28 - Mutter Theresa

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 „Wie man nur aus Konserven so ein leckeres Essen zaubern kann! Ich bekomm kaum mehr als Nudeln hin"

Begeistert schaufelte sich Claire weitere Löffel des heißen Eintopfs in den Mund.

„Musst du Helen fragen", entgegne ich lächelnd. „Deswegen kochst du ja auch glücklicherweise nicht!"

Sie zieht gespielt verärgert eine Schnute. Helen ist unsere Köchin. Wir haben sie an einer verlassenen Tankstelle gefunden, wo sie sich im Keller verbarrikadiert hatte. Sie hat wirklich ein Talent dafür, aus den zur Verfügung stehenden Nahrungsmitteln etwas Essbares zu zaubern. Von nun an nehmen wir schweigend unsere Mahlzeit zu uns. Nachdenklich lausche ich der Konversation der Männer am Nachbartisch.

„Ich bin ja mal gespannt was das wird mit deinem Training."

Immer noch schwingt Zweifel in der Stimme des Captains mit.

„Was soll schon passieren? Ich denke das ist eine gute Idee."

Ryan. Erleichterung macht sich breit. Immerhin ist noch einer von unserer Idee überzeugt.

„Dann pass mir ja auf die Anfänger auf." Chris lacht. „Zu viel Übermut am Anfang ist bestimmt nicht gut."

„Ach Chris, du kannst ja gerne kommen und zuschauen. Vielleicht lernst du noch was."

Vorsichtig drehe ich mich um, um den Gesichtsausdruck des Captains zu sehen, doch Piers sitzt im Weg. Wie gewöhnlich beteiligt er sich nicht an der Diskussion. Vermutlich ist es ihm egal, denke ich. Plötzlich trifft mich der Gedanke unerwartet heftig. Ich erinnere mich an unser gemeinsames Schießtraining. Damals habe ich genau gespürt wie sehr es ihm widerstrebt, dass ich das Team auf die Mission begleiten sollte. Klar, er hat sich Sorgen gemacht um mich. Aber gerade dann sollte er es doch gutheißen, dass wir trainieren wollen? Gedankenverloren kratze ich mit meinem Löffel über den Teller. Als ich ihn zum Mund befördere bemerke ich, dass er leer ist. Etwas enttäuscht lege ich mein Besteck auf den Teller. Piers. Irgendwie verspüre ich das Verlangen, mich mit ihm zu unterhalten. Über die Mission, über das Training, über alles. Über uns? Meine Gedanken drehen sich. Nein. Vielleicht besser nicht. Warum sollte man eine gute Sache kaputt reden? Vielleicht hat er gar kein Interesse an übermäßiger Konversation. Mein Magen zieht sich zusammen. Andererseits, er spricht ja auch so kaum ein Wort. Ich sollte das nicht überbewerten. Und seine Körpersprache verstehe ich ja ganz gut. Ein zufriedenes Grinsen breitet sich um meine Mundwinkel aus. Immer noch in Gedanken stehe ich auf, um meinen Teller wegzutragen. Als ich ihn auf der Durchreiche zur Küche platziere erhasche ich einen Blick auf Helen.

„Hey Helen! Das Essen war wieder echt lecker heute. Du musst mir mal das Rezept verraten!"

Sie dreht sich zu mir um und lacht.

„Ach Dana, freut mich, dass es dir schmeckt! Gib mir deinen Teller!"

Ich reiche ihr den Teller und will mich bereits umdrehen, als ich es mir anders überlege.

„Ach, Helen – kommst du morgen zum Training? Das wird bestimmt spannend!"

Sie lässt den Blick an ihrem Körper auf und ab gleiten ehe sie mir antwortet. Sie seufzt.

„Na, ich bin ja nicht gerade die sportlichste hier." Sie zuckt mit den Achseln. „Aber ich schätze, es kann nicht schaden. Ein wenig Erfahrung im Umgang mit Waffen habe ich ja schon, aber ich schätze ich werde mich mal sehen lassen!"

„Wunderbar, freut mich! Dann bis morgen!"

Als ich mich umdrehe stoße ich beinahe mit Piers zusammen.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt