14 - Die Welt außerhalb des Camps

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Während ich versuche mit den Männern Schritt zu halten blicke ich in die Ferne und versuche zu erkennen, was sich hinter dem vergitterten Tor befindet. Da Piers und Finn jeweils neben mir gehen fällt es mir jedoch relativ schwer, mich richtig umzusehen. Die Sonne geht gerade auf. Da es noch ziemlich frisch ist ich bin froh, dass Piers mir seine Jacke gegeben hat.

Der Sand knirscht unter unseren Stiefeln und wirbelt leichten Staub auf. Vorsichtig sehe ich mich zumindest ein wenig um. Das Gelände ist relativ groß angelegt und rundherum mit einem hohen Stacheldrahtzaun gesichert. An den Ecken sowie unmittelbar neben dem Tor befinden sich befestigte Wachposten, die zu jeder Tages- und Nachtzeit besetzt sind. So können sich nähernde Feinde bereits aus großer Distanz erspäht werden.

Als wir das Tor erreicht haben halte ich für einen Moment inne und blicke zurück auf das Gebäude. Unsere Basis ist ein ehemals weißer Betonbau, wir vermuten, dass es früher ein Außenposten der örtlichen Rebellen gewesen sein muss, da es sowohl militärisch als auch sanitätstechnisch gut ausgerüstet ist und über eine umfangreiche Vorratskammer verfügt.

Ich schlucke und erinnere mich an den Tag vor drei Jahren, an dem ich das erste Mal hier war. Nach dem Ausbruch in Raccoon City gelang es mir aus der Stadt zu fliehen, ehe die Umbrella Coperation die Tore schloss und das Schicksal der Stadt besiegelte. Ein Schmerz durchzuckt meine Stirn als ich an die Menschenansammlungen vor dem Stadttor denken muss. Ohne mit der Wimper zu zucken wurden alle Bewohner dem Tode geweiht. Ich hatte großes Glück und konnte durch das Tor nach draußen gelangen, ehe Umrella es für immer versiegelte und die Stadt mit einem gezielten Nuklearschlag dem Erdboden gleichmachte. Dieser Tag war mein Glückstag gewesen, denn durch eine göttliche Fügung – anders kann ich es mir nicht erklären – lief ich Chris Redfield und seinem Team der S.T.A.R.S in die Arme. Oder besser gesagt dem, was von seinem Team übriggeblieben war. An diesem Tag lernte ich auch seine Schwester Claire Redfield sowie seine ehemalige Partnerin Jill Valentine kennen. Jill verließ uns jedoch, um die Verantwortlichen des Ausbruchs weiter zu verfolgen, seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört.

Obwohl ich noch manchmal an sie denke traue ich mich nicht, den Captain nach ihr zu fragen. Damals beschlich mich das Gefühl, dass sie und Chris mehr waren als nur Partner.

„Dana!"

Chris Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und er sieht mich ernst an.

„Hör auf zu träumen und konzentriere dich!"

Er klingt angespannt und ich senke schnell meinen Kopf.

Das Tor vor uns hat sich geöffnet und erstmals seit einer geraumen Zeit genieße ich den freien Blick über die unendlichen Weiten des Landes. Die Steppe ist karg und unwirtlich, es gibt nur wenige Büsche und so gut wie kein Gras. Soweit das Auge reicht nur Sand und Steine.

Tief atme ich die frische Luft ein und setze mich zusammen mit den anderen in Bewegung. Chris und Ryan gehen voraus, doch jeder der Männer kennt den Weg. Zusätzlich sind wir alle mit einem persönlichen Funkgerät ausgerüstet für den Fall, dass wir uns doch aus den Augen verlieren sollten.

Das Licht, der Geruch, die Steine unter meinen Schuhen, das alles lässt mich die ganze Mission für einen Augenblick vergessen. An Finn vorbei sehe ich nach links und kann nichts als unberührtes Land erkennen. Mein Blick gleitet über Ryan und Chris nach rechts, in der Ferne sehe ich ein kleines Gebirge. Dort befinden sich die Minen, in denen Piers sich vor einigen Wochen seine schwere Verletzung zugezogen hatte.

Die Natur wirkt friedlich, beinahe zu still. Weder Menschen noch Tiere sind zu sehen. Unwillkürlich geht mir ein Schauer über den Rücken. Das Virus wird zwar vornehmlich durch Kontakt mit infizierten übertragen, aber eine Infektion über die Luft ist vor allem bei fortgeschrittenen Mutationen nicht auszuschließen. Zudem befällt es sämtliches Leben, nicht nur Menschen. Den Gerüchten zufolge soll Umbrella auch Experimente an Tieren durchgeführt haben. Beim Gedanken daran erschaudere ich. Schnell schließe ich die Jacke und presse die Arme näher an meinen Körper.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt