Teil17

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Asgeir, Brynjar und Freyja blieben etwas mehr als eine Stunde, bis der Vater der beiden einschlief. Es stimmte, was man ihnen gesagt hatte. Er schlief jetzt immer mehr. Aber er hörte zu, wie Brynjar ihm erzählte, was mit seinem Bruder geschehen war und es schien, als würde er etwas davon begreifen. Asgeir tat nicht viel mehr, als seine Hand zu halten und dem Isländisch seines Bruders zuzuhören. Einmal zwischendurch schaute er zu Freyja herüber und Asgeir nahm dann auch ihre Hand. Der Alte lächelte, als würde er verstehen. Dann kam Asgeir auf die Idee, ein paar Fotos zu machen, die ersten Fotos mit seiner richtigen Familie und er würde dafür sorgen, dass ein besonders schönes in Arnars Zimmer kam. Vielleicht würde er sich dann später wieder erinnern. Schließlich nahmen sie Abschied. „Wir kommen wieder, sobald du ein paar Sätze in Isländisch hinbekommst", sagte Brynjar, dann machten sie sich auf den Heimweg. 

Das Meer war ruhig und in der Abendsonne sahen sie ein paar Wale an er Oberfläche beim Spiel. Wieder ließ Brynjar die Maschinen stoppen, um die Tiere nicht zu verschrecken. Asgeir machte ein paar Aufnahmen und als sie weit genug entfernt waren, fuhren sie weiter, bis sie den Hafen von Husavik erreichten. Als sie zuhause ankamen, waren die Kinder bereits im Bett und Vigdis wartete ungeduldig auf das Ergebnis der Fahrt. Zu hören, dass alles gut war und ihre Familie nun endlich Frieden finden konnte, war fast zu schön, um wahr zu sein. Während des Abendessens ließ sie sich alles genauestens erzählen und schlug dann vor, alles mit einem Fest zu feiern. Asgeir wusste erst nicht, was er davon halten sollte, doch Brynjar war sofort begeistert. „Natürlich machen wir das. Es müssen doch alle wissen, dass du zurück bist und zur Familie gehörst." „Das stimmt", fand Freyja, „da sind sicher viele Freunde und Verwandte, die dich begrüßen oder kennenlernen wollen." Das musste er natürlich einsehen, außerdem würden sich die Leute sonst wundern, wo er auf einmal herkam, wenn man es ihnen nicht erklärte. 

Vidgis versprach, sich gleich am nächsten Tag darum zu kümmern. Ihre Studentinnen würden ihnen sicherlich gern helfen und für die Kinder wäre es auch eine Freude. Arnar und Soley waren schon jetzt kaum zu bremsen gewesen und wollten unbedingt ihren Freunden erzählen, dass sie einen Onkel hatten. Damit war es beschlossene Sache. Nach dem Essen gingen diesmal Freyja und Vigdis zum Hot Pot. Asgeir und Brynjar sahen sich alte Fotos an, die sie als Kleinkinder zeigten. Vor allem seine Mutter hatte es Asgeir angetan. Die Ähnlichkeit zu ihr war nicht zu übersehen. Auf späteren Fotos, nur mit Brynjar, sah sie immer irgendwie traurig aus, auch wenn sie lächelte. „Was ist mit ihr?", wollte er wissen. Brynjar hatte mit der Frage gerechnet, wollte aber nicht die ganze Wahrheit sagen. Noch nicht. „Sie hatte einen Unfall, ich möchte jetzt nicht darüber reden, okay?" Asgeir nickte und merkte, wie schwer es seinem Bruder fiel, überhaupt über sie zu sprechen. Er legte ihm einen Arm um die Schulter, was sich absolut richtig anfühlte. Sie gingen zu Babyfotos von Brynjars Kindern über. Irgendwann kamen Freyja und Vigdis zurück und meinten, sie hätten noch den Rest ihres Lebens, um alles Verlorene nachzuholen, jetzt aber sei es Zeit für die Frauen und das Bett.


Rückblende am Hot Pot:

„Wie lange kennst du Asgeir?"

„Seit er hier angekommen ist. Etwas mehr als eine Woche."

„Das ist nicht lange."

„Nein, aber es reicht. Dass ich ihn will, wusste ich sofort und dass ich ihn nicht wieder hergebe, weiß ich seit wir im Hochland waren. Wie war das bei dir?"

„Wir haben uns auf der Uni kennengelernt. Alle waren verrückt nach ihm, aber er war ständig nur dabei, irgendwelche Experimente zu machen, also bin ich auch solange in die Labors, bis er mich bemerkt hat. Ich hab's auch gleich gewusst." Vigdis lächelte bei der Erinnerung.

„Schade, dass er das nicht zuende gemacht hat", sagte Freyja.

„Familie war und ist ihm wichtiger."

„Das merkt man."

„Willst du Kinder von Asgeir?"

„Ja sicher, wenn er auch will."

„Er wird schon wollen. Das bleibt nicht aus."

Freyja lächelte bei dem Gedanken. Sie stellte sich vor, wie das wäre, sie, er, ihre Kinder und ihr kleiner Eythor.

„Ich habe schon eins, bei meinen Eltern in den Westfjorden", sagte sie dann. Irgendwie schien es ihr richtig, darüber zu reden. „Asgeir weiß noch nichts davon. Der Kleine wird bald zwei Jahre alt."

„Warum ist er nicht bei dir?"

„Ich wollte, dass immer jemand für ihn da ist und ich wollte eine Arbeit finden. Also ist er bei ihnen und ich bin in Reykjavik."

„Wo ist der Vater?"

„Irgendwo auf See. Wir haben nicht zusammengepasst und Ich wollte nichts mehr von ihm."

„Du solltest es Asgeir bald sagen."

„Ja, sicher. Ich hätte das längst getan, aber dann dachte ich, seinen Bruder zu finden ist wichtiger."

„Den hat er jetzt gefunden."

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