Teil10

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Das Essen zog sich ausgiebig in die Länge. Es gab einfach viel zu viel was Alec unbedingt probieren sollte und er konnte sich beim besten Willen nicht entscheiden, was denn nun das Beste gewesen war. Freyja schien ihre wahre Freude daran zu haben, ihn mit immer weiteren Leckereien zu überraschen. Er musste natürlich das Lavabrot kosten, das die Isländer in Erdlöchern zubereiteten, da wo die Erdwärme oder die Restwärme noch nicht erkalteter Lava dafür ausreichten. Und es gab hausgemachten Skyr mit Blaubeeren. Hin und wieder schaute Alec ihr in die Augen und versuchte einen Namen für sie zu finden, der wirklich zu ihr passte, aber es fiel ihm keiner ein. Honey? Love? Babe? Keiner von denen. Zu niedlich, zu melodramatisch, zu machohaft. Sie bemerkte seine Blicke und lächelte zuweilen, als ob sie wüsste, was ihn beschäftigte.

Auf dem Rückweg kamen sie am Hafen vorbei, wo er anhielt und einige Fotos von alten und neuen Fischerboten machte, die sich im Wasser spiegelten. Sie balancierte ein wenig auf der Hafenmauer und schaute ihm zu, wie er seiner Arbeit nachging. Er machte das nicht einfach so, er war mit Begeisterung dabei und sicherlich auch mit Talent dafür. Freyjas Job in der Bar vom Keks war dagegen ein reiner Zeitvertreib, der ihr nötiges Geld einbrachte und Jon unterstütze. Ihr eigentliches Talent war nicht wirklich von der Art, dass es dazu einen passenden Job gab. Hin und wieder fragte sie jemand um Rat, sei es in Liebesdingen oder in einer Jobkrise oder wenn es um die Anwesenheit des unsichtbaren Volkes ging. Aber sie nahm in der Regel kein Geld dafür, auch wenn sie es gut gebrauchen konnte. Was die Ratsuchenden ihr stattdessen daließen, waren unterschiedlichste Dinge wie selbstgebackene Kekse, ein Lammfell oder eine Segenswunsch. Daran hatte sich seit je her bei den Frauen in ihrer Familie, wenn sie die Gabe hatten, nichts geändert.

Was war das wohl für eine Familie, aus der Alec eigentlich kam? Fischer oder Farmer? Ihr war schon aufgefallen, dass er, was seine zweite Familie anging, sozusagen aus gutem Hause kam. Seine englischen Eltern mussten viel Geld gehabt haben und er war bestimmt auf einer richtig teuren Schule und noch teureren Uni gewesen. Das konnte sie hören, so wie er redete und wie er sich gab. Natürlich spielte das keine Rolle für sie, aber sie machte sich so ihre Gedanken über ihn und was für ein Leben er hatte, bevor er nach Island kam, um es komplett umzukrempeln. Sie schaute zu, wie er lachend ein paar Möwen auf einem Pfahl fotografierte und fragte sich, wie er wohl zu Kindern wäre.

„Was ist, gehen wir zurück?", fragte er schließlich und kam auf sie zu.

Sie nickte und ging ihm freudig entgegen, um sich bei ihm einzuhaken. Natürlich wollte sie auch zurück. Und wie.

Kaum hatten sie die Zimmertür hinter sich geschlossen, da war ihr klar, dass sie eigentlich nur das eine jetzt von ihm wollte. Freyja wartete gerade noch ab, bis er die Kameratasche abstellte, dann fiel sie ihm um den Hals, küsste ihn stürmisch und leidenschaftlich und versuchte, ihn gleichzeitig in Richtung Bett zu manövrieren. Er stieg voll darauf ein, auch wenn ihn ihr Tempo ein wenig zu überraschen schien.

„Hey, hey... du Wirbelwind ...", versuchte er zwischen Küssen zu sagen, „pass auf..."

Freyja dachte nicht daran, sich zu bremsen und Alec hielt sich nun auch nicht mehr zurück. Sie unterbrachen ihre Küsse nur, um seinen Pullover über den Kopf zu ziehen und dann das Gleiche mit ihrem zu tun. Dann zog sie ihn auch schon auf das Bett, das ein verdächtiges Knarzen hören ließ. Sie kicherte.

„Sind die Wände in euren Häusern dick?", wollte er wissen.

„Was soll's", gab sie zurück und drehte sich auf ihn, um seine Brust mit Küssen zu bedecken. Er fasste in ihr langes Haar und schloss die Augen, weil ihn die Vorstellung, nichts zu sehen, noch mehr erregte. Was hatte sie vor? Plötzlich hörte sie auf und stieg von ihm herunter.

„Zieh dich aus, ich bin in einer Minute wieder da", ordnete sie an, „mach die Augen wieder zu."

Alec konnte es kaum erwarten. Er streifte sich im Nu die restlichen Kleider vom Leib und erwartete sie, als sie aus dem Bad kam. Da war wieder der Duft von Sommerblumen und dann war sie auch schon da, ließ ihn hinten über auf den Rücken sinken und stieg über ihn. Zuerst hielt er sich an ihre Anweisung und ließ die Augen geschlossen, während er nur ahnen konnte, wo sie ihn als nächstes küssen würde oder wo sie ihre Hände streifen ließ. Ihre Schenkel pressten sich an seine. Dann hielt er es nicht mehr aus, packte ihr Gesicht in beiden Händen und führte ihren Mund zu seinem.

„Du machst mich wahnsinnig", flüsterte er.

„Ich weiß...", hauchte sie, mit tieferer Stimme als sonst „und jetzt ... mache ich dich ... noch wahnsinniger."

Sie küsste ihn, dann hielt sie ihm mit einer Hand die Augen zu, mit der anderen umfasste und massierte sie ihm seine fortgeschrittene Erektion, was ihn deutlich erschauern und sich winden ließ. Als er so weit war, hob sie sich auf, beugte sich über ihn vor, dann ließ sie ihn langsam und tief in sich eindringen. Er hielt vor Erwartung den Atem an.

„Gut so?", flüsterte sie an seinem Ohr und machte sich an seinem Hals zu schaffen.

„Wahnsinnig gut", gab er zurück und schob ihre Hand von seinen Augen.

Er suchte sogleich ihren Blick und als er ihn fand, begann sie mit langsamen, wiegenden Bewegungen, die ihren wie seinen Körper wohlig prickeln und schon bald beben ließen. Er war noch immer kaum imstande, überhaupt zu atmen, dann passte er seinen Atem einfach ihren gleichmäßigen Hebungen und Senkungen an. Das schien genau der richtige Trick zu sein, denn sie lächelte äußerst zufrieden und begann damit, den Rhythmus sachte zu beschleunigen. Ihrer beider Atem kam bald nur noch stoßweise und Alec legte die Hände an ihre Hüften, um ihr besseren Halt zu geben. Sie ließ ihr langes Haar immer wieder über seine Brust Streifen, bevor sie sich wieder und wieder küssten. Dann war es bald so weit, dass er sich unter ihr aufbäumte und zum Höhepunkt kam. Ein Stöhnen von ihr verriet, dass es ihr nicht anders ging. Sie warf den Kopf weit in den Nacken und hielt inne, dann ließ sie sich einfach seufzend nach vorn auf seine Brust sinken. Er hob ihr Gesicht und küsste sie, aber diesmal ganz sanft und regelrecht erschöpft. Auch das war bei ihr nicht anders. Sie blieb einfach in seinen Armen und auf ihm liegen und zog noch die Bettdecke über sie beide. Dann lachte sie auf einmal leise.

„Hmmm, was ist so witzig?" fragte er halb verwirrt, halb neugierig.

„Das hier ist unsere erste Nacht in einem Bett", sagte sie.

„Nicht schlecht, für ein erstes Mal", bemerkte er scherzhaft, sodass sie nun beide lachen mussten. „Bilde dir bloß nichts ein!"

„Pfff, Quatsch, ich doch nicht. Ich pass' mich hier nur an."

„Das tust du wirklich."

Sie strahlte jetzt. Egal, was er war, ob Fischer, Farmer, Troll oder Fotograf. Sie passten zueinander und schliefen schließlich müde und glücklich ein.


Im Traum sah Alec den anderen Alec, wie wenn man in einen Spiegel sieht. Der warf ihm wieder das Seil zu und rief irgendetwas, das Alec nicht verstehen konnte. War das Isländisch?

„Was willst du von mir?"

War er das gewesen oder hatte der andere dies gerufen? Freyja war auch da, dicht bei ihm, denn er konnte die Sommerblumen riechen. Und dann hatte er das seltsame Gefühl, dass da noch andere wären. Seltsame, nebelhafte Gestalten, keine Menschen, aber das konnte doch nicht real sein ...





Island SagaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt