32 - Radio

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Alsdas warme Wasser über meine Schultern regnet, schließe ich füreinen Moment die Augen. Dieser Moment ist so still, so friedlich. Ichwünsche mir, er würde niemals enden. Man muss die Augenblicke zuschätzen wissen, gerade in Zeiten wie diesen. Nach einer kleinenEwigkeit, meiner kleinen Ewigkeit, stelle ich das Wasser schließlichaus. Immerhin sollten wir mit den Ressourcen sparsam umgehen.Aufgrund der Kontamination wird sämtliches Wasser vor der Verwendungsicherheitshalber abgekocht und aufgereinigt. Glücklicherweise istunsere Stromversorgung wieder gesichert. Ich blinzele, der Dampfvernebelt mir die Sicht. Vorsichtig bewege ich mich über die nassenFließen und taste nach meinem Handtuch. Obwohl der Stoff kratzigist, schlinge ich es eng um meinen Körper. Ich atme tief ein. DieErschöpfung des Trainings macht sich langsam bemerkbar, doch dieErschöpfung in den Muskeln fühlt sich gut an.

Zurückauf meinem Zimmer beginne ich gerade, meine Kleidung zu sortieren,als es an der Türe klopft.

"Herein",rufe ich, mit dem Rücken zur Türe.

"Dana,Dana, dreh dich um, schnell!"

Ichseufze und drehe mich langsam um, den Pullover demonstrativ noch inder Hand haltend. Finn steht vor mir, er scheint aufgebracht.

"Setzdich, Kekse gibt es leider keine mehr, die hat Piers alle gegessen",scherze ich.

Wedersetzt er sich, noch geht er auf meinen Kommentar ein. Seine Miene istaufgebracht.

"Dana,du musst sofort mitkommen, los, leg den blöden Pulli weg, und kommmit!"

"DerPulli ist nicht blöd", setze ich an, doch er unterbricht mich.

"Los,binde dir ein Handtuch um den Kopf, schließlich sollst du ja nichtkrank werden!"

Ichgrinse. Er ist doch ein wahrer Gentleman manchmal. Im Aufstehengreife ich nach meinem Handtuch, welches über dem Stuhl hängt, undwickele es gewissenhaft um meinen Kopf.

"So,wo brennt es denn?"

Aufforderungsvollsehe ich ihn an. Er ist wirklich riesig, ich muss meinen Kopf weitin den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. Sie sind hellwachund taxieren mich eindringlich.

"Dumusst mitkommen, bitte! Ich kann es dir hier nicht zeigen, zugefährlich!"

Erdreht sich um und öffnet bereits die Türe.

"Finn!"entfährt es mir, doch er hat den Raum bereits verlassen.

Ichseufze und folge ihm den Gang entlang. Seine Schritte sind schnell,ich bin gezwungen, in einen leichten Trab zu verfallen, um mithaltenzu können.

"Finn,verdammt! Jetzt mach mal langsam!", keuche ich außer Atem.

Immerhinhaben wir heute schon trainiert, ich hatte mich eigentlich auf einenruhigen Nachmittag gefreut. Er ignoriert mich und rennt weiter.Schließlich gelangen wir zu einer Treppe, die ins Obergeschossführt. Wir halten uns dort selten auf, zu viele Fenster, zugefährlich. Rund um die Uhr schiebt einer von Chris Männern hieroben Wache. Er steuert zielstrebig auf den hintersten Raum zu, alsich hinter ihm eintrete, schließt er die Türe. Erschöpft lehne ichmich gegen die Wand. Der Raum ist fast leer, ein alter,ausgeblichener Teppich liegt auf dem Fußboden, die Gardinen, oderbesser gesagt, das, was von ihnen noch übrig ist, hängt grau undstaubig am Rand der milchig trüben Fenster. Es ist kalt hier oben,ich schlinge die Hände um meinen Körper, um mich warm zu halten.Ein Luftzug geht durch den Raum. Irritiert streift mein Blick weiterdurch den Raum, und findet auch bald die Ursache. Eines der Fensterist geöffnet. Auf dem kleinen Holztisch, der davor steht, ist dasRadio platziert. Es sieht anders aus. Die Antenne wurde mit etwas dasaussieht wie Alufolie verlängert, genauer kann ich es auf dieDistanz nicht erkennen. Meine Atmung hat sich mittlerweile ein wenigberuhigt, mein Blick gleitet zu Finn und bleibt an ihm hängen.

Afterlife (Resident Evil FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt