Kapitel 17

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-Charlie-

An der metallenen Tür befand sich ein Schloss, das man wohl mit einem Code öffnen konnte. Unter den vier Platzhaltern, die wohl für die Anzahl an Ziffern oder Buchstaben standen, befand sich eine Tastatur, die zudem eine Enter-Taste beinhaltete.

Ein Code also? Aber was für ein vierstelliger Code war gemeint? Ein Wort? Eine Zahlenkombination? Eine Mischung? Konnte Charlie das überhaupt erraten?

Vermutlich nicht, antwortete er sich selbst. Aber es war seine einzige Chance, um Kontakt zur Außenwelt aufnehmen zu können. Er musste es versuchen. Also tippte er ein paar Zahlenkombinationen ein. Nachdem dritten Versuch stellte er zwar fest, dass es wohl kein zu einfacher Code war, aber dass er immernoch andere Passwörter eingeben konnte. Das bedeutet, dass es ein ziemlich schlechter Schutz vor Einbrechern wäre, weil man ja theoritisch alle Möglichkeiten ausprobieren könnte. Warum dann überhaupt ein Passwort? Um Einbrecher anzuschrecken? Das erschien ihm nicht logisch. Vor allem welche Einbrecher überhaupt? Wenn es hier noch Menschen außerhalb des Gebäudes geben, hätte Charlie sie doch sicherlich irgendwie bemerkt.

Oder hätte er? Klar, er hatte einen Bach gefunden, aber das hieß ja nicht, dass an seiner Quelle nicht auch Leute leben konnten. Selbst wenn er die ganze Insel durchqueren würde, könnte er sich nicht sicher sein, ob nicht doch irgendwo jemand lebt. Und zusammen mit diesem Menschen hätte er bestimmt bessere Chancen den Code zu knacken.

Deswegen begab er sich zurück zu seiner Bachstelle und schöpfte sich einen großzügigen Schluck Wasser. Dann folgte er dem Bach flussaufwärts. Natürlich war es nicht gewiss, dass das die einzige Wasserquelle war, aber irgendwo musste er doch anfangen bei seiner Suche. Er blickte zur Sonne. Sie stand schon recht tief. Da er durch den dichten Wald nicht erahnen konnte, wie lang der Bach ihn noch führen würde, rechnete er damit, dass er nicht vor Nachteinbruch zurück sein würde. Das kümmerte ihn aber nicht. Er konnte nicht noch einen Tag verstreichen lassen, ohne seinen Freunden geholfen zu haben. Sonst konnten sie immer auf seine Hilfe zählen, das musste auch diesmal so sein.

Stunden vergingen, der Marsch wurde immer anstrengender, das Laufen sorgte zwar dafür, dass ihm wärmer wurde, aber es mit dem schwindenden Sonnenlicht wurde es zunehmend kälter. Durchhalten, Charlie, redete er sich gut zu, jedoch wusste er, dass er es nicht mehr lange konnte. Er war nicht unsportlich, schließlich hatte er auch in Sport Bestnoten, aber nur nachdem er pausenlos für die Übungen traniert hatte. Die Sonne war inzwischen untergegangen und der Bach schien kein Ende zu nehmen. Wie groß konnte diese Insel denn sein?

Vielleicht wäre seine Erschöpfung nicht so groß, wenn er etwas zu essen hätte. Aber abgesehen davon, dass er Vegetarier war, wüsste er gar nicht wie er ohne irgendwelche Waffen wilde Tiere jagen sollte und mit essbaren Beeren oder Pilzen war er auch alles andere als vertraut. Natürlich hatte er mal davon gelesen, aber sie im echten Leben zu erkennen, war um einiges schwieriger. Ein falscher Biss und es wäre aus mit ihm. Also ließ er es lieber ganz.

Ein bisschen Gesellschaft würde ihn ebenfalls von seiner Müdigkeit ablenken. Aber weit und breit war hier niemand - selbst über die Einbildung von seinem Vater wäre er gerade froh. Aber dieser hat sich seit heute Morgen nicht mehr gemeldet.
Völlig kaputt entschied er sich doch dazu eine Pause zu machen. Es war die Erste seit er losgelaufen war. Und diese machte er auch nur, weil er sonst zusammengebrochen wäre. Es war bereits dunkel. Charlie warf einen Blick zurück. Bis er wieder zurückgelaufen wäre, wäre die halbe Nacht schon vorbei und seine Kraft ist jetzt schon aufgebraucht. Ihm war klar, dass er, auch wenn er es noch so wollte, nicht mehr weiterlaufen könnte.

Auf einmal hörte er ein Geräusch. Natürlich hatte der Wald schon voher viele unterschiedliche Tiergeräusche gemacht, aber dieses war anders. Vielleicht ein Raubtier? Wenn er es sich recht überlegte, könnte es sogar ein Wolf sein. Gab es hier überhaupt Wölfe?

Wie dem auch sei, jedes Raubtier würde sofort über Charlie herfallen, wenn es ihn hier mitten im Wald liegen sähe. Deswegen stand er wieder auf und setzte seinen Weg fort. Wäre hier doch nur doch etwas, in dem er sich verstecken könnte, wie ein Dickicht oder eine -

Moment mal, konnte das da vorne nicht eine Höhle sein? Ja, tatsächlich. Es kam ihm fast vor, als würde die Insel ihm alles liefern, was er brauchte - zuerst das Wasser, dann die Streichhölzer, sogar seine Sehkraft und jetzt die Höhle.

Naja, das passte ihm gerade nur zu gut. Also ging mit letzter Kraft in die Höhle und ließ sich einfach auf den Boden fallen. Er wäre viel zu müde gewesen, um es sich noch gemütlich einzurichten. Deswegen erwartete er auf harten Erdboden zu fallen - und es wäre für ihn völlig okay gewesen. Aber die Insel überraschte ihn erneut. Denn anstatt auf dem Boden, hatte er sich in einem Blätter-Äste-"Bett" niedergelegt, welches viel bequemer war, als das, das er sich am Waldrand errichtet hatte. Um das herauszufinden, hatte er nochmal die Augen geöffnet und sah sich in der Höhle um. Doch abgesehen davon, konnte er noch etwas anderes im Dunkeln erkennen. Es war eine Feuerstelle, die noch rauchte.

Er hatte jemanden vertrieben.

Darum würde er sich aber morgen kümmern, weil ihm schon die Augen zufielen und er in einen tiefen Schlaf fiel.

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