Teil3

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Unten in der Lounge gab es ein wirklich unglaubliches Frühstück. Der Rasta-Typ mit dem Bärtchen schien nach der durchgemachten Nacht mit Gitarre kein bisschen müde und versorgte die Gäste mit frischen Waffeln, die er hinter der Bar an zwei riesigen Waffeleisen zubereitete. Zwischendurch ging er immer mit der Kaffeekanne herum und goss jedem nach, der seine Tasse hochhielt. Alec hätte es auch beim Kaffee allein belassen, aber der Typ brachte einen Stapel Waffeln vorbei und zwinkerte ihm neckisch zu.

„Ist gut für dich", fand er. Tatsächlich schmeckten sie hervorragend.

„Bist du hier auch der Bäcker?", fragte Alec den Rasta.

„Ich bin Jon, ich mache hier im Sommer alles und im Winter nichts."

„Und die Frau an der Bar?" Alec war neugierig. Freyja hatte nicht wirklich etwas über sich erzählt und eigentlich nur ihn ausgefragt.

„Freyja?"

„Ja genau die. Ist sie deine Schwester?" Die Frage schien ihm irgendwie logisch, denn offenbar war hier fast jeder mit jedem irgendwie verwandt.

Jon grinste. „Es ist nicht so, dass du hier die Erlaubnis der Sippe brauchst, wenn du mit 'ner Frau anbandelst", begann er.

„Wie kommst du darauf, dass ich ..."

„Ach komm, ich habe dich mit ihr gesehen. Und nein, sie ist nicht meine Schwester. Sie ist 'ne Cousine von meinem Freund. Versuch dein Glück, wenn du willst."

„Ich wollte eigentlich nur wissen, ob sie jeden Abend hier ist."

Jon grinste. „Nur wenn sie Lust hat."

„0h."

„Keine Bange, sie kommt bestimmt, wenn du hier bist. Was machst du heute?"

„Ich gehe zum Hafen und erkunde die Stadt."

„Cool. Spielst du 'n Instrument?"

„Ein bisschen Klavier, wieso?"

„Das ist gut. Sie steht auf Musiker."

„Okay, danke für den Tipp."

„Dann bis später. Nimm dir Kekse mit."

Alec nickte und tat genau das.

Kurz darauf war er auf dem Weg zum Hafen. Wieso hatte er sich überhaupt nach Freyja erkundigt? Er hatte eine Freundin in London und es wäre wohl kaum sein Ernst, das alles aufs Spiel zu setzten für eine völlig unbekannte und seltsame Frau. Er hatte versucht, etwas mehr über sie zu erfahren, weil sie sich mit diesem unsichtbaren Volk auszukennen schien. Nicht, weil er irgendwas Anderes von ihr wollte. Sie hatten geflirtet, nachdem sie ihm Tequilas angedreht hatte, das wars. Er nahm sich vor, nicht mehr daran zu denken.

Stattdessen schlenderte er jetzt durch die Gassen der Stadt und nahm nicht den direkten Weg, neugierig, was es in den Nebenstraßen zu sehen gab. Er kam an einem Schwimmbad vorbei, an einer Schule und an zahlreichen Graffitis. Er machte ein paar Aufnahmen davon und als er schließlich am Hafen ankam, bemerkte er sofort die vielen kleinen Kioske, die den Touristen Abenteuerausflüge zu Walen oder Papageientauchern versprachen. Es gab auch ein Café und ein Restaurant. Er fotografierte die zahlreichen bunten Boote und das große Seerettungsboot.

Danach schlug er den Rückweg ein, der ihn am modernen Konzerthaus und an einer Statue von Ingolfur Arnason auf einem kleinen Hügel vorbei führte. Schon wieder so ein abenteuerlustiger Wikinger. Alec konnte nicht anders und machte ein Selfie mit Ingolfur. Sodann zog er weiter und kam zum Rathaus von Reykjavik.

Es lag an einem großen Teich, wo die Leute unzälige Schwäne und Enten fütterten. Er teilte seine Kekse mit ihnen und beschloss dann, sich im Rathaus umzusehen. Das Gebäude war sehr modern und im Eingangsbereich war direkt ein kleines Café. Offensichtlich war es den Isländern wichtig, dass man überall seinen Kaffee bekam. Alec ging weiter und kam in einen Saal mit einem riesigen Modell der Insel. Neugierig schaute er sich die Dimensionen der Insel auf diesem Relief an. Dann ging er weiter und fand eine Fotoausstellung mit dem Titel „Isländer". Die machte ihn natürlich neugierig. Gemeint waren die Menschen und nicht die Pullover, auch wenn viele der abgebildeten Isländer eben solch einen trugen.

Island SagaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt