7 - Claire

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Nach dem Essen trennt sich die Gruppe. Das Einsatzteam bereiten sich auf die Mission vor, während Claire und ich uns in den Gemeinschaftsraum begeben.

Wie immer habe ich Chris und seinen Männern viel Erfolg gewünscht. Als ich ihnen heute hinterhergesehen habe hatte ich jedoch ein flaues Gefühl im Magen. Ich versuche mir einzureden, dass das Team mit Piers stärker und sicherer ist. Das ist vermutlich nicht einmal gelogen.

Claire läuft mir voraus, und ich muss mich bemühen, mit ihr Schritt zu halten.

„Du bekommst jetzt erst einmal eine schöne Tasse Kaffee!"

Ich wische die Gedanken an Piers beiseite und folge ihr in den Raum, indem ich bereits heute Morgen die Rucksäcke vorbereitet hatte.

Die Männer sind bereits aufgebrochen und somit ist Ruhe eingekehrt.

Ich lehne mich gegen die Spüle und schaue Claire dabei zu, wie sie zwei Tassen Kaffee einfüllt und mir eine davon reicht. Einmal mehr bin ich dankbar, dass unser Team vor einigen Monaten das Lager eines großen Supermarktes entdeckt hat. Große Teile der vorhandenen Lebensmittel waren zwar aufgrund der langen Zeit und der ausgefallenen Kühlung nicht mehr genießbar, aber immerhin konnten wir uns ausreichend mit Kaffeebohnen eindecken. Zufrieden puste ich in die schwarze Flüssigkeit und versuche, nicht mehr an Piers zu denken.

Obwohl die Männer in den Außeneinsätzen regelmäßig ihr Leben riskieren ist die strategische Leitung des Camps irgendwann mehr oder weniger Claires in die Hände gefallen. Durch zahlreiche Entscheidungen in der Vergangenheit hat sie sich als Kopf der Truppe bewährt und uns durch ihre besonnene und vorausschauende Denkweise das Überleben erleichtert. Was dabei besonders bemerkenswert ist, ist, dass sie zu keiner Zeit überheblich oder arrogant wirkt. Wichtige Entscheidungen trifft sie für gewöhnlich nicht alleine, sondern in Rücksprache mit dem Team.

„Also Dana."

Claire stellt ihre Tasse beiseite. Dann legt sie die Stirn in Falten und sieht mich eindringlich an.

„Irgendetwas beschäftigt dich doch, verrätst du es mir, dass wir anschließend weiterarbeiten können, wir haben einiges zu tun und ich brauche deine volle Konzentration."

Ich lächele sie etwas verlegen an.

„Mir geht es bestens, danke der Nachfrage"

„Wie du meinst."

Ihr Gesichtsausdruck zeigt mir deutlich, dass sie meinen Worten keinen Glauben schenkt. Zum Glück ist sie diskret genug, nicht weiter nachzufragen. Ich nehme einen Schluck des heißen Getränks zu mir und sehe sie erneut an.

„Du meintest, es gibt viel zu tun, dann schieß mal los!"

Mit ernster Miene sieht sie mich an.

„Die Kontrolle über die Minen zu erlangen hat im Moment höchste Priorität"

Damit schaffen wir uns nicht nur zusätzlichen Raum, vor allem schützen wir uns dadurch vor unvorhergesehenen Angriffen."

Ich nicke nur kurz, denn bis hier ist mir der Plan durchaus bekannt. Ich frage mich nur, was sie mit mir vorhat.

Sie legt eine kurze Pause ein und nimmt ebenfalls einen Schluck Kaffee, ehe sie weiter fortfährt.

„Was mir zur Zeit Kopfschmerzen bereitet, ist die Stromversorgung unseres Gebäudes. Der Dieselgenerator ist zum Glück soweit intakt, aber benötigt demnächst Nachschub, und das ist mein Problem. Wir haben zwar unsere Photovoltaikanlage, aber aufgrund ihrer exponierten Lage auf dem Dach könnte sie durch einen Angriff beschädigt werden, was ich nicht riskieren kann. Außerdem ist die Batterie auch nicht mehr die neuste und ich weiß nicht, wie lange wir uns noch auf sie verlassen können. Wenn die Minen unter unserer Kontrolle sind, werden wir zwar deutlich sicherer sein, aber das reicht mir nicht aus."

Ich blicke sie fragend an, denn ich verstehe nicht so recht, was sie mir damit sagen möchte.

„Beim Kampf um das Versorgungslager vor einigen Wochen haben wir mehrere Kanister Diesel sicherstellen können – was denkst du wie lange die noch reichen werden?"

Claire senkt ihren Blick und stellt ihre leere Tasse auf die Spüle. Ehe sie weiter spricht verschränkt sie ihre Hände vor ihrem Körper und sieht mir in die Augen.

„Wenn wir uns auf das Nötigste beschränken, das heißt die Versorgung der Funkgeräte, der Notbeleuchtung sowie der Kühlaggregate schätze ich, dass uns noch knapp zwei Wochen Zeit bleiben."

Ich wende mich von ihr ab und atme tief aus. Was zunächst wie eine relativ lange Zeit erscheinen mag, ist in Wirklichkeit aufgrund der parallel anfallenden täglichen Arbeiten doch ernüchternd wenig. Ich überlege einen Moment, ehe ich auf ihre Aussage eingehe.

„Als wir diesen Supermarkt entdeckt haben, haben wir dort ja auch größere Reserven an Benzin gefunden, was ist damit? Also mir ist klar, dass wir das zur Betankung der Fahrzeuge benötigen, aber wie viele Reserven haben wir hier noch?"

„Unsere Benzinvorräte sind im Moment kein Problem"

Sie sieht mich hilfesuchend an.

„Ich hatte gehofft, dass du mit deinem Hintergrundwissen mir vielleicht sagen kannst, ob man den Generator auch mit Benzin befüllen kann?"

Ich überlege einen Moment, doch dann schüttele ich zaghaft den Kopf.

„Claire, ich bin kein Maschinenbauer geschweige denn Motorenspezialist, aber ich kann dir auf jeden Fall sicher sagen, dass der Generator auf den Betrieb mit Dieselkraftstoff optimiert ist. Durch die Betankung mit Benzin wird er höchstwahrscheinlich kaputtgehen. Man könnte eventuell übergangsweise ein Brennstoffgemisch einsetzen, aber auch dadurch können Schäden am Motor hervorgerufen werden, außerdem wird vermutlich seine Leistungsfähigkeit darunter leiden. Mehr kann ich dir dazu leider auch nicht sagen. Selbst wenn wir die entsprechenden Bauteile für eine Umrüstung vorliegen hätten könnte ich dir nicht versprechen, dass ich das schaffe. Mir fällt auch spontan niemand ein, der das wissen könnte."

Meine Worte verhallen im Raum und ich kann sehen, wie Claire über das Gesagte nachdenkt. Plötzlich macht sie einen Schritt auf mich zu und sieht mich mit ihren klaren grünen Augen direkt an.

Ihr Blick ist freundlich, doch ich kann erkennen, dass sie angesichts des Problems besorgt ist.

„Ich wollte dich nicht beunruhigen, Dana. Ich dachte, wenn ich meine Sorge mit dir teile, vielleicht fällt dir ja eine Lösung ein. Am besten du denkst ein wenig darüber nach und informierst mich, falls du eine Idee hast, wie wir das Problem beheben können."

„Gut, dass du mir Bescheid gegeben hast. Ich behalte es im Kopf und denke darüber nach."

Claire wendet sich langsam von mir ab und durchquert den Raum. Im Türrahmen bleibt sie nochmal kurz stehen und dreht sich zu mir um.

„Gönne dir etwas Ruhe, Dana, okay? Du hast in den letzten Tagen viel gearbeitet, ich denke dein Körper kann ein paar Stunden Nichtstun gut gebrauchen".

Ich stütze mich von der Spüle ab und sehe sie an – zwar kann ich die Müdigkeit in meinen Gliedern durchaus spüren, andererseits gefällt mir der Gedanke nicht, dass ich mich ausruhe, während Chris und Piers ihr Leben riskieren.

„Ich werde mich ausruhen, ich verspreche es, aber unter einer Bedingung – wir funken jetzt noch kurz das Einsatz Team an, und vergewissern uns, dass bei unseren Männern da draußen alles in Ordnung ist."

Claire sieht mich mit einer Mischung aus Amüsement und Spott an.

„Dir ist bewusst, dass es in den Minen keinen Empfang gibt?"

Ich seufze, laufe zum Tisch und schnappe mir das Funkgerät.

„Chris, kannst du mich hören?" – Stille.

Claire mustert mich ungläubig, fast so als würde sie an meinem geistigen Zustand zweifeln.

„Dana, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Wenn du es mir nicht verraten möchtest werde ich es eben alleine herausfinden müssen. Und jetzt raus mit dir, du solltest für heute Abend fit sein, wenn das Team zurückkehrt."

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt