31 - Anfänger-Training II

54 5 1
                                    

Während die interessierten Campbewohner sich für das bevorstehende Training vorbereiten machen Finn und ich uns schon langsam auf den Weg in Richtung des Trainingsgeländes. Er summt leise eine Melodie, die ich nicht jedoch nicht kenne. Beschwingten Schrittes erreichen wir unser Ziel. Ich packe den Griff der schweren Metalltür und stemme mich mit meinem gesamten Gewicht gegen sie, um sie zu öffnen. Sofort schlägt uns ein kalter Wind entgegen. Finn tritt hinter mir ins Freie und schließt seine Jacke. Ich vergrabe meine Hände in den Hosentaschen und beobachte, wie sich meine Atem in der Luft verflüchtigt. Finn sieht mich amüsiert an.

"Ach Dana, keine Sorge, dir wird bestimmt gleich warm werden!"

Ergrinst und klatscht in die Hände. Eine Weile stehen wir schweigend nebeneinander. Während wir warten lasse ich meinen Blick über das Gelände schweifen. Besonders groß ist es nicht, aber es ist sicherer, hier drin zu trainieren. Der Boden ist karg, und relativ eben. Gras gibt es kaum, dafür umso mehr Steine. Entlang des Zauns hat sich eine Art Trampelpfad gebildet. Vermutlich benutzen ihn die Soldaten, um sich fit zu halten. Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier. Ich grinse und presse die Arme an meinen Körper.Hoffentlich geht es bald los, mir wird langsam wirklich kalt. Ich gehe einige Schritte ziellos umher, als ich hinter mir Stimmen wahrnehme. Finn begrüßt Maria und John. Ich lächele und mache mich auf den Weg zu ihnen. In diesem Moment öffnet sich die Türe erneut.Betty gesellt sich zu uns, sie hat Ramon und Helen im Schlepptau. Ich beobachte Finn, der sie prüfend mustert. Sie trägt eine enge Leggings, die ihre langen Beine gut zur Geltung bringt. Unwillkürlich muss ich schmunzeln. Finns Blick scheint an ihr hängen geblieben zu sein.

"Hey,Finn! Wie siehts aus, wollen wir starten, bevor ich zu einem Eisklotz erstarre?"

Etwas entrüstet fährt er herum und wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Dann erhellt sich seine Miene zu einem Lächeln und er klatscht erneut in die Hände.

"Alles klar, dann kommt mal näher!"

Als sämtliche Teilnehmer in einem Halbkreis um ihn versammelt sind räuspert er sich.

"Aufgrund der Temperaturen möchte ich, dass ihr euch zuerst gründlich aufwärmt. Ich möchte beim ersten Training keine Verletzungen, ist das klar? Gerade bei kälteren Temperaturen" - er hält inne und grinst "Wobei das hier noch nicht wirklich kalt ist – ist es wichtig, die Muskeln vor dem Training aufzuwärmen. Ich kann mir vorstellen, dass einige von euch schon nach dem Aufwärmen ziemlich – fertig – sein werden, aber lauft euch erstmal ein wenig ein.Jeder wählt sein eigenes Tempo, falls ihr nicht mehr könnt, macht eine kurze Gehpause. Dann mal los!"

Als ich sehe, wie sich einige Leute zögerlich ansehen beschließe ich,den Anfang zu machen. Ich wähle für den Anfang ein gemächliches Tempo und steuere den kleinen Pfad entlang des Zauns an.

"Sehr gut, Dana!", höre ich Finn rufen.

Nach und nach schließt der Rest sich an, und in kurzer Zeit ziehen wir unsere Runden um das Feld. Ich habe einen Rhythmus gefunden, in dem es sich gut Laufen lässt und lausche dem gleichmäßigen Knirschender Steine unter meinen Füßen. Links. Rechts. Links. Rechts. Als gäbe es nichts natürlicheres, nichts normaleres auf dieser Welt.Die Sonne scheint hell am Himmel, trotz des frischen Windes kommen mir ihre Strahlen doch noch ziemlich warm vor. Mein Blick wandert übers Feld. Becky hat mich bereits überholt, sie scheint ziemlich gut in Form zu sein. Ihre lockigen Haare wippen im Takt ihrer Schritte. Auch Ramon hält erstaunlich gut Schritt, stelle ich fest.

Ich weiß nicht, wie lange wir schon gelaufen sind. Langsam bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn und ich spüre, wie mein Kreislauf auf Touren kommt. Die anderen Läufer habe ich mittlerweile komplett ausgeblendet. Mein Atem fließt gleichmäßig, und obwohl ich bald erste Anzeichen der Erschöpfung spüre, motiviert mich das erst recht, weiter zu machen. Diese Kreaturen, schießt es mir in den Kopf, könnte es mir jemals gelingen, vor ihnen weg zu laufen? Vor meinem inneren Auge laufen die Szenen in der Fabrikhalle ab. Was auch immer das für furchterregende Mutationen waren, sie schienen ziemlich gute Reflexe zu haben. Und dazu diese furchtbaren Zungen.Ein Schauer geht mir über den Rücken und ich beschleunige meine Schritte. Ich weiß ganz genau, dass ich nicht vor meinem Schicksal davonrennen kann. Und trotz alldem ist es ein befreiendes Gefühl,die Lungen mit der kalten Winterluft zu füllen und einfach nur zulaufen. Links. Rechts. Links. Rechts.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt