11. Dezember

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Nathan POV

Als ich die Augen aufschlage sieht Finn mich lächelnd an. Ich strecke mich und ziehe dann Finn an mich "Guten Morgen Schatz." "Guten Morgen. Wie geht's dir?" "Ganz gut. Haben wir heute irgendwas vor?" Finn denkt einen Moment nach "Nee, noch nicht. Aber ich finde, wir sollten irgendwie einen Familientag machen." "Schlafen unsere Kinder noch?" "Ich glaub schon. Machst du tolles Frühstück?" "Definier tolles Frühstück." "Mach irgendwas. Du machst immer tolles Frühstück."

Brandon kommt in die Küche und sieht ziemlich demotiviert aus. Ich sehe ihn an "Was ist denn mit dir los?" "Ihr habt gestern gestritten. Und ich hab mir jedes Wort gemerkt." "Oh Brandon. Es ist alles gut zwischen deinem Dad und mir. Ehrlich. Manchmal streiten wir halt. Aber wir vertragen uns auch wieder." Brandon nickt "Ja. Na gut. Dad, es ist so langweilig in der Schule." "Ich weiß mein Großer. Aber du musst in die Schule gehen und deinen Anschluss machen. Sonst kannst du nicht studieren." "Jaja. Schon klar."

Während wir zusammen am Frühstückstisch sitzen wirkt Robin sehr, sehr verträumt. Ich bin gestern Abend so früh eingeschlafen, dass ich sie gar nicht mehr gesehen habe. "Wie war eigentlich dein Date?" Robin seufzt "Super schön. Es war so romantisch. Mike ist toll und total süß." Ich lächele "Das klingt doch toll. Es freut mich, dass du und Mike euch so super versteht." Finn nickt zustimmend "Ja. Ich war anfangs vielleicht ein bisschen skeptisch, aber ich denke, Mike ist echt korrekt. Robin...dein Dad und ich hatten da letzten eine kleine Diskussion...möchtest du deinen Führerschein machen?" Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie überrascht ich bin, weil Finn jetzt doch einer Meinung mit mir ist. Robin sieht uns erstaunt an "Äh...ja. Eigentlich schon. Das wäre doch für euch auch einfacher und dann muss Brandon nicht immer zur Betreuung gehen." Ich nicke "Das sehe ich auch so. Dann sollten wir uns demnächst mal kümmern. Wenn wir gerade eh bei so Sachen sind...habt ihr irgendwelchen speziellen Wünsche für Weihnachten?" Robin schüttelt den Kopf und Brandon überlegt angestrengt. Dann sieht er uns freudig an "Ich bin jetzt zehn. Ich möchte jetzt endlich mein eigenes iPad." Finn und ich sehen uns an und zucken beide mit den Schultern. Brandon seufzt "Was wollt ihr damit denn sagen?" Ich schenke mir noch eine Tasse Kaffee ein "Lass dich überraschen."

Wir haben beschlossen, eine Runde spazieren zu gehen. Der Wald sieht so schön aus mit dem ganzen Schnee und überhaupt ist alles sehr idyllisch. Finn und ich laufen Hand in Hand und die Kinder gehen vor uns her. Man könnte ja meinen, heutzutage wären wir endlich soweit, dass die Leute einfach mal akzeptieren, dass Liebe nunmal Liebe ist. Aber nein, natürlich ist dem nicht so.

Eine Frau bleibt stehen und sieht uns abwertend an "Was soll das denn?" Finn gibt mir einen Kuss auf die Wange "Wir gehen mit unseren Kindern spazieren." Die Frau hebt eine Augenbraue "Müssen Sie das auch noch so öffentlich zeigen...das mit ihrer...Homosexualität?" Wie sie dieses Wort 'Homosexualität' ausspricht...alter solche Leute können mich mal. Das ist so lächerlich. Ich sehe sie ganz scheinheilig an "Ja, müssen wir. Und das ist keine Krankheit vor der man Angst haben muss oder so. Wir lieben uns und da ist ja wohl nichts dabei. Kinder haben wir...Sie müssen sich also keine Sorgen bezüglich der Sache mit der Fortpflanzung machen." Jetzt guckt die Frau mich wütend an "Jetzt werden Sie auch noch frech. Das ist doch gegen die Natur! Sie sind doch krank. Homosexualität ist in meinen Augen echt eine Krankheit. Sowas gehört verboten." Robin stellt sich schützend vor uns "Wissen Sie...ich persönlich finde ja Homophobie ist eine Krankheit. Und zwar eine echt schlimme. Schieben Sie sich ihr 'Sowas gehört verboten' sonst wo hin. Schönen Tag noch." Die Frau sieht Perplex zu Robin und wir nicken ihr alle freundlich zu und gehen einfach weiter.

Irgendwie müssen wir im Endeffekt alle lachen und bleiben wieder stehen. Finn schüttelt den Kopf "Wie kann man eigentlich so ein seltsames Weltbild haben?" Ich grinse "Sowas gehört ja echt verboten, also ehrlich." Brandon sieht uns an "Stört euch das echt gar nicht mehr?" Ich nehme seine Hand "Das Leben ist zu kurz um sich von sowas ärgern zu lassen. Deswegen bringen wir dir auch bei, dass du immer stolz auf den sein sollst, der du bist. Und wir lieben dich genauso." Finn nickt "Exakt. Und das gilt natürlich für euch beide. Ihr könnt mit uns über alles reden. Egal was es ist. Auch wenn ihr euch falsch behandelt fühlt. Aber schweigt ein Problem niemals tot. Das macht euch irgendwann kaputt...glaubt mir. Wir haben euch sehr, sehr lieb." Robin und Brandon nehmen uns in den Arm "Wir lieben euch auch." Brandon zögert einen Moment bevor er beginnt zu reden "Wie findet man raus, wer man wirklich ist? Also...woher weiß ich, ob ich schwul bin oder so?" Ich lächle ihn an "Da gibt es eigentlich keinen richtigen Weg. Du musst einfach auf dein Herz hören. Und irgendwann wirst du merken für wen du Gefühle entwickelst, was dich anturnt, wen und was du anziehend findest, wie du dich anziehen willst und auf was du im Endeffekt stehst. Dabei wirst du auch deine wahren Freunde kennenlernen. Manchmal ist der Weg auch echt schmerzhaft. Es gibt immer Menschen  in unserem Leben, die mit dem, was wir tun und mit dem, der wir sind nicht klarkommen und uns verurteilen. Aber so lernen wir, wer wirklich hinter uns steht und es vermutlich auch immer tun wird. Denk immer daran wer da war als es sonst niemand war." Finn drückt meine Hand kurz und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Robin sieht mich lächelnd an "Das hast du schön gesagt."

Mittags essen wir alle zusammen und unterhalten uns über die unterschiedlichsten Dinge. Jetzt sitzen wir im Wohnzimmer und hören Robin beim Klavier spielen zu. Ich bin immer wieder fasziniert wie gut sie mittlerweile spielt. Wenn ich daran denke wie es damals war als ich zum ersten Mal mit ihr gespielt habe...sie war damals für ihr Alter zwar recht gut, aber jetzt kann sie eben auch komplexe Stücke richtig toll spielen. Als Robin fertig ist, sieht sie zu mir "Jetzt du." Ich lache "Was?" Brandon nickt begeistert "Uh ja. Daddy, spiel was. Bitte." Ich stehe auf und Robin sucht mir Noten raus "Hier, spiel bitte, bitte das. Das klingt so geil."

Ansonsten ist eigentlich nicht viel passiert. Wir haben einfach mal Zeit zusammen verbracht und das war echt schön. Mittlerweile sind die Kinder im Bett, morgen ist schließlich Montag. Finn und ich waren gerade duschen...wobei das Duschen nicht unbedingt im Vordergrund stand. Jetzt liegt er in meinen Armen auf unserem Bett und wir schauen das Ende von einer Serie. Als der Abspann kommt sieht Finn entgeistert zu mir "Was war das denn? Die können das doch nicht ernsthaft so enden lassen! Oha." Ich nicke zustimmend "Seh ich genauso." Eigentlich hab ich nicht so viel von der Folge mitbekommen, weil ich mehr damit beschäftigt war Finn zu beobachten...das muss er ja nicht wissen. Er gähnt und schaltet den Fernseher aus "Zeit zum Schlafen." "Gute Nacht mein Schatz." Finn klatscht einmal in die Hände um das Licht auszuschalten. Ich finde diese Technologie ja echt praktisch. Finn kuschelt sich an mich "Schlaf schön."

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