Kapitel 27

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Ich saß an der Kante der eingestürzten Brücke und sah hinunter in die bodenlose Unendlichkeit.
Pitch stand schräg hinter mir, ich konnte seine Blicke spüren.
„Haben wir deine Frage zufriedenstellend Beantwortet?"
Schweigen.
Er wird Zeit brauchen um das zu verarbeiten, er hat eher mit einer Antwort gerechnet, die sich mehr auf Ängste bezieht. Freundschaft ist nichts, was er von mir erwartet hatte...
Im selben Moment als ich mich umdrehte verschwand Pitch im Schatten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
„Wird er wiederkommen?"
Vermutlich...
Ich nickte und stand auf, wandte der zerstörten Brücke ebenfalls den Rücken zu.
„Dann gehen wir mal weiter, irgendwo wird man hier schon etwas sehr interessantes finden", meinte ich und stapfte los, Shadow folgte mir.
Du hattest keine Angst, als du dort hingst...
Keine Frage, eine Feststellung.
„Ich wusste, dass entweder du oder er mir geholfen hätte", antwortete ich und sie legte den Kopf schief.
Warum er?
„Ich weiß es nicht, aber wenn er mir was antun, mich foltern, verletzten oder töten wollte, dann hätte er es schon längst machen können", gab ich zu bedenken und fuhr mir durch die Haare.
Außerdem hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass er mir nichts tun würde.
Wir setzten unseren Weg fort und ich sah mich immer wieder um, fand viele der Türen verschlossen vor.
„Glaubst du, dass die Türen auch mal auf sind?"
Ich befürchte nicht. Er ist eben sehr eigen...
Mir kamen seine letzten Worte wieder in den Sinn und ich seufzte.
„Eine Idee was er mit den Hütern vor hat?"
Er will sich Rächen, für seine Niederlage. Sein Zorn macht ihn unberechenbar, weiß er sich nicht gut zurück zu halten.
„Was machst du eigentlich hier unten?"
Ich hätte mir schon früher auffallen müssen, aber erst jetzt realisierte ich, dass es eigentlich nicht normal war, dass sie sich hier aufhielt. Immerhin hatte sie sich am Anfang sogar gegen Pitch gestellt.
Sie wich nervös meinen Blick aus, wollte das Thema wechseln, doch ich gab nicht nach.
Nun gut...er war an diesem Tag noch in deinem Zimmer, hat gedacht ich hätte ihn nicht gesehen. Ich folgte ihm, wollte ihn zur Rede stellen und dann waren wir auch schon hier unten. Er hat mir eigentlich versprochen dich in Ruhe zu lassen, wenn ich mich füge, einreihe. Anscheinend hat er sein Wort nicht gehalten...
„Damit hättest du aber rechnen müssen", seufzte ich und sie schnaubte.
Vielleicht habe ich damit gerechnet.
„Sähe dir ähnlich", grinste ich, öffnete die nächste Tür.
Vor mir erstreckte sich ein gewaltiges Badezimmer, natürlich mit schwarzen Fliesen ausgebaut.
„Perfekt!"
Ich warte dann vor der Tür...
Während ich mich vom Druck auf meiner Blase verabschiedete, versuchte ich darüber nachzudenken, wie ich jetzt weitermachen sollte.
Ich hatte nicht vor, Ewig hier zu bleiben, aber weg konnte ich auch nicht so einfach. Wenn ich doch nur eine Nachricht an Sandy oder die anderen Hüter schicken könnte...
Als ich zu Shadow zurück kehrte, legte die Stute den Kopf schief.
„Sag mal, könntest du nicht eine Nachricht überbringen?"
Wenn ich könnte, hätte ich schon längst. Ich bin hier genauso eingesperrt wie du, brummte sie und ich hob die Hände.
„Ist schon gut, ich hätte nur gemeint..."
Tut mir leid, seufzte sie und rieb ihren Kopf an mir.
Ich lachte leise und erwiderte die Streicheleinheit, nahm sie dann fest in den Arm.
Wir werden schon einen Weg hier raus finden...
„Und bis dahin werden wir diesen Ort hier ziemlich auf den Kopf stellen."

Die Hüter des Lichts - Shadow and LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt