30 - Anfänger-Training I

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Auf dem Weg ins Besprechungszimmer versuche ich, nicht mehr an die gestrige Nacht zu denken, was mir jedoch kaum gelingt. Piers hat mich wirklich überrascht. Meine Gedanken schweifen ab, sodass ich mich beinahe erschrecke, als ein Schatten hinter mir auftaucht.

"HeyDana,!"

Die Worte des Captains zerschneiden die Stille und ich drehe mich hektisch zu ihm um.

"Noch immer nicht ausgeschlafen, was?"

 Sein kehliges Lachen zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Mit beschwingten Schritten tritt er neben mich, ich habe Mühe mit seinem Tempo Schritt zu halten.

"Ich dachte, du hältst nicht viel von unserer Idee mit dem Training?",frage ich ihn atemlos.

" So würde ich so nicht sagen", erwidert er und schüttelt leicht den Kopf.

Obwohl er widerspricht kann ich deutlich erkennen, wie seine Mine  sich verfinstert. Wir laufen eine Weile lang still nebeneinander her.

"Du weißt, dass ich nichts dagegen habe, wenn die Leute hier ein wenig trainieren." Er schnaubt. "Es ist natürlich nicht verkehrt,wenn man sich auch selbst verteidigen kann."

Ermacht eine Pause, und scheint nach Worten zu ringen.

"...aber?", frage ich vorsichtig.

Erseufzt.

"Dana.Wie soll ich es ausdrücken, ohne dass du mich falsch verstehst."

In seiner Stimme schwingt Resignation mit, sein Gesicht wirkt beinahe traurig. Ich sehe nach vorne und warte geduldig auf seine Antwort.Hinter der nächsten Abbiegung befindet sich schon der Besprechungsraum. Er hält mich mit einer Hand am Arm fest und bleibt vor der Abbiegung stehen. Ich kann sehen, wie er tief Luft holt.

"Die Leute sollen trainieren. Es ist nur – weißt du, Dana, ich habe viele gute Männer da draußen sterben gesehen. Ich habe mir endlose Vorwürfe gemacht. Ich musste Entscheidungen treffen, die einigen Leuten das Leben gekostet haben."

Erhält einen Moment inne, sucht kurz meinen Blickkontakt, um gleich darauf stirnrunzelnd zu Boden zu blicken. Dann sieht er mich erneut an, seine braunen Augen sind ernst, doch ich kann die Trauer in seinem Blick deutlich erkennen.

"Ich bin für – das hier – ausgebildet worden, verstehst du?Wenn ich zurückdenke, bestand mehr als die Hälfte meines Lebens daraus, mich auf genau das vorzubereiten."

Erwendet seinen Blick erneut ab.

"Und trotzdem weiß ich an jedem neuen Morgen nicht, ob ich den darauffolgenden Tag überleben werde. Was ich sagen möchte...dieses Training das ihr plant – es wird die Leute nicht im Geringsten auf das vorbereiten, was sie da draußen erwartet."

Erneut macht er eine Pause und sieht mich ratlos an. Ich erwidere seinen Blick, und als er keine Anstalten macht, weiterzusprechen, ergreife ich das Wort.

"Ich glaube ich weiß, worauf du hinaus willst, Chris. Du hast Angst, dass wir den Leuten mit diesem Training zu große Hoffnungen machen. Dass sie womöglich unvorsichtig werden, und ihre Kompetenzen überschätzen."

Erlegt seinen Kopf leicht schräg und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen, dann nickt er andächtig. Kurz öffnet er den Mund, bleit dann aber doch stumm.

"Ich sollte nicht zu viel sagen.", erwidert er schließlich. "Es ist gut, dass du den Leuten Hoffnung gibst, etwas wofür es sich lohnt,weiter zu leben."

Andächtig sieht er mich an, ehe er weiter spricht. Seine Miene wirkt traurig.

"Weißt du, als alter Veteran fällt es mir manchmal wirklich schwer, an das Gute zu glauben".

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt