Langsam löste er sich aus seiner Starre und Schritt vorwärts, blendete die Hüter vollständig aus.
„So sieht man sich also einmal wieder, Pitch Black", meinte Mephisto leise und trat ein paar Schritte zur Seite.
„Wundert mich nicht, dass du mich nicht vergessen hast. Immerhin hast du mein Geschenk behalten", entgegnete er ruhig und unbewusst griff der Magier zu der Narbe in seinem Gesicht, den Blick vor Zorn verdunkelt.
„Diesmal wird mir der Fehler nicht mehr passieren", zischte er und griff nach seinem Breitschwert, zog die Klinge aus der Scheide.
Pitch tat es ihm gleich, verzichtete vorerst auf die gewaltige Sense.
„Mir ebenfalls nicht", schloss er sich an und Mephisto lächelte leicht, dann warf er einen kurzen Blick auf die Leiche Andrejas.
„Eigentlich war es Schade um sie", seufzte er, doch Pitch Black hatte nicht vor darauf einzugehen.
Mit einem wilden Knurren hob er die Klinge und schmetterte sie auf die des Magiers. Funken stoben auf, als das Metall abprallte, starke Vibrationen in die Luft schickte.
Mephisto erwiderte den Angriff mit einem Hieb, der auf den Hals seines Gegners zielte, doch dieser hob im richtigen Augenblick sein Schwert, lenkte die Waffe zur Seite ab und nutzte gleichzeitig den Schwung um sein eigenes Schwert auf die Mitte des Magiers zu richten.
Zischend parierte er.
Kurzzeitig wichen die beiden Kontrahenten voreinander zurück, schätzten die Stärke des andern ein, bevor sie sich erneut einem Schlagabtausch widmeten.
Ein Hieb zur Schulter, erfolgreich abgeblockt, Gegenangriff auf den Schwertarm, mit einer eleganten Drehung umgangen, gleichzeitig war die Klinge vorgestoßen.
Schwarzes Blut pulsierte aus dem tiefen Schnitt an Mephistos Arm, welcher wütend aufbrüllte.
Den kurzen Augenblick nutze Pitch um das Schwert wieder richtig in die Hand zu nehmen, noch einmal tief durch zu atmen.
„Du scheinst nichts verlernt zu haben, Schattenmann", knurrte Mephisto und schlug erneut nach seinem Kopf.
„Warum hast du dann dennoch immer gegen die Hüter verloren?"
„Weil ich mir keine Mühe gegeben habe", gab er zu und blockte den Angriff, stieß den Krieger von sich weg.
„Das erklärt natürlich einiges", keuchte dieser, lockerte kurz die Schultern, bevor er erneut vor stieß.
Erneut hielt Pitchs Klinge seine auf, doch diesmal verhakten sie sich ineinander und die beiden Männer standen sich dicht gegenüber.
Gold-silberne Augen trafen auf orangene, beide gezeichnet von abgrundtiefem Hass auf den jeweils anderen.
„Ich muss gestehen, ich wollte von Anfang an meine Rache an dir, aber nachdem die Hüter dich so häufig bloß stellten, schienen sie mir die würdigeren Gegner. Wie ich sehe, habe ich mich dabei getäuscht", meinte der Magier und Pitch lachte kalt auf.
„Beurteile niemals jemanden nach dem was er tut, sondern nach dem, was er nicht tut."
Verwirrt zog Mephisto eine Augenbraue hoch, befreite gleichzeitig seine Klinge.
„Werden wir jetzt etwa poetisch?"
Statt einer Antwort musste er sich mit gezielten Angriffen auf seine goldene Mitte auseinander setzten.
Schlag auf Schlag, Funken, Klirren und angestrengtes Atmen.
Langsam wurde der Ledergriff des Schwertes rutschig in seinen Händen, doch erging es Mephisto nicht besser.
Der Krieger glänzte vor Schweiß und dem Blut, welches noch immer aus seinem Arm lief. So schlimm ging es Pitch nicht, aber auch ihm setzte die Anstrengung zu.
Allzu viel länger würde er die Klinge nicht mehr halten können...
Erneut vibrierte die Luft als Metall auf Metall traf und die Wucht des Schlages riss beiden Männern die Waffen aus den Händen.
Pitch zögerte keine Sekunde und rammte seinem Gegenüber den Ellenbogen in den Magen, woraufhin sich dieser schmerzhaft zusammen krümmte.
Als er sich jedoch nach seinem Schwert bücken wollte, bemerkte unter plötzlich aufwallendem Schwindel die lederumwickelte Faust die auf seinen Schädel zielte.
Der erwartete Aufprall blieb jedoch aus.
Das Ende einer goldenen Traumsandpeitsche hatte sich um das Handgelenk gewunden und hielt es an Ort und Stelle, sehr zum Missfallen von Mephisto, welcher in die Richtung des kleinen Hüters knurrte.
Pitch jedoch hatte Sanderson noch nie so...zornig erlebt wie in diesem Moment.
Jedoch dachte er nicht lange darüber nach, sondern packte sein Schwert und ging etwas aus der Reichweite des Magiers, welcher sich wie aufs Stichwort in diesem Moment aus der Peitsche befreite.
Sein kalter Blick wanderte zwischen den beiden hin und her.
Dann begann er zu lachen, breitete die Arme aus. Flammen schlugen aus dem Boden, verzerrten seine Gestalt, zogen ihn in die Länge. Aus den Armen wurden Flügel, aus Haut und Haaren Schuppen in tiefem schwarz.
Der entstandene Lindwurm brüllte auf, das Feuer glomm bereits in seinem Rachen.
„Weg da!", rief er Sanderson zu, sprintete jedoch gleichzeitig los und zog den kleinen Mann aus dem Weg.
Nur Sekunden später stand dort das Gras in lodernden Flammen.
Überraschung stand im Blick des kleinen Hüters, als Pitch ihn wieder los ließ und sich Mephisto zuwandte.
Sein Schwert warf er dabei zur Seite, griff nach der Waffe, die ihm am liebsten war.
Wütend brüllte Mephisto auf, als er die gewaltige Sense in der Hand Pitch Blacks erblickte, ebenso wie die anderen Hüter, die sich langsam wieder fingen.
Für ihn schien der Angriff die beste Verteidigung.
Pitch warf sich zur Seite, als die Flammen nach ihm leckten, rollte sich geschickt ab und schwang die Sense.
Der Lindwurm sah die Attacke kommen und fing die lange gebogene Klinge mit seinem Maul ab, versuchte sie dem Alptraumkönig aus den Händen zu reißen.
„Schluck doch lieber die!", rief der Hase und im nächsten Moment explodierten zwei seiner Eierbomben direkt neben dem Kopf des Ungetüms, welches geblendet die Augen schloss und reflexartig das Maul aufriss.
Wütend fauchend schlug er mit dem Ende seines kräftigen Körpers nach dem Hasen, doch schon stand Nicholas St. Nord an der Seite des Karnickels und hämmerte seine Säbel zwischen den Schuppen in die Haut.
Kreischend warf Mephisto den Kopf zurück, wollte nach den beiden schnappen, als ihm die Peitsche ins Gesicht schlug, einen blutigen Striemen hinterließ.
Er wusste, dass er sich auf einen Konzentrieren musste und derjenige, der ihm jetzt im Moment am wichtigsten war, stand direkt vor ihm.
Brüllend befreite er seinen Körper von Nords Klingen, schlug ihn und den Hasen aus dem Weg. Er ließ sich wie eine Schlange zu Boden sinken und schoss auf sein Opfer zu, auf denjenigen, gegen den er schon einmal eine Schlacht verloren hatte.
Und was das damals für eine Schlacht gewesen war.
Der Schattenmann blieb stehen, hielt die Waffe fest in seinen Händen und wartete, wartete auf den richtigen Augenblick.
Sanderson wollte an seine Seite eilen, doch eines der letzten anwesenden Alptraumpferde versperrte ihm den Weg.
Das war nicht seine Fehde.
Die gespaltene Zunge schnellte hervor.
Pitch hielt die Sense dicht am Boden und machte sich bereit.
Die Luft zitterte unter dem Gebrüll, als sich das gewaltige Maul öffnete und auf den Alptraumkönig niederschlug.
Dieser jedoch rollte sich nach vorne ab, schwang die Klinge kreisförmig in die Höhe noch bevor er selbst wieder festen Stand auf den Füßen hatte.
Als er wieder fest stand, lag die Sense so in seiner Hand, dass er den Griff hinter der Schulter hatte, die Klinge nach unten deutete.
Schwarzes Blut floss an ihr herunter.
Mit einem gewaltigen Krachen fiel der Körper des Lindwurmes hinunter auf den Boden, tränkte die Erde mit dem dunklen Lebenssaft.
Langsam wandte Pitch sich um und ignorierte dabei das Blut, welches ihm im Gesicht klebte. Er hatte nur Augen für den Kopf der Bestie, der fein säuberlich vom Nacken getrennt auf dem Untergrund lag.
Das Maul war noch immer geöffnet, die gespaltene Zunge hing zwischen den Zähnen heraus. Die goldenen Augen waren erloschen, Spritzer des eigenen Blutes hatten sich auf ihnen gesammelt.
„Wer hat jetzt seine Rache?", zischte er dem toten Ungetüm zu, dann wandte er sich von dem Kadaver ab und stand den Hütern gegenüber.
Sie schwiegen alle, nur Sanderson neigte anerkennend den Kopf und Pitch erwiderte diese Geste mit dem gleichen Respekt.
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Die Hüter des Lichts - Shadow and Light
FanfictionSchatten ist das Gegenteil von Licht - jedenfalls sagen das die Meisten. Ich gehöre jedoch nicht zu denen. In einer längst vergangenen Nacht habe ich gelernt, dass nicht alles was Schlecht scheint, auch schlecht sein muss, dass was als Böse bezeich...