Sandy saß mit den restlichen Hütern in einem provisorischen Wohnzimmer der Werkstatt, nur Nord fehlte.
Jack Frost war schon wieder einigermaßen bei Kräften, hielt sich jedoch weiterhin dicht an Toothianas Seite - immerhin hatten die beiden jetzt offiziell zugegeben, dass sie ineinander verliebt waren.
Der Hase wirkte noch immer etwas zerrupft, aber sein Bau hatte keine Schäden davon gezogen, war das ja auch nur ein Ablenkungsmanöver gewesen um nicht alle in der Werkstatt zu haben.
Die Werkstatt...
Inzwischen war das ganze Ausmaß der Zerstörung bekannt. Nebst Galerie und Globus waren auch der Schlitten und die Ställe zerstört, eines der Rentiere war von den Trümmern erschlagen worden. Unter den Yetis gab es ebenfalls vier Todesopfer, von den Elfen sogar noch sehr viel mehr, knapp zwanzig der kleinen Kerle waren erschlagen worden.
Das alles war noch schlimmer wie Pitchs erster Angriff vor acht Jahren - damals war bis auf ihn, Sanderson, niemand sonst zu Schaden gekommen. Aber der Wunsch nach Rache, geballt mit der Wut der Enttäuschung konnte selbst den schwarzen Mann unberechenbar und ungewohnt grausam machen.
Er war davor schon nicht zimperlich gewesen, doch nun war es ihm völlig egal wer den Kopf hinhielt und wer nicht. Es war nicht mehr nur sein Ziel wahrgenommen zu werden, sondern einfach so viele zu bestrafen, wie nur grad möglich waren.
Andreja...
Sie mussten sie finden, bevor Pitch ihr etwas antat. Immerhin wusste er davon, dass sie Freunde waren.
Also war er derjenige, der das Schweigen beendete - nun ja, es immerhin versuchte...
„Wir können jetzt nicht hier weg Sandy", seufzte der Hase und stütze den Kopf in die Vorderpfoten, ließ die Ohren hängen.
„Glaub mir, ich möchte Dreja auch helfen, aber wir wissen nicht, was Pitch als nächstes vor hat. Er könnte überall angreifen und wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammen bleiben."
„Außerdem müssen wir uns um Nord kümmern", fügte die Zahnfee an, ihre Flügel schwiegen im Gegensatz zu sonst.
„Findet ihr es eigentlich nicht auch merkwürdig, dass er bisher die Kinder in Ruhe gelassen hat? Ich meine, woher kommt seine Kraft?"
Darauf wusste keiner eine Antwort.
Jack runzelte über seine eigenen Worte die Stirn und nahm Tooth in den Arm.
„Es kann ja nicht allein sein Gedanke an Rache sein, der ihn so stark macht. Oder merken wir nur einfach nicht, dass er Angst verbreitet?"
„Sandy hat recht. Die neuen Alpträume sind viel zu stark um nicht auf zu fallen", brummte der Hase und kratzte sich.
Plötzlich hatte Sanderson eine Idee, eher einen beunruhigenden Gedanken.
Was, wenn Pitch sich nicht auf Kinder konzentrierte die glaubten, sonder auf jene, die bereits zu alt waren und den Glauben verloren hatten?
„Die Angst von Jugendlichen ist zwar seltener, aber ausgeprägter, da könntest du Recht haben", meinte Jack und lehnte sich auf der Couch zurück.
„Das würde außerdem erklären, weshalb die Pferde stärker sind als zuvor. Die Angst eines jungen Erwachsenen lässt sich nicht so leicht zerstören, sie kommt immer wieder oder bleibt ein ganzes Leben lang..."
„Wir sind also gegen diese Art der Alpträume nicht gewappnet", fügte der Hase an und sie tauschten nervöse Blicke aus, es war dann aber Sandy der dem Hasen zustimmen musste.
Doch was das bedeuten könnte, wusste er nicht.
Ihm ging es erst einmal um Andreja, immer wieder kehrten seine Gedanken zu ihr zurück. Hätte er doch nur besser aufgepasst!
Plötzlich schlug hinten im Gang eine Tür zu und schlurfende Schritte näherten sich.
Ausnahmslos jeder richtete seinen Blick zum Eingang des improvisierten Wohnzimmers, wo der letzte der Hüter erschien, noch immer niedergeschlagen, aber das alte Funkeln war in seine Augen zurück gekehrt.
„Wie geht es dir, Keule?"
Der Hase hatte die Ohren gespitzt und wartete auf eine Antwort seines Gegenübers, während Sanderson nervös den leeren Eierpunschbecher in den Händen drehte.
„Wie mir gehen?", wiederholte Nord gefährlich leise und sein Gesicht verfinsterte sich.
„Ich will Gerechtigkeit! Pitch ist zu weit gegangen....und nun schnappen wir ihn uns", knurrte der Hüne, nahm seine beiden Schwerter vom Tisch und nicht nur er begann in Vorfreude eines Kampfes zu lächeln.
„Ja, wir befreien Andreja", grinste Hase und Sanderson nickte grimmig.
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Die Hüter des Lichts - Shadow and Light
FanfictionSchatten ist das Gegenteil von Licht - jedenfalls sagen das die Meisten. Ich gehöre jedoch nicht zu denen. In einer längst vergangenen Nacht habe ich gelernt, dass nicht alles was Schlecht scheint, auch schlecht sein muss, dass was als Böse bezeich...