Freyjas langes, dunkles Haar wehte im sanften Wind und wenn er nicht befürchtet hätte, ihr weh zu tun, hätte er ihre Hand noch fester gehalten. So jedoch war die Hälfte des Felsenplateaus bereits erklommen und schon von hieraus hatte man eine unglaubliche Aussicht. „Es ist schön hier", fand er. Freyja nickte und gab ihm einen Kuss, als er zur Kamera greifen wollte. „Lass uns noch ein Stück weitergehen." Er nickte und langsam machten sie sich weiter auf den Weg nach oben. Er wusste nicht, ob der Wind mit jedem Höhenmeter zunahm, aber es kam ihm so vor. Dann plötzlich, als sie oben angekommen waren, war es windstill. Die Sonne schien, bestimmt bekam er jetzt wieder diese Sommersprossen, aber Sonne auf der Haut war einfach zu schön um sich mit einer Kappe zu schützen. Tatsächlich konnte man von hier oben unglaublich weit gucken. Draußen auf dem Meer sahen sie die Boote und ein, zwei große Schiffe. Auf der anderen Seite hatte er das Gefühl bis fast zu den Gletschern des Hochlandes zurück sehen zu können. Freyja saß auf einem der Steine. die hier oben lagen, als sei das ihre Bestimmung. Jetzt wollte er aber unbedingt ein Foto. Er holte die Kamera heraus und schaute durch die Linse und drehte am Projektiv, wenn Freyja gleich den Kopf heben und zu ihm drehen würde, würde er abdrücken. Doch genau in dem Moment hätte er beinah die Kamera fallen lassen, ein Windstoß hatte ihn direkt von hinten erwischt. Wo kam der her? Eben noch war Flaute gewesen. Freyja kam auf ihn zu, gab ihm einen Kuss und nahm ihm die Kamera ab. „Lass uns hier oben keine Bilder machen." Er schaute sie verwundert an und hätte wohl entgegnet, dass er unter anderem deshalb hier war, wenn sie nicht ganz nah an sein Ohr gekommen wäre. Er konnte ihren regelmäßigen Atem spüren, als sie hauchte: „Du würdest auch nicht wollen, dass jemand ungefragt dein Wohnzimmer fotografiert." Unsicher, was er davon halten sollte, steckte er die Kamera weg. Sie blieben noch einen Moment und schauten in die Welt. „Schau, da unten kommt ein Wagen", stellte Freyja fest, „ich glaube Vidgis kommt mit den Kindern zurück." Wie lange sie wohl schon hier oben waren? Aber Freyja hatte recht, da unten kam ein Wagen, doch es stieg niemand aus.
Nach einer Weile drehte das Auto und fuhr zurück. „Touristen, der hat sich bestimmt verfahren." „Lass uns wieder gehen." Freyja strich ihm die Strähnen aus dem Gesicht und er schulterte sein Equipment. Etwas unterhalb setzte der Wind wieder ein und er fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte, aber im Moment wagte er nicht zu fragen. Als sie weiter unten und ein bisschen vom Felsen entfernt waren, machten sie Pause. Zu schnell mussten sie auch nicht wieder am Haus sein und sie hatten noch Kekse. Asgeirs Nase verschwand gerade in ihrem Haar. „Hm du riechst gut." Sie drehte sich zu ihm und küsste ihn sanft und langsam und wiederholte die Worte, die sie schon im Hochland geflüstert hatte. Er konnte sich mittlerweile denken was sie bedeuteten, aber sicher war er sich nicht. Seine Küsse wurden fordernder doch Freyja hielt inne und sie sah ihm einen Moment tief in die Augen, bevor sie einmal tief durchatmete. Was kam jetzt? Er nahm ihre Hand. Egal was sie jetzt sagen würde, es schien ihr nicht so leicht zu fallen. „Ich wollte dir schon längst etwas sagen..." Sie atmete noch einmal. „Ich habe einen..." Sie war nicht verheiratet, so viel wusste er, aber was konnte sie noch haben? „...kleinen Sohn." Damit hatte er nicht gerechnet. Er blinzelte einmal überrascht.
Sie hatte sich alles zurechtgelegt, oben auf dem Felsen wollte sie es sagen. Doch dann waren sie gegangen, bevor sie den richtigen Moment gefunden hatte. Am liebsten wäre sie auf seine fordernden Küsse eingegangen, doch sie musste es ihm endlich sagen und irgendwie hatte sie den idealen Zeitpunkt wohl schon verpasst, wenn es ihn überhaupt gab. Jetzt schaute sie Sunshine an und ihr kam nur dieser schlichte Satz über die Lippen. Sie hatte einen Sohn. Oh, warum sagte er nichts? Gut, dann würde sie mehr erzählen...
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Island Saga
General FictionAlec, ein junger Fotograf aus London, reist nach Island, um dort Fotos zu schießen. Dort angekommen spürt er eine Verbindung mit Orten und Menschen, die er sich nicht rational erklären kann. Doch alles wird noch mysteriöser, als er in einer Ausstell...