16 - Das Werksgelände (Part II)

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Vorsichtig recke ich meinen Hals ein wenig nach oben, um die Position der Biowaffe auszumachen. Ich spüre wie Finn versucht mich wieder nach unten zu ziehen, doch ich ungeduldig mache ich mich von ihm los.

„Das Vieh ist mit den Männern beschäftigt, bitte Finn, wir müssen sie im Auge behalten!"

Er seufzt und lässt mich aufstehen, weicht mir jedoch kein Stück von der Seite. Gespannt beobachten wir jede Bewegung der Kreatur. Diese befindet sich immer noch am Treppenaufgang und taxiert die drei Männer, die sich ratlos ansehen. Er sieht mich stumm an und legt sich einen Finger auf die Lippen.

Auf einmal duckt sich das Tier, das das wie ein riesiger Hund mit zu groß geratenem Kopf aussieht und scharrt mit seinen Vorderbeinen über den Boden. Chris gibt das Zeichen zum Angriff und die Männer eröffnen das Feuer. Die Kreatur reagiert blitzschnell und weicht ihren Schüssen aus, indem sie kraftvoll auf eines der umstehenden Autos springt. Das Dach des Wagens bricht aufgrund des massiven Gewichts in sich zusammen, doch das scheint sie nicht zu stören. Aus der Distanz kann ich sehen wie Ryan eine Granate wirft, doch wieder sind die Reflexe des mutierten Tieres schneller und es springt zurück an seine Ausgangsposition an der Treppe. Ich höre wie er flucht und die Granate kurz darauf explodiert.

Mit zittrigen Händen halte ich mich am Türgriff des SUV fest und schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Meine Hände sind derart verkrampft, dass meine Knöchel weiß hervortreten und ich am ganzen Körper zittere. Finn legt mir seinen linken Arm um die Schulter und löst meinen Arm vorsichtig von dem Griff. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und wende die Augen vom Geschehen vor uns ab.

„Ruhig, Dana", beginnt er mich zu beschwichtigen, „Wir sind schon zahlreichen Biowaffen begegnet, ich bin mir sicher, dass uns auch dieses Mal eine Lösung einfällt! Den Männern – uns – wird nichts passieren, vertrau mir!"

Obwohl ich mit den Tränen kämpfen muss bleibe ich stark. Ich umgreife Finns Hand und drücke sie kräftig. Die Gegenwart des jüngsten Teammitglieds beruhigt mich ein wenig, sodass ich meinen Blick zögerlich wieder auf den Rest des Teams lenke.

Dem Hund scheinen die Schüsse der Männer kaum etwas auszumachen. Er sitzt immer noch am Fuß der Treppe, bewegt langsam seinen riesenhaften Kopf und kratzt mit seinen Klauen über den Betonboden. Das Geräusch welches er dabei erzeugt ist kaum zu beschreiben, aber es lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.

Plötzlich schnellt er ein Stück nach vorne und öffnet sein Maul. Seine unnatürlich lange Zunge schießt wie ein Pfeil daraus hervor und verfehlt den Captain um ein Haar. Einzig Piers schneller Reaktion ist es geschuldet, dass ihn die Kreatur nicht getroffen hat. Die beiden Männer liegen am Boden, aber soweit ich erkennen kann sind sie unverletzt.

„Finn, was zur Hölle ist das...?", frage ich mit brüchiger Stimme.

„Ich weiß es nicht, Dana. So etwas habe ich noch nie gesehen."

Die Farbe ist aus dem Gesicht des Sprengstoffexperten gewichen und er sieht mich ausdruckslos an. Einen Moment lang stehen wir schweigend nebeneinander, dann breitet sich ein dünnes Lächeln auf seinem hageren Gesicht aus. Sein Lächeln wird breiter, und mit einer Hand schiebt er sich seine Brille aus der Stirn.

„Oh ich glaube ich habe genau das Richtige für dich du Miststück!"

Mit entschlossener Miene macht er sich an der rechten Innenseite seiner Jackentasche zu schaffen und hält auf einmal eine Blendgranate in der Hand. Entsetzt sehe ich ihn. Aus der Ferne höre ich erneut Schüsse.

„Entspann dich, Dana. Ich weiß was ich tue."

Er balanciert die Granate für einige Sekunden in seiner Hand ehe er flüsternd fortfährt.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt