9 - Engineering I

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Als ich abends im Bett liege lasse ich die Geschehnisse des Tages Revue passieren. Auch wenn ich meine Gedanken vernünftigerweise auf die Reparatur der Batterie oder sonst etwas Sinnvollem konzentriert hätte, so beschäftigt mich vor allem eins – Piers.

Sobald ich von ihm getrennt bin kann ich an kaum etwas anderes denken als an ihn.

War es richtig ihn vorhin derartig zu überfallen?

Immerhin habe ich ihm etwas Gutes getan, versuche ich mir einzureden.

Piers ist unerfahren, du darfst ihn nicht derartig überfordern schießt es mir in den Kopf.

Wenn ihr seit Jahren ein Paar gewesen wärt, hätte er deine kleine Geste mit Sicherheit mehr zu schätzen gewusst. So hast du ihm unter Umständen nur Angst gemacht.

Angst! Ich schnaube verächtlich. Sehr verängstigt hat er auf mich nicht gewirkt.

So kann das nicht weitergehen! Egal wie sehr ich versuche, ihn durch diese Gefälligkeiten bei Laune zu halten, irgendwann wird er das Interesse zwangsläufig verlieren. Spätestens wenn er jemand jüngeren und hübscheren kennenlernt.

Ich grinse. Immerhin davor muss ich zumindest in nächster Zeit keine Angst haben.

Das bringt doch alles nichts!

Trotzdem wüsste ich zu gerne, was er gerade denkt.

Schlagartig wird mir wieder bewusst, dass ich so gut wie nichts über ihn weiß. Und das obwohl ich mich jetzt wirklich wochenlang mit ihm beschäftigt habe!

Während seine Kollegen Finn und vor allem Ryan immer einen flotten Spruch auf Lager halten hält sich Piers meist im Hintergrund auf. Er erledigt seine Aufgaben mit äußerster Präzision und wird aufgrund seiner zuverlässigen und ruhigen Art von allen im Camp sehr geschätzt. Es kommt nie vor, dass er sich jemandem aufdrängt oder ungehalten wird, auch Gefühle zu zeigen ist nicht seine Art. Dementsprechend weiß keiner wirklich wie es in ihm aussieht. Ein Soldat muss funktionieren.

Und das ist genau das, was er tut – er funktioniert.

Ich versuche mir einzureden, dass es ihm bestimmt gefallen hat. Ich meine – welche Freuden haben wir noch in einer Welt wie dieser? Wer weiß schon, was der nächste Tag bringt? Oder ob wir ihn überhaupt erleben? Piers sollte mir dankbar sein.

Ich schließe die Augen und falle in einen unruhigen Schlaf.

Als ich erwache bemerke ich, dass die Sonne bereits in mein Zimmer scheint. Müde strecke ich meine Arme und versuche wach zu werden. Plötzlich klopft es an der Tür.

„Moment!"

Ich springe auf und streife mir schnell ein Shirt über.

„Ja?"

Die Türe öffnet sich einen Spalt weit und Claire tritt ein.

„Dana, ich brauche deine Hilfe, sofort!"

Sie ist außer Atem und ihre Stimme klingt aufgebracht.

Ich sehe sie müde an und reibe mir die Augen.

„Claire um Himmels Willen, wo brennt es denn... lass mich erst mal wach werden!"

„Es ist halb neun, Dana. Verdammt zieh dich an, ich brauch dich wirklich!"

Der Tonfall ihrer Stimme lässt keinen Zweifel zu, also schlüpfe ich ungelenk in meine Jeans und binde meine Haare zusammen. Während ich mich zurecht mache warte ich darauf, dass sie mir genauer erklärt, worum es geht. Ich hoffe sie hat einen triftigen Grund, um so früh morgens hier rein zu platzen!

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt