#4 Hausmeistertätigkeiten

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Anonym: Die Handtuchsituation wurde merklich verbessert. Auch für die gewünschte Privatsphäre wurde gesorgt.

Alec konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen als er seinem Vater die neueste Onlinebewertung von Mr. Anonym zurückgab.
„Ich freue mich, dass du diesen Gast zufrieden stellen konntest, Alexander." lobte sein Vater. Natürlich ließ die anschließende Kritik nicht lange auf sich warten. "Ich würde es sehr begrüßen, diesen Ehrgeiz in Zukunft öfter bei dir zu sehen, denn bislang war das ja eher die Ausnahme als die Regel." Alec nickte, war aber bereits mit seinen Gedanken ganz woanders. Beschwingt verließ er das Büro seines Vaters und konnte es immer noch nicht fassen. Er hatte fest mit einer Negativbewertung gerechnet nachdem er Bane sein besonderes 'VIP-Treatment' überbracht hatte. Das alles hätte auch gehörig nach hinten losgehen können. Vielleicht war Mr. Miesepeter ja doch zu Humor fähig. Zumindest fiel Alec der heutige Manager on Duty-Dienst bedeutend leichter. Heute konnte ihn wirklich nichts aus der Ruhe bringen.

"Alec," sprach ihn später seine Schwester Isabelle an. "Der Pool macht schon wieder merkwürdige Geräusche, sagten mir gerade Mr. und Mrs. Graymark."
„Dann soll Morgenstern sich morgen darum kümmern, Izzy." antwortete Alec desinteressiert, während er von seinem Bagel abbiss. Beide saßen gerade in der Personalkantine und verbrachten ihre Pause gemeinsam. Auch wenn Isabelle den Job als F&B-Direktorin gekonnt meisterte, liebte sie es dennoch, ihre Pause mit ihrem Bruder zu verbringen. Und auch sie wollte sich als Abteilungsleiterin dennoch nicht als etwas Besseres aufführen als das übrige Personal.
„Die beiden reisen aber morgen früh ab und möchten vor dem Frühstück gern noch eine Runde schwimmen gehen. Morgenstern wird sicher nicht vor 10.00 Uhr im Haus sein, du kennst ihn doch." sagte Izzy und rollte mit den Augen.

Valentin Morgenstern war der Technische Leiter im Hotel Dumort und nur auf Grund seines Titels der Meinung, er könne kommen und gehen, wann er wollte und auch nur die Arbeiten erledigen, für die er sich nicht zu schade war. Den Rest des Tages verbrachte er in 'wichtigen' Meetings, was übersetzt hieß: Kaffee trinkend in seiner Werkstatt herumzulungern. Die weniger angenehmen Aufgaben, wie zum Beispiel das Pflegen der Filteranlage im Pool, überließ er nur zu gern seinen Assistenten. War er doch zu etwas Höherem berufen.

„Es ist sicher nur der Filter, Alec. Könntest du nicht später mal kurz nachsehen? Du weißt doch, wie lieb die Graymarks sind." Alec seufzte.
„Okay, okay. Du hast Recht, die Graymarks sind wirklich sehr nette Stammgäste, denen tue ich gern einen Gefallen. Schließlich geben sie auch immer ein saftiges Trinkgeld für alle Abteilungen. Außerdem habe ich dann gleich einen Vorwand, ungestört eine Runde zu schwimmen." grinste er. Und sollte sein Vater davon Wind bekommen, hatte er ein hervorragendes Alibi.

Da der Wellnessbereich ohnehin nur bis 22.00 Uhr geöffnet war, beschloss Alec dies heute einfach eine Viertelstunde vorzuverlegen. Um diese Zeit war selten noch ein Gast im Pool anzutreffen. Er öffnete die Tür mit seiner Masterkarte und sofort stieß ihm wieder die erdrückend schwüle Luft entgegen. "Hallo? Ist noch jemand hier?" rief er, um sicher zu gehen, dass sich nicht doch noch Gäste hier aufhielten. Keine Antwort. Das Wasser des Pools war spiegelglatt, doch ein seltsames Gurgeln ließ vermuten, dass tatsächlich nicht alles beim Filter rund lief. Alec ging sicherheitshalber noch einmal durch die Umkleidekabinen, natürlich nicht, ohne vorher anzuklopfen, und überprüfte auch die Sauna und das Dampfbad. Er war allein. Aus einem kleinen Lagerraum, in dem auch Reinigungsutensilien aufbewahrt wurden, holte er ein Schild mit der Aufschrift 'Aus technischen Gründen geschlossen' und hängte es von außen an die Eingangstür des Wellnessbereichs. Leider war es aus Brandschutzgründen nicht möglich, die Tür von innen zu verschließen. Das Schild war allerdings so groß, dass man es nur schwer hätte übersehen können.

Erleichtert, endlich seine Ruhe zu haben, entledigte sich Alec zuerst seiner lästigen Uniform. Da er natürlich standardmäßig keine Badehose dabei hatte, musste er wohl oder übel in seiner engen, grauen Boxershorts in den Pool steigen. Er hätte auch nackt den Filter reparieren können, aber das kam ihm dann doch etwas merkwürdig vor. Bevor er zum Pool ging, duschte er sich kurz ab. Nichts war ekliger als Menschen, die verschwitzt in den Pool stiegen, in dem auch noch andere Gäste baden wollten. Er schüttelte sich seine nassen, schwarzen Haare aus den Augen und sprang dann mit Anlauf in den Pool. Dieser Tag heute war wirklich gar nicht so schlecht.

A Malec Story - Der Gast ist KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt