Freyja hatte Alec mit dem Jeep direkt zum Flughafen gefahren und ihm viel Glück gewünscht. Zum Abschied gab sie ihm einen flüchtigen Kuss, der ihn überraschte. Auch hatte er ihre letzten Worte, bevor er hinter der Passkontrolle verschwand, nicht mehr richtig verstanden, aber er glaubte so etwas wie „bleib nicht so lange weg", gehört zu haben. Er nickte und winkte noch einmal, dann musste er sich beeilen. In der Maschine bestellte er sich einen Tequila, immerhin schlief er danach den Rest des Fluges.
Die Maschine aus Keflavik landete schließlich in Heathrow und unten in der U-Bahn-Station des Flughafens war alles wie immer. Alec hatte Gwen kurz vor dem Abflug doch endlich mit dem Handy erreicht und sie hatte so getan, als hätte sie seine Nachrichten nicht abgehört, allerdings hielt er das für sowas wie ihre Strategie und er ließ es so gut sein, weil er nicht schon wieder streiten wollte. So teilte er ihr mit, dass er einen wichtigen Grund hatte, sofort nachhause zu kommen. Er würde ihr dort erklären, was eigentlich los sei. Sie war natürlich froh, dass er kam. Als sie das sagte, meinte er, dass er sich auf sie freue und verabschiedete sich mit einem „hab dich lieb", was sie am anderen Ende der Leitung wiederholte. Seltsam nur, dass Alec es ihr nicht wirklich glauben konnte. Und noch seltsamer, dass ihm auch seine eigenen Worte im Nachhinein nur wie leere Worthülsen vorkamen. Konnten sich seine Gefühle, ohne dass er es bemerkt hatte, so sehr verändert haben? Oder hatte er sich verändert? Er schob die Gedanken beiseite. Er war gerade in einer emotionalen Krise und konnte deshalb seine Gefühle nicht richtig einschätzen. Das musste es sein. Und bestimmt wüsste er wieder, was ihn und Gwen verband, sobald er sie wiedersah.
Als er dann in der Bahn saß, musste er daran denken, wie eilig er sich von Freyja verabschiedet hatte. Er hätte sie richtig küssen sollen, ihr sagen sollen, dass er den Trip nach Höfn mit ihr trotz allem sehr schön fand. Er sollte sich eigentlich weniger Gedanken darüber machen. Wichtiger war es nun herauszufinden, ob seine Eltern ihm etwas verheimlicht hatten. Um das herauszufinden, brauchte er erst einmal hundertprozentige Gewissheit, ob seine Eltern auch seine leiblichen Eltern waren. Er überlegte einen Freund anzurufen, der Arzt war. Sicherlich wüsste der, wie sich das nach dem Tod seiner Eltern noch feststellen ließe. Es mussten ja irgendwo Unterlagen existieren über ihre Blutgruppen oder ähnliche Dinge. Es müsste eine Geburtsurkunde geben.
Er schickte dem Arzt eine Sms, mit der Bitte, ihn anzurufen, sobald er könne. Es sei dringend. Dann rief er bei Gwen an. „Hallo Precious, ich bin gut gelandet. In einer Stunde bin ich bei dir." Na, hoffentlich kam jetzt nicht wieder eines dieser Funklöcher. Obwohl er schon einige Jahre in London lebte, konnte er immer noch kein System für den Handyempfang unter der Erde erkennen. Als er endlich in der Innenstadt ankam, konnte er am zunehmenden Verkehr feststellen, dass es viertel vor sieben war. Heute würde er bei keiner Behörde mehr etwas erreichen.
Gwens Wohnung lag in Kensington und war von der U-Bahn-Station in wenigen Minuten zu erreichen. Er machte noch bei ihrem Lieblings-Chinesen Halt und holte das Takeaway, das sie sich immer holten, wenn er bei ihr war. Der Chinese bestaunte den Islandpullover und wünschte augenzwinkernd einen schönen Abend. Oben im dritten Stock des großen Wohnkomplexes mit dem typischen rötlichen Backstein, stand die Wohnungstür nur angelehnt. Gwen hatte seine Nachricht also bekommen. Er ging hinein.
„Gwen, hallo, ich bin zurück!", rief er. Sie kam aus dem Wohnzimmer.
„Hey, Alec, endlich, ich habe dich so vermisst!" Sie fiel ihm direkt ungewohnt stürmisch um den Hals, sodass er die Tüte vom Chinesen gerade noch abstellen konnte.
„Ich dich auch."
„Na das will ich auch hoffen", sagte sie und legte dieses Lächeln auf, dass ganz klar darauf hindeutete, dass ihr nicht nach einem Essen sondern nach was anderem zumute war. Dann küsste sie ihn. Er schob mit einem Fuß die Tür hinter sich zu und stieg auf ihre Küsse ein. Warum auch nicht? Sie legte ihre Arme um seinen Hals und er roch ihr Parfüm, und stellte sich vor, dass es nach Sommerblumen roch, was es nicht tat. Sie küsste ihn weiter, während sie ihn mit sich zog.
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Island Saga
General FictionAlec, ein junger Fotograf aus London, reist nach Island, um dort Fotos zu schießen. Dort angekommen spürt er eine Verbindung mit Orten und Menschen, die er sich nicht rational erklären kann. Doch alles wird noch mysteriöser, als er in einer Ausstell...