansehe und die Kinder beide weg gucken macht Nathan mir mit Gesten klar, dass ihm, wenn ich das richtig deute, schlecht ist. "Leg dich wieder hin Schatz." Nathan nickt und gibt Robin und Brandon einen Kuss auf die Wange "Viel Spaß in der Schule. Brandon, du gehst zu Maia, richtig?" Brandon nickt und Robin sieht zu Nathan "Holst du mich ab oder holt Dad mich ab?" Bevor Nathan irgendwas sagen kann antworte ich "Ich hole dich ab. Und Dad geht jetzt wieder ins Bett." Nathan gibt mir einen Kuss "Ja, tut er. Viel Spaß auf der Arbeit."

Im Krankenhaus ist es ausnahmsweise mal ein bisschen ruhiger als die Letzten Tage und somit ist die Arbeit recht entspannt. Als ich am Nachmittag Robin abhole kommt sie Hand in Hand mit Mike auf das Auto zu. Ich steige aus und Robin sieht mich an "Kann Mike mitkommen? Ich weiß wir gehen noch auf den Friedhof, aber-" "Ist okay."

Als wir nach Hause kommen rufe ich nach Nathan. Als keine Antwort kommt sehen wir zuerst im Wohnzimmer nach. Nathan liegt tatsächlich auf dem Sofa und schläft. Robin lächelt "Irgendwie ist das niedlich." Ich lache "Ja. Ich muss dieses süße Bild nur leider zerstören. Nathan, wach auf." Nathan erschreckt sich wohl ziemlich, was Robin und Mike zum Lachen bringt. "Um Gottes Willen, mein Herz." Ich grinse ihn an und gebe ihm einen Kuss "Sorry. Wollen wir los?" Nathan nickt "Ja, ich zieh mir nur schnell was anderes an." Ich nehme seine Hand "Ich kann dir dabei behilflich sein." Robin schlägt sich die Hände vors Gesicht "Oh mein Gott. Mein Freund ist hier!" Ich zucke mit den Schultern "Ich weiß."

An Brandons Grab zünden wir eine Kerze an und legen einen Strauß Blumen drauf. Nathan zieht mich an sich und seufzt leise "Er wäre erst vierunddreißig geworden. Er war zu jung um zu sterben." Mike sieht nachdenklich auf das Grab "Du hattest wohl eine gute Beziehung mit deinem Bruder." Nathan nickt "Ja. Aber wir kannten uns eigentlich nicht lange. Ich kenne ihn erst seit Finns und meiner Hochzeit...davor wusste ich gar nicht, dass ich einen Bruder habe."

Wir gehen natürlich auch zu Janes Grab, zu meiner Mutter, zu Mary und letztlich auch zu Nate. Als Robin plötzlich eine Träne über die Wange läuft nimmt Mike sie in den Arm. Ich sehe sie an "Warum weinst du?" "Es ist nur...klar, ich erinnere mich an ihn. Aber...ich habe das Gefühl, er war mir nicht so wichtig wie Nathan es mir ist und das fühlt sich falsch an." Nathan sieht hilfesuchend zu mir. Ich sehe in den Himmel und frage mich, ob Nate nicht ein Zeichen senden kann, das Robin zeigt, dass an ihrem Empfinden nichts falsch ist. Mike streicht ihr eine Haarsträhne hinters Ohr "Ich kannte dich damals noch nicht und natürlich weiß ich nicht genauer wie Nathaniel so war. Aber von dem was ich so gehört habe, war er sehr verständnisvoll. Und ich bin mir sicher, er versteht, dass Nathan dir so wichtig ist. Er wollte bestimmt immer nur das Beste für dich. Also freut es ihn bestimmt, dass du weiterhin mit zwei wundervollen Vätern aufwächst. Nathan ist jetzt schon länger dein Vater als Nathaniel es sein konnte und ich denke, du kannst dich an viel mehr mit ihm erinnern...also ist es irgendwie verständlich, dass Nathan so wichtig ist." Ich drücke Nathans Hand so fest, dass ich ihm vermutlich gerade ziemlich weh tue. Er lässt sich nichts anmerken und gibt mir nur einen Kuss auf die Wange. Niemand sagt irgendwas. Es fängt an zu schneien und ich bin mir ziemlich sicher...da ist das Zeichen.

***

Nathan schläft bereits friedlich neben mir. Ich schaue auf die Uhr und klappe mein MacBook zu. Ich lege meine Brille auf den Nachttisch und knipse das Licht aus. Als ich mich näher an Nathan lege, dreht er sich um und zieht mich in seine Arme "Ich bin übrigens noch wach." "Ich dachte du schläfst. Du sahst so ruhig aus." "Ich habe fast geschlafen. Und dann hast du Krach gemacht." Ich lache "Krach? Ich war voll leise." "Es ist laut, wenn du dich hinlegst." Ich kneife ihm in die Seite "Hey, jetzt tu nicht so, als würdest du immer so leise sein." Nathan lacht leise und schlingt seine Arme fester um mich "Ich liebe dich. Schlaf gut mein Schatz." Ich lächle "Okay. Ich dich auch. Gute Nacht Schatz."

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