„Weißt du, er wird bald zwei Jahre alt und sein Name ist Eythor...Freyjarsson." Asgeir blinzelte nochmal. Der Nachname deutete an, dass es keinen Vater dazu gab. „Schöner Name, passt zu dir und auch zu ihm?", fragte er und war nicht sicher, was er von der Neuigkeit halten sollte. Warum erzählte sie das erst jetzt? Fürchtete sie, er wolle nur sie und nicht auch alles, was zu ihr gehört? War er bisher so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie keine Gelegenheit gefunden hatte? „Ja stimmt," sagte sie, „das passt zu ihm. Er ist wirklich ein kleiner Donner." Sie musste lächeln, denn sie hatte ihren Sohn schon seit Wochen nicht gesehen und wahrscheinlich war er ordentlich gewachsen. „Ist er in Reykjavik? Ich möchte ihn unbedingt kennenlernen." Er schaute sie aufrichtig an und lächelte jetzt auch. „Nein, er ist bei meinen Eltern, im Nordwesten", sagte sie schlicht und schaute neugierig, ob er noch mehr sagen oder wissen wollte.
„Na dann solltest du ihn holen, wir fahren nach dem Fest zurück nach Reykjavik und dann holen wir ihn."
„Bist du sicher? Ich kann nicht in der Bar arbeiten und gleichzeitig ein Kleinkind aufziehen."
„Willst du denn weiter in der Bar arbeiten?", fragte er jetzt etwas überrascht.
„Na, das ist zur Zeit mein Job und ich brauche Geld, auch für Eythor."
„Kannst du nicht was Anderes machen, ganz woanders?"
„Was willst du damit sagen? Die meisten Jobs hier auf der Insel sind in Reykjavik."
„Was ich damit sagen will?" Er zögerte einen Moment, denn das war ihm jetzt zu wichtig, als dass er es vermasseln wollte. Sie schien nicht zu verstehen, was er da angedeutet hatte. Also nahm er ihre Hand und führte sie an seinen Mund, bevor er sprach. „Freyja, ich liebe dich und will mit dir zusammen sein. Und ich glaube, dass du und ich hierher gehören. Zu meiner Familie hier in diesem Nest. Und dann gehört natürlich dein Sohn auch hierher, zu uns, mir und dir. Ich bin bestimmt nicht der ideale Partner, denn ich werde auch unterwegs sein, weil ich Fotos machen will, aber wir kriegen das hin. Du kannst mitkommen oder hier bleiben. Du kannst hier bestimmt einen Job finden. Ich habe ein neues Zuhause auf Island und ich wünsche mir, dass du dazu gehörst. Also, was sagst du?" Er schaute sie erwartungsvoll an. Das war gerade beinahe sowas wie ein Antrag, auf jeden Fall aber war es eine Liebeserklärung.
„Was ich sage?", sie konnte die Freude in ihrer Stimme kaum verbergen, war aber noch immer etwas unsicher, „ich weiß, dass ich dich will, egal wie oder wie lange, weil ich dich liebe. Und wenn das gerade die Frage war, ob ich mit dir zusammen sein will, dann ist meine Antwort ja. Du kannst mich haben, aber nicht allein, nur mit Eythor."
„Ja aber natürlich nehme ich euch beide", rief er jetzt und nahm ihr Gesicht in seine Hände, um sie zu küssen. Hatte sie wirklich daran gezweifelt?
„Komm, wir wollen es deinem Bruder sagen und Vigdis", sagte sie dann, stand plötzlich auf und zog ihn auch nach oben. „Nicht so stürmisch", begann er, doch da war sie schon fort und lief den Hügel hinunter. „Wo bleibst du?", rief sie noch zurück. Er schnappte sich eilig seine Ausrüstung und lief ihr hinterher.
Unten an der Farm war er nur knapp hinter ihr und sie kamen ziemlich atemlos dort an. Sie lachte, weil sie den Wettlauf gewonnen hatte, so wie sie ihn gewonnen hatte. Dann hatte er sie auch schon gepackt, um sie in seine Arme zu ziehen. „Wer ist hier stürmisch?", fragte sie nun und kannte die Antwort. Er lachte nur und ließ sie nicht entkommen. Sie küssten und küssten und kamen schließlich auf die Idee, in den Hot Pot zu gehen. Die Gelegenheit war günstig. Der Pool war nicht groß genug für das, was sie im Hochland getan hatten, und so schmiegten sie sich nur im angenehm heißen Wasser eng aneinander. „Wenn wir hierbleiben, dann brauchen wir auch so eine Quelle", flüsterte er ihr ins Ohr, „nur etwas geräumiger." Sie kicherte und spielte mit seinem Haar. „Du hast einen leichten Sonnenbrand, Sunshine", stellte sie fest. „Auch das noch." Dann schwiegen beide für eine ganze Weile, bis man hörte, dass jemand nachhause kam. Einzelne Schritte, also war es Brynjar. „Ich gehe und sage ihm, was wir beschlossen haben", fand Asgeir und löste sich aus ihrer Umarmung. „Ich komme gleich", sagte sie und schaute ihm lächelnd und zufrieden nach.
Freyja ließ Asgeir diesmal ein wenig Vorsprung, damit er mit Brynjar allein reden konnte und als sie aus dem Hot Pot stieg und sich angezogen hatte, fiel ihr ein, dass sie eine Nachricht von Jon auf dem Handy gehabt hatte. Sie sollte doch zurückrufen. Das hatte sie bisher glatt vergessen. Sie wählte seine Nummer. Bestimmt würde er sich über ihre Neuigkeit riesig freuen.
„Hallo, Freyja? Endlich meldest du dich. Ich muss dir was Wichtiges sagen."
„Hey, Jon. Ich muss dir auch was sagen. Asgeir und ich, wir sind jetzt ein Paar. Er bleibt und will mit mir und Eythor zusammen sein."
„Wer ist Asgeir?"
„Na Alec. Wir haben seine Familie gefunden und das ist sein richtiger Name."
„..."
„Was ist, wieso schweigst du?"
„Freyja, ich glaube, du solltest wissen, dass seine Ex-Freundin hier war. Die sucht ihn. Die will irgendwas. Wahrscheinlich will sie ihn zurück."
„Das kann sie vergessen."
„Bist du sicher?"
„Ja, ganz sicher. Du weißt, dass ich merke, wenn jemand nicht ehrlich ist. Asgeir ist in mich verliebt und ich in ihn. Er ist fertig mit ihr. Sie haben nicht zusammengepasst."
„Das sieht sie wohl anders."
„Und wenn schon. Was kann sie machen? Er hat Schluss gemacht und will nichts mehr von ihr. Er löscht jede Nachricht."
„Ich hoffe, du hast recht."
„Natürlich.... Ich werde ihm sagen, dass sie in Reykjavik ist. Dann kann er ihr klar machen, dass es wirklich aus ist."
„Hältst du das für eine gute Idee?"
„Ja sicher."
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Island Saga
General FictionAlec, ein junger Fotograf aus London, reist nach Island, um dort Fotos zu schießen. Dort angekommen spürt er eine Verbindung mit Orten und Menschen, die er sich nicht rational erklären kann. Doch alles wird noch mysteriöser, als er in einer Ausstell...