Kapitel 19

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Die ungläubigen Bemerkungen meiner Eltern waren das Erste, was ich am nächsten Morgen zu hören bekam.
Shadow hatte sich anscheinend in der Nacht zurück gezogen und ich konnte ihr es nicht verübeln. Die Show die die beiden abzogen wollte ich nicht einmal meinem ärgsten Feind zumuten.
Wie ich es mir jedoch gedacht hatte, fragten sie nicht einmal wo ich die ganze Zeit über gewesen war, oder wie es mir gerade in diesem Moment ging. Nein, es war mehr ein „deine Schule hat mehrmals angerufen"..."wir haben gelogen, damit du nicht rausfliegst", und „das nächste Mal kümmern wir uns nicht mehr darum".
Ich ließ es über mich ergehen, dann warf ich mich in meinem Zimmer aufs Bett und angelte mir meinen Laptop.
Ein paar neue E-Mails von Stage und meinen Freunden, drei-vier Reviews auf der Website wo ich meine Texte hochlud...
Seufzend holte ich nach, was ich verpasst hatte - antwortete den lieben Reviews und meinen Freunden, aktualisierte einige Geschichten um ein oder zwei Kapitel und öffnete dann ein leeres WordDokument.
Schon fast automatisch griff ich nach meinem Handy und betrachtete die Fotos die ich gemacht hatte - Sandy den ich mit einer Flasche Eierpunsch erwischt hatte, Tooth die ihre Finger nicht aus fremden Mündern halten konnte, Tony beim Wechseln meines Verbandes und Nord der ausgelassen in die Kamera lachte.
Warum sollte ich nicht aufschreiben, was ich diese sechs Wochen erlebt hatte? Mithilfe der Bilder würde ich es niemals vergessen und genau das wollte ich - nicht vergessen...
Ich atmete tief durch und begann zu schreiben, während ich mich mit Disneyliedern volldröhnte.
Meine Finger flogen nur so über die Tastatur, ließen sich nicht davon abbringen, ob mir der Magen knurrte oder es langsam dunkel wurde. Erst als ich an der Stelle ankam, wo Pitch Black uns auf der Lichtung überraschte, hielt ich inne.
Nicht nur, da ich plötzlich nicht mehr wusste, wie ich schreiben sollte, sondern auch, weil es leise an mein Dachfenster klopfte.
Ich ahnte bereits, wer es sein würde und klappte den Laptop zu, bevor ich aufstand. Lächelnd öffnete ich mein Fenster und ließ Sandy herein, umarmte den kleinen Mann.
„Oh, es hätte freundlicher sein können, aber anderes bin ich nicht gewohnt", seufzte ich und er legte mir eine Hand auf die Schulter, sah mich mitleidig an.
„Und bei euch? Alles in Ordnung?"
Er nickte lächelnd und sah sich dann fragend um.
„Sie hat sich frei genommen, denke ich zumindest...."
Er runzelte die Stirn und ich setzte mich an die Kante meines Bettes.
„Wir hatten gestern noch Besuch, nachdem du gegangen bist...", begann ich, doch im nächsten Moment wurden wir unterbrochen, als eine völlig erschöpfte kleine Zahnfee in mein Zimmer stürzte.
Hastig fing Sandy sie auf und lauschte auf ihre gepiepste Nachricht.
Je länger die kleine Fee erzählte, desto bestürzter wurde er. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er die Zahnfee auf seine Schulter gesetzt und war auf dem Weg zum Fenster.
„Was ist passiert?"
Er antwortete mir nicht auf meine Frage, sondern gab mir einfach nur zu verstehen, dass er weg musste und...ich sollte auf die Schatten aufpassen?
„Ist es Pitch? Hat er was angestellt?"
Schlagartig blieb Sandy stehen, sah ungläubig und fragend zu mir.
„Er ist der Besuch gewesen, von dem ich dir gerade erzählen wollte. Er hat uns abgefangen - mich und Shadow - und wollte sie zurück haben...er sah fürchterlich aus...was hat er angestellt?"
Schon wieder antwortete mir Sandy nicht, sondern überlegte angestrengt.
„Eigentlich müsste sie auf der Lichtung sein oder wenigstens da in der Nähe. Soll ich sie holen?"
Er nickte und ich zog meine schwarze Stoffjacke wieder an, schob mein Handy ein und nickte ihm zu.
„Dann treffen wir uns dort. Ich beeil mich, aber ich bin kein Hochleistungssportler", fügte ich noch an, dann hastete ich die Treppe hinunter und aus der Haustür raus.
Der Wind war frisch und einige der Straßenlaternen flackerten immer wieder, jagten mir eine Gänsehaut ein.
Ich hielt unterm Laufen Ausschau nach Sandy, entdeckte ihn über meinem Haus, wo er gerade ein gewaltiges Propellerflugzeug entstehen ließ.
Langsam bekam ich Seitenstechen, rannte aber keuchend weiter. Bisher hatte ich den immerfröhlichen Sanderson noch nie so besorgt erlebt wie im Moment.
Was auch immer vorgefallen war, es war was Ernstes...
Ich erreichte den Wildpfad, nicht weit hinter mir der goldene Schein und über uns der bleiche Mond, welcher die Felsbrocken auf der Lichtung in gespenstisches Licht tauchte.
„Shadow?"
Ein schnauben zu meiner Rechten, doch der Alptraum der erschien, war nicht meine Shadow.
Scheiße!
Ich wandte mich um und wollte wieder zurück laufen, Sandy auf mich aufmerksam machen, doch im nächsten Moment verschwand der Boden unter meinen Füßen einfach und die Finsternis verschluckte mich.

Die Hüter des Lichts - Shadow and LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt