Kapitel 16

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-Camberlynne-

Was für ein riesiges, altmodischen, aber dennoch schönes Piratenschiff! Camberlynne wusste zwar, dass der äußere Anblick sie nur täuschen sollte und irgendetwas Schreckliches verbarg, aber man sollte einmal die Mühe wertschätzen, die sie hier gemacht wurde. Man hätte sie auch einfach in einem dunklen Raum stecken können und dann diese Psyche-Spielchen machen können. Der Spielemacher - so nannte sie ihn inzwischen - hatte scheinbar einen guten Geschmack und hat bestimmt für das alles eine Menge Geld fließen lassen.

Sie schüttelte den Kopf. Warum gefiel ihr die Arbeit eines Wahnsinnigen, der sie in Lebensgefahr brachte und der sicherlich noch ihre Angst ausnutzen würde?

Doch egal, was er ihnen antun würde, Camberlynne sah sich bereits im Vorteil. Denn für sie war der Spielemacher ihr unterlegen - wenn nicht in finanzieller Ansicht, dann auf jeden Fall in der Intelligenz. Wenn er nicht auf dem neusten Stand war, dann unterschätzte er sie bestimmt. Und man sollte Camberlynne auf keinen Fall unterschätzen.

An dem Schiff angekommen, übernahm Aves die Führung und kletterte als Erste das Seil, welches heruntergelassen war, hoch; dicht gefolgt von Camberlynne, die sich nichts entgehen lassen wollte. In welcher Reihenfolge die anderen aufstiegen, interessierte sie nicht. Sie wollte nur das Schreckliche als Erstes entdecken, bevor es irgendwen erschrecken oder verängstigen würde. Dann würde sie dem Spielemacher einen Strich durch die Rechnung machen und die anderen würden diesen peinlichen Vorfall von vorhin schon bald vergessen haben.

Nun befand sie sich als Zweites auf dem Deck und verschaffte sich einen Überblick. Ihr Blick blieb auf dem Steuerrad hängen. Hatte nicht dieser Jack so ein schwarzes Tatoo von einem Steuerrad? Moment man, hatte dieser nicht auch einen Vater, der unter anderem beruflich verschollene Dinge aus den Meer zog? Könnten da nicht auch Piratenschiffe dabei gewesen sein?

Es erschien ihr gerade zu offensichtlich, dass sich dort die nächste Aufgabe verstecken würde. Aber da der Spielemacher nicht der Hellste war, dachte sie, könnte er genauso gedacht haben. Also lief sie mit schnellen Schritten darauf zu, zuversichtlich, dass sie etwas finden würde.

Jedoch war dort... nichts. Überhaupt nichts. Bloß ein Steuerrad, das völlig unnütz war, wenn man zwischen Felsen eingeklemmt ist. Camberlynne lag mit ihrer Vermutung falsch.
"Hey Leute, das müsst ihr euch anschauen!",rief Aves unter ihr. Warum wunderte es sie eigentlich nicht mehr, dass Aves alles hinkriegte und sie gar nichts?

Oh, natürlich, die Falltür wäre ihr auch aufgefallen, wenn sie auf den Boden geschaut hätte und nicht so kompliziert gedacht hätte. Als sie hinabgestiegen war, sprangen ihr sofort die acht Betten und zwei Tonnen ins Auge. Aves hatte sich schon auf eins der Betten gesetzt und sich On-ear Kopfhörer, an denen ein Mikrofon befestigt war, aufgesetzt. Noch bevor Aves es ausgesprochen hatte, war Camberlynne klar, dass das der Kontakt zum Spielemacher wäre. "Okay, ich soll jetzt die Worte wiederholen",verkündete Aves, als alle unter Deck waren.
"Eure Antwort war richtig,
doch das ist jetzt nicht mehr wichtig.
Hier ist die Verbesserung eurer Lage,
aber glaubt mir, wenn ich es sage:
Bald folgen schwerere Aufgaben,
vor denen gilt es Acht zu haben."

Noch mehr Aufgaben? Als wäre die Frage, um Jacks Herz eine schwere Aufgabe gewesen. Sollten diese Herausforderungen doch kommen. Camberlynne war sich sicher, dass sie den Spielemacher überlisten konnte, was er auch versuchen sollte.

"Jetzt will die Stimme...",fuhr Aves fort, "...Camberlynne, die Stimme will mit dir reden." Scheinbar erkannte endlich jemand ihre Intelligenz an. Camberlynne mochte zwar das Gefühl der Anerkennung, aber wusste, dass das wieder ein Trick sein würde. Bestimmt würde er ihren Verstand gegen sie ausspielen.

"Cam, du musst das nicht machen",richtete sich Luke an sie und griff nach ihrer Hand.
"Es wird von mir verlangt",entgegnete sie und tat so als wäre es eine große Bürde. Aber eigentlich freute sie sich darauf. Sie würde dem Spielemacher zeigen, wie schlecht er seinen Job machte.
"Also, was möchtest du von mir?",fragte sie gespielt ängstlich.
"Weißt du, Camberlynne, ich könnte jetzt natürlich weiter reimen, aber ich glaube, dass würde uns beide nicht weiterbringen, oder?",meinte der ach so mysteriöse Spielemacher. Sie würde ihm gerne jetzt die Meinung geigen, aber voher musste noch etwas erledigt werden.
"Die Stimme will mit mir allein reden",sagte sie zu den anderen. Weil sie nicht reagierten, fügte sie noch hinzu:
"Das bedeutet, dass ihr zurück nach oben auf das Deck gehen sollt."
Durch die konkrete Anweisung leerte sich der Raum, bis auf Luke, dem sie auch bedeutete rauszugehen.
"Mir passiert schon nichts",versprach sie, woraufhin er auch ging.
Endlich war sie wieder allein.
"Wir wollen uns wohl nicht verstellen, was?",wurde ihr Verhalten kommentiert.
"Sagt der Spielemacher und benutzt ein Stimmverstellgerät. Ich weiß ja nicht mal, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Soll das bloß ein blöder Steich sein von jemanden, den wir kennen oder vor was hast du sonst Angst? Was soll das alles? Warum der Aufwand? Warum bringst du uns in Lebensgefahr, wenn du uns eh wieder rettest?"

Die Sätze waren einfach so aus Camberlynne herausgesprudelt, ohne dass sie ihrem Gegenüber eine Chance zum Antworten gegeben hatte. Als sie das bemerkte, unterbrach sie sich selbst.

Aus den Kopfhörern dröhnte ein Lachen, welches durch den Stimmversteller auf Camberlynne fast gruselig wirkte. Aber sie ließ sich nicht einschüchtern.
"Spielemacher - ein netter und passender Spitzname. Auf deine Fragen bekommst du noch früh genug Antworten. Aber jetzt stell' ich dir deine erste Aufgabe."

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