29 - Vorratskeller

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Grinsend schlendere ich den Gang entlang. Finn und Becky, das gefällt mir.Ich würde es ihm wirklich gönnen. Mit beschwingten Schritten mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Während ich laufe wandern meine Gedanken zu Piers und seinem Zettel. Ein leichtes Ziehen in meinem Unterleib kündigt die Vorfreude auf den heutigen Abend an.Mit einer derartigen Offensive hätte ich nicht gerechnet!Andererseits muss ich seit Claires Geständnis wirklich aufpassen.Vorsichtig sehe ich mich um, doch ich bin alleine. Ich trete an eines der Fenster auf dem Gang und lasse meinen Blick über die Weiten der Steppe streifen und beobachte den Schichtwechsel der Wachmänner im Turm. Obwohl wir bisher von Angriffen verschont geblieben sind ist es doch sicherer. Es muss ganz schön öde sein, den ganzen Tag übers Land zu starren. Zu sehen gibt es hier wirklich nicht viel. Aber mit den Mienen in unmittelbarer Nähe und den Bergen in Sichtweite kann man trotzdem nicht vorsichtig genug sein.

Nachdenklich fühle ich in meiner Tasche nach dem Zettel. Irgendetwas scheine ich richtig gemacht zu haben, denn der junge Soldat hat nach wie vor Interesse an mir. Ein spitzbübisches Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Während mein Blick ziellos in die Ferne schweift mischt sich auf einmal Zweifel in meine euphorische Stimmung.Vermutlich ist es für ihn nur eine willkommene Abwechslung vom harten Alltag. Ihm ist es bestimmt egal, ob ich das bin, oder irgendjemand anderes. Meine Augen verengen sich. Besonders viele Alternativen gibt es eben nicht mehr, also wozu sich den Kopfzerbrechen? Bereits zu der Zeit, in der ich mich intensiv um ihn gekümmert habe, hatte ich manchmal das Gefühl, dass da mehr zwischen uns ist. Meinetwegen sei es der Langeweile oder dem überschaubaren Angebot geschuldet, ich weiß es nicht. Aber genauso wenig wie man eine gute Sache kaputt reden soll, sollte man auch nicht zu viel darüber nachdenken. Vielleicht wäre sogar etwas Dankbarkeit angebracht. Gegenüber wem auch immer.

Ich zucke mit den Schultern und beobachte in weiter Ferne eine Schar Krähen. Es ist müßig, sich den Kopf zu zerbrechen. Wieso passiert all das? Wieso haben gerade wir überlebt? Vermutlich eine Aneinanderreihung von Zufällen. Glück im Unglück wenn man es so nennen möchte. Trotzdem wünsche ich mir manchmal besser verstehen zu können, wieso all das hier geschieht. Woher kommt dieses tödliche Virus? Wer hat es entworfen und zu welchem Zweck? Vielleicht ist es die Rache der Natur an den Menschen überlege ich. Quatsch, du hast zu viele Horrorfilme gesehen. Diese Wesen oder wie immer man sie nennen möchte verfügen über keinerlei Intelligenz, alles was sie antreibt sind animalische Urinstinkte, oder genauer genommen ein Instinkt – Fressen. Wenn diese Mutation einer fremden Intelligenz entsprungen wäre, dann wären wir vermutlich längst nicht mehr hier. Was hätten irgendwelche Aliens davon, wenn die Erde von Zombies und sonderbaren Mutanten bevölkert wäre? Wenn dann sollten sie uns besser gleich umbringen. Dem Planeten wäre damit sicherlich ein Dienst getan. Unwillkürlich wird mir kalt und ich schlinge die Arme um meinen Körper. Die Vorstellung ist beunruhigend, aber vermutlich ist der wahre Grund nicht viel weniger schaurig. Wer auch immer es war, der uns in diese Lage gebracht hat – ich hoffe er –oder sie – sind selbst Opfer seiner bestialischen Kreationen geworden. Vielleicht ist es auch eine biologische Waffe, um sich die Welt untertan zu machen? Aber wer möchte über so eine Welt herrschen? Gottes Wege sind unergründlich, oder nicht? Falles es einen Gott gibt, was ich angesichts der Situation stark bezweifele. Vielleicht ist es auch seine Rache an uns. So etwas wie die sieben Plagen, nur in neuer Auflage.

Irgendeinen Grund muss es geben. Ich habe mich bereits manchmal gefragt, ob Chris mehr weiß, als er vorgibt zu wissen. Immerhin leitet er eine Spezialeinheit und war schon lange Zeit beim Militär. Aber selbst wenn er etwas wüsste stellt sich immer noch die Frage, ob er es mir anvertrauen würde. Beziehungsweise wie ich ihn dazu bekommen kann,es mir zu verraten. Er ist sehr gewissenhaft und nimmt seine Rolle als Captain überaus ernst. Andererseits, wenn er etwas wüsste,wieso unternimmt er dann nichts? Fragen über Fragen. Vielleicht hat er auch schon genügend Mitstreiter in diesem Kampf verloren, sodass er es vorzieht, das Leben der wenigen Verbliebenen zu schützen, als weiter zu kämpfen? Ich schüttele mich. Das ist nicht seine Art. Vermutlich ist es sein Auftrag, hierzu sein. Es bringt genauso wenig, mir darüber Gedanken zu machen,als über Piers Motive zu sinnieren. Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Ich blinzele und mache mich auf den Weg zu meinem Zimmer.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt