-Camberlynne-
Aves war gerade wieder bei ihren Freunden gelandet, deswegen wendete Camberlynne sich wieder Luke zu. "Meine Güte, bin ich froh, dass ich nicht mehr mit ihr befreundet bin." Luke sah sich kurz um, ob jemand anderes in Hörweite war. "Also, würdest du sie zuerst umbringen, wenn du müsstest?"
Camberlynne hatte nicht damit gerechnet, dass Luke dieses heikle Thema so offen ansprechen würde. Sie hatte sich natürlich auch schon Gedanken darüber gemacht, was sie tun, wenn sich ihre Lage nicht bessert. Einander zu essen wäre natürlich eine Option, aber diese hatte sie von vornherein gestrichen. So sehr sie Aves auch verabscheute, könnte sie nicht damit leben, auf ihre Kosten überlebt zu haben. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Luke eine andere Meinung vertrat.
Also schüttelte sie den Kopf und fragte: "Bestände die Chance, eine Angelrute herzustellen?" "Wohl eher nicht. Aber das Essen wird fürs Erste nicht unser Problem sein." Er deutete auf den Himmel. "Wenn es weiterhin nicht regnet, werden wir in wenigen Tagen tot sein. Also stell dich schon mal darauf ein, deinen Urin zu trinken." Angewidert verzog Camberlynne das Gesicht. Wieder stellte sie erschrocken fest, dass sie ihren Urin trinken schlimmer fände, als Aves umzubringen.
Jedoch konnte sie nicht lange darüber nachdenken, weil in diesem Moment Alex, der gerade unter dem Boot getaucht hatte, laut rief:"Leute, da hängt irgendetwas unten am Boot!" Es dauerte nicht lange, bis er mit Ashtons Hilfe dieses Etwas auf das Boot gebracht hatte. Daraufhin versammelten sich alle wieder dort, um den mysteriösen Fund zu begutachten.
Es handelte sich um einen silbernen Koffer, der mit einem Schloss geschützt wurde. An sich nichts Besonderes, aber warum befand er sich unter dem Boot? "Jemand muss ihn dort angebracht haben",zog Aves die Schlussfolgerung, die naheliegend war, aber Camberlynne hatte schon weitergedacht:"Das Feuer wurde absichtlich gelegt. Jemand spielt mit uns." Jedenfalls erschien das für Camberlynne logisch, wenn sie für so ein Psyche-Spiel verantwortlich wäre, würde sie es sicherlich ähnlich machen.
Währenddessen versuchte Matthew mit seinem Taschenmesser das Schloss zu knacken. "Ich krieg's nicht hin",murmelte er und gab auf. "Gib mal her",meinte Luke und übernahm die Arbeit. Wie er da so mit dem Messer hantierte, erinnerte Camberlynne an das Gespräch, dass sie gerade noch geführt hatten. Würde er auch in Aves' Leiche herumstechen? Oder noch schlimmer, in ihrer eigenen? Ihr wurde schlecht, wenn sie daran dachte, dass der eigentlich gutmütige Luke notgedrungen zum kaltblütigem Mörder werden könnte, der sogar seine beste Freundin umbringen würde, nur um sein eigenes Überleben zu sichern.
"Ich hab's",sagte Luke und ein Klickgeräusch ertönte. Nun ließ sich der Koffer öffnen. Gespannt warteten alle darauf, was sich darin befand.
Umso größer war die Enttäuschung, als sie den tatsächlichen Inhalt sahen. Denn statt Proviant, Wasser oder etwas anderem Nützlichem, befand sich dort nur... ein Blatt Papier. Bei genauerem Betraten konnte man auch eine kleine Überwachungskamera entdecken. Alex war der Erste, der sich das Papier schnappte, um den mit einer geschwungen Handschrift geschriebenen Text vorzulesen:"Nachdem der Koffer jetzt offen ist,
gibt es einen unerwarteten Twist.
Denn wenn ihr richtig antwortet auf die Frage,
verbessert das erheblich eure beklemmliche Lage.
Mit dem Sonnenaufgang endet die Frist,
keine oder eine falsche Antwort und alles bleibt, wie es ist.
Also: Ist Liebe nur Schmerz,
für wen schlägt Jacks Herz?"Sobald Alex bemerkt hatte, dass sie die Verse reimten, trug er das kleine Gedicht poetisch vor.
"Jetzt mal im Ernst, wer nimmt sich bitte die Zeit, um sich diese Reime auszudenken?",fragte Matthew und verdrehte die Augen.
"Die bessere Frage ist, wer stellt eine Frage, die schon beantwortet ist?",meinte Ashton. "Schließlich hat mir Jack selbst gesagt, dass er auf Rylin steht. Besser gesagt, ich hab's aus ihm rausgekriegt." Nach einer kurzen Pause, als würde er abwarten, ob sich noch jemand anderes zu Wort melden würde, sagte Alex:
"Worauf warten wir dann noch? Warum geben wir nicht schon längst diese Anwort? Ich kann's kaum erwarten, etwas zu trinken zu kriegen und mein Magen hat sich noch nie so leer angefühlt."Daraufhin folgte wieder Stille. Camberlynne wusste, dass das nicht die richtige Antwort wäre. Es erschien ihr viel zu einfach. Warum sollte sich jemand, der sich so viel Mühe gab, um mit ihnen zu spielen, mit einer bereits bekannten Antwort zufrieden geben? Wenn sie dieses Spiel organisieren würde, würde sie dafür sorgen, dass eine Diskussion entfacht werden würde, an deren Ende sich alle gerne zerfleischen würden. Entweder der Verantwortliche ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand oder er plant etwas Größeres. Die letztere Option erschien ihr logischer. Die Antwort war auf keinen Fall Rylin.
"Was meinst du denn dazu, Aves?",mischte sich Camberlynne ein. Wenn jemand weiß, in wen Jack verliebt ist, dann Aves. Schließlich hat sie Camberlynne erzählt, dass sie auf ihn stand, als sie noch befreundet waren. Und sie ging einfach davon aus, dass Aves keine potentielle Konkurrentin außer Acht ließ.
"Ich muss Ashton dabei recht geben",entgegnete diese und warf Ashton einen Blick zu, der mit einem frechen Grinsen erwidert wurde. "Ich hab' selbst gesehen, wie die beiden sich geküsst haben." Camberlynne war nicht entgangen, wie gepresst Aves' Stimme dabei klang. Aber darum kümmerte sie sich nicht, weil sie in diesem Moment viel zu verwirrt war. Was übersah sie?
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Far away #wingaward2019 #TheIndividuals2019 #ColourAward18 #RainbowAward2019
Teen FictionEs sollte ein wunderschöner und unvergesslicher Abschluss einer langen Reise werden. Zur Feier ihres geschafften Schulabschlusses machte die gesamte Stufe einen Ausflug aufs offene Meer. Am letzten Abend der Kreuzfahrt wollte Aves sich endlich trau...