Er saß in seinem Arbeitszimmer und starte auf die Pläne, die auf seiner Tischplatte lagen. Es waren seine Pläne gewesen, wie er die Hüter vernichten könnte, aber nun bereitete es ihm keine Freude mehr darüber nachzudenken.
Er hatte schon wieder einmal verloren, als hätte das Schicksal sich gegen ihn verschworen.
Nicht nur, dass er in seinem eigentlich finalen Angriff besiegt worden war, nein, es war den Hütern sogar gelungen Andreja vor ihm zu verstecken.
Aber ob sie sich mit dem Tod des Alptraumpferdes so beliebt gemacht hatten?
Es war für ihn ein Rätsel, weshalb die Hüter sich dazu entschlossen hatten sie zu beseitigen, aber dass sie nicht länger existent war, spürte er.
Er verschränkte die Arme und hob seinen Blick von den nutzlosen Papierfetzten, ließ ihn an die Decke wandern.
Kurzzeitig blieb er an dem hängen, was noch in seinem Arbeitszimmer stand und er erinnerte sich kurz daran, wie Dreja ihn gefragt hatte, ob sie es mal ausprobieren dürfte oder ob sie ihn damit mal sehen könnte.
Sie hatte tatsächlich ein Talent was ihren Hundeblick anging, aber er hatte sich gerade noch zusammen reißen können.
Gerade noch...
Was war nur los mit ihm?
Warum wanderten seine Gedanken immer wieder zu ihr?
Warum fühlte er sich so unwohl, jetzt, da er wieder allein in seinem Reich war?
Weshalb wollte er hören, wie sie sprach, etwas erzählte oder ihn vielleicht sogar im Streit anschrie?
Was war nur los mit ihm?
Seufzend stand er auf und verließ sein Arbeitszimmer.
In dem gewaltigen Höhlenkomplex lehnte er sich an eine der Brüstungen und sah hinauf zu den Käfigen, fand genau den einen in welchem er sie eingesperrt hatte.
Vielleicht sollte er doch wieder ein paar Zahnfeen entführen. Dann wäre es immerhin nicht mehr ganz so still hier unten...
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als es an der Decke krachte, nicht weit von ihm entfernt.
An dem verschlossenen Eingang in sein Reich.
Misstrauisch zog er sich in die Schatten zurück, beobachtete erst einmal.
Der Lärm nahm immer weiter zu und plötzlich brach die Versiegelung auf und eine kleine goldene Gestalt schwebte etwas unsanft herein.
Was zur Hölle wollte dieser verdammte Hüter hier unten?
Und wo war der Rest von ihnen?
Er konnte die Unsicherheit des kleinen Hüters spüren, aber dennoch tastete sich dieser immer weiter vor.
Er musste doch wissen, dass er ihn schon längst bemerkt hatte...
Umso besser für ihn, wenn er es nicht tat.
Er griff nach seiner Sense, näherte sich von hinten. Jedoch hatte er sich zu früh gefreut.
Bevor das schwarze Metall seinen Kontrahenten treffen konnte, wandte dieser sich um und fing die Waffe mit seinen Traumsandpeitschen auf.
„Es war töricht von dir, mich in meinem Reich aufzusuchen", grinste Pitch und befreite seine Waffe, schlug erneut zu.
Sanderson parierte, wurde jedoch immer weiter zurück gedrängt. Es war sehr schnell offensichtlich, dass er nicht darauf aus war, den König der Alpträume anzugreifen. Der Sandmann hielt sich nur die Angriffe vom Leib.
„Was ist los? Keine Lust dich zu wehren?"
So einfach hatte er es sich nicht vorgestellt ihn los zu werden. Da konnte doch etwas nicht stimmen.
Noch dazu seine Antwort...
„Du willst mich um Hilfe bitten?"
Er begann zu lachen, kalt aber aus vollem Hals.
„Warum sollte ich dir helfen? Ich bin dein größter Feind und es gibt nichts, was ich lieber sehen würde als dich geschlagen am Boden", knurrte er und hieb erneut auf den kleinen Kerl ein.
„Lass die Frau aus der Sache raus", zischte er und Sanderson lächelte leicht.
Ahnte er etwas von dem Chaos in ihm?
„Sie war einfach nur ein Mittel zum Zweck", fügte er noch an, aber der Sandmann verdrehte einfach nur die Augen.
War er jetzt im Lügen schon so schlecht geworden?
Was er jedoch jetzt zu hören bekam, brachte ihn dazu, die Sense zu senken.
Es gab einen anderen der sich anschickte die Hüter vernichten zu wollen? Jemand, der ihn und den Rest schon länger beobachtet hatte und der seine Strategie übernommen hatte?
Jemand der Andreja entführt hatte?
„Da lässt man schon einmal eine Geisel einfach so in eure Obhut zurück kehren und nach nicht einmal einem Tag wird sie gleich wieder entführt? Was für Hüter seid ihr eigentlich?"
Er sah Sandersons Gesichtsausdruck an, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte.
„Sie ist euer Problem, weshalb sollte ich euch also dabei helfen, sie zu retten?"
Daraufhin blieb der kleine Wicht still, hielt ihn nicht davon ab, als er sich umwandte.
„Jetzt geh, verschwinde von hier wenn dir deine Existenz lieb ist", knurrte Pitch und wusste selbst einmal nicht genau, warum er ihn gehen ließ.
Noch dazu, da er ihm anbot, jederzeit nachkommen zu können. Rauf nach Burgess, in die große Parkanlage.
Als ob er das jemals machen würde...
Schnaubend verschwand er im Schatten, doch seine Gedanken begannen sofort um das zu Kreisen, was er soeben erfahren hatte.
Ein unbekannter Gegner, der nicht einmal in den Büchern der alten Bibliothek verzeichnet war? So etwas hatte es noch nie gegeben und er musste es ja wissen. Einige der Bücher aus der alten Bibliothek hatte er ja abgeschrieben und seiner eigenen zugefügt.
Noch dazu besaß dieser „Bösewicht" einen Lindwurm und die Fähigkeit Feuer zu beherrschen.
Und er hatte Andreja.
Diesmal würde ihre Zeit der Entführung nicht so glimpflich verlaufen wie bei ihm. Vielleicht würde der Lindwurm sie sogar töten und fressen...
Er verzog angewidert das Gesicht, ballte jedoch gleichzeitig wütend die Fäuste.
Er konnte nicht mit seinen Erzfeinden zusammen arbeiten, egal wer jetzt noch mitmischen wollte. Egal um wen es ging.
Wie von selbst hatten seine Schritte ihn in sein Arbeitszimmer gebracht und sein Blick fiel auf das alte Relikt.
Vielleicht aber konnte er über seinen Schatten springen, nur für ein einziges Mal...
Nein, das war eher unwahrscheinlich.
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Die Hüter des Lichts - Shadow and Light
FanfictionSchatten ist das Gegenteil von Licht - jedenfalls sagen das die Meisten. Ich gehöre jedoch nicht zu denen. In einer längst vergangenen Nacht habe ich gelernt, dass nicht alles was Schlecht scheint, auch schlecht sein muss, dass was als Böse bezeich...