-Camberlynne-
Es war schon relativ spät am Abend, als Camberlynne recht betrunken für ihre Verhältnisse mit ihren beiden Freunden Charlie und Luke ihr Zimmer betrat. Die drei waren schon lange gute Freunde, weil sie sich von der großen Clique zu einer kleineren zusammengeschlossen hatten. Sie ergänzten sich perfekt: Charlie war der Streber der Gruppe, Luke der Sportliche und Camberlynne sorgte dafür, dass es nie langweilig wurde.
Camberlynne war nie in einen der beiden verliebt gewesen, aber trotzdem konnte sie sich ein Leben ohne die beiden nicht vorstellen. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass sie sich heute so betrunken hatte: Sie wollte nicht wahrhaben, dass diese Freundschaft wie die Schulzeit vergehen würde. Natürlich war die Angst unbegründet, aber egal wie oft sich treffen würden, es würde einfach nicht dasselbe sein, wie mit ihnen jeden Tag abhängen und sich mit ihnen über die Sachen in der Schule lustig machen zu können.
Außerdem war da noch etwas anderes: Alle anderen wussten schon, was sie arbeiten wollten und die meisten hatten sich schon irgendwo beworben. Doch sie hatte immernoch keinen blassen Schimmer, was sie interessieren würde. Irgendwie schien sie nirgends wirklich rein zu passen. Aber statt sich damit auseinander zu setzen, zögerte sie diese Entscheidung lieber weiter hinaus.
Sie taumelte in ihr Bett. Es war so schön weich und warm. Am liebsten würde sie nie wieder aufstehen und dann würde sie auch nie wieder mit ihren Problemen konfrontiert werden. "Gute Nacht",murmelte sie und schloss die Augen. Die Jungs redeten noch etwas. Camberlynne hörte nicht wirklich zu, sondern dachte daran, dass sie nicht wollte, dass diese Zeit nie vergeht. Sie wollte nicht in die Erwachsenenwelt und irgendetwas arbeiten, das ihr eigentlich gar keinen Spaß machte. Hier wohl behütet in ihrem kuscheligem Bett und umgeben von ihren besten Freunden gab es nichts, das ihr fehlte.
Gerade als sie auf dem Weg ins Reich der Träume war, hörte sie Charlie murmeln: "Riechst du das auch? Es riecht fast nach..." Dieses leise Murmeln hätte sie fast überhören können, aber Lukes darauffolgenden Schrei konnte man nicht verdrängen, egal wie müde man auch sein mochte: "FEUER!"
Also riss sie die Augen auf und folgte unfreiwillig ihren Freunden aus dem Zimmer. Ehe sie überhaupt realisiert hatte, was vor sich ging, wurde sie schon mit kleinem Flammen auf dem Gang konfrontiert.
Und plötzlich wurde Camberlynne hellwach und erinnerte sich an den Brand, der vor einigen Jahren ihr Leben verändert hatte. Damals war sie noch ein Kind gewesen, das sein ganzen Leben in demselben Haus verbracht hatte.
An ihrem 11. Geburtstag konnte sie länger schlafen und dachte sich nichts dabei, außer vielleicht was für großartige Geschenke sie am Morgen erwarten würde. Das war auch berechtigt, da man hätte meinen können, dass ihre Eltern den ganzen ganzen Laden leergekauft hätten. Aber natürlich durften Kerzen nicht fehlen. Ihre Mutter hatte alle 11 kleinen sorgfältig angezündet. Zu dieser Zeit hatte sie immer ihr Lieblingshalstuch getragen, welches sie natürlich auch in diesem Moment getragen hatte. Gerade als sich über die bereits angezündeteten Kerzen lehnte, um das größere Lebenslicht zu entzünden, entfachte das Feuer nicht dort, sondern an ihrem geliebtem Halstuch. Eine Sekunde später bemerkte sie es. Reflexartig zog sie es von ihrem Hals weg und unglücklicherweise landete das Tuch genau auf den Geschenken. Diese, natürlich großzügig in Geschenkpapier eingewickelt, verbreiteten das Feuer und teilten es mit dem Tisch und den anderen Holzmöbeln. Wenig später stand der halbe Raum in Flammen. Panisch rannte ihre Mutter nach draußen und rief die Feuerwehr. Dabei vergaß sie völlig, dass sich ihre einzige Tochter noch im Haus befand und ruhig weiterschlief, ohne zu wissen, dass sie die giftigen Dämpfe unbewusst aufnahm und sich in Lebensgefahr befand.
Die Feuerwehr traf ein, sowie ihr Vater, der ein Feuerwehrmann gewesen war. Geschockt rannte er in das lichterloh brennende Haus, weil seine Tochter sein erster Gedanke gewesen war. Er kämpfte sich durch das wütende Feuer. Zum Glück fand er seine kleine Camberlynne, bevor sie ernsthaften Schaden davon trug. Das konnte er von sich nicht behaupten. Die Flammen hatten sich durch die Schutzkleidung genagt und hinterließen schwere Schäden auf seinem ohnehin schon mit Brandblasen übersähten Körper. Er wurde so schwer verwundet, dass er sich seitdem nur noch im Rollstuhl fortbewegen konnte und nicht mehr derselbe war. Deswegen war er gezwungen, seinen Beruf zu kündigen, genauso wie seine Frau. Denn sie hatte auch aufgrunddessen eine Angststörung und das starke Bedürfnis, Camberlynne beschützen zu wollen. Und Camberlynne? Die Folgen, die sie davon trug, waren arbeitslose Eltern, die psychisch oder körperlich eingeschränkt waren und auf Kosten der Steuerzahler lebten. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre sie lieber im Feuer gestorben, als das ihren Eltern anzutun.Inszwischen waren sie bei den Rettungsbooten angekommen. Camberlynne drängelte sich durch die Jugendlichen und stieg in das gerade sich befüllende Rettungsboot. Hinter ihr Luke und Charlie. "Stellt euch hinten an!" und "Das Boot ist zu voll!" hörten sie die Menge rufen. Doch in diesem Moment wurde das Seil durchtrennt und sie landeten auf dem Wasser.
Camberlynne schaute nochmal zu den anderen zurück. Ob sie es wohl schaffen würden? Schließlich bezweifelte sie, dass es für alle genug Rettungsboote gab. Umso glücklicher war sie, dass sie und ihre Freunde in Sicherheit waren. Doch sie sollte sich täuschen.
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Far away #wingaward2019 #TheIndividuals2019 #ColourAward18 #RainbowAward2019
Подростковая литератураEs sollte ein wunderschöner und unvergesslicher Abschluss einer langen Reise werden. Zur Feier ihres geschafften Schulabschlusses machte die gesamte Stufe einen Ausflug aufs offene Meer. Am letzten Abend der Kreuzfahrt wollte Aves sich endlich trau...